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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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das harte Gestein, angetrieben von einer Kraft, die ich nicht für möglich gehalten hatte. Die Schaufelklauen schlossen sich, wie wenn man mit einem Spaten Lehm aus einer Wand herauslöst, und ein Stück Mauerquader bröckelte ab. Die Arme zogen sich zurück und der herausgeschnittene Gesteinsblock wurde aus der Wand gezogen wie eine Schnitte aus einer Melone. Dann öffneten sich die Klauen und der Gesteinsblock kollerte hinab in die See. Der Arm streckte sich wieder nach vorn, die unheimliche Kreatur schob sich ein wenig weiter hinein, um den nächsten Block zu lösen.
    Die Priorin ließ vom Hof mit Hebebühnen an Flaschenzügen große Steine zur Brustwehr hinaufschaffen, schwere Brocken, die von mehreren Personen auf die Brustwehr gehebelt werden mussten, bevor man sie abwerfen konnte. Aber inzwischen hatte der Angriff in der Mauer selbst Fuß gefasst. Die schweren Steinbrocken durchschlugen das äußere Widerlager der Zugbrücke und einer der Riesenskorpione verlor den Halt und fiel die steinige Böschung hinab in die See. Die anderen jedoch nahmen die Treffer der schweren Brocken hin, als wären es Seifenblasen, die auf ihren Panzern zerplatzten, fraßen sich weiter in das massive Gestein der Mauer und rissen Stücke heraus.
    Mehr Feuer, in Verzweiflung befohlen, und ebenso wirkungslos. Die Riesenskorpione leuchteten auf, waren eingehüllt in Feuer, das die Augen blendete, und hielten keinen Augenblick in ihrem Zerstörungswerk inne. Ein weiterer Brocken, geschickt über die Brustwehr geschoben und sorgfältig gezielt, traf eines der flammenden Rieseninsekten seitlich und stieß es ins Wasser. Aber das war der einzige Erfolg. Ich beobachtete seinen Fall, wusste aber, dass die anderen, die nicht so nahe an der äußeren Böschung der Aufschüttung arbeiteten, nicht auf die gleiche Weise ausgeschaltet werden konnten. Sie hatten ihre stumpfen Köpfe jetzt in der Mauer.
    Als der flammende Riesenskorpion in die winterliche See fiel, entstand ein lautes Zischen und Blubbern, und inmitten des Tumults hörte ich ein scharfes Knacken wie von einem im Frost brechenden Ast.
    Die Verteidiger überschütteten die anderen weiter mit brennendem Pech und Öl - etwas Anderes war ihnen nicht möglich -, aber die Kreaturen kümmerte es nicht, als wären sie selbst aus Stein und genauso undurchdringlich.
      Stein. Der Zauberstein war nicht ganz mineralisch gewesen, hatte Silvus gesagt.
    Ich ließ die Zinne los, hinter der ich stand, und rief zu Silvus hinüber. Er stand über die Brustwehr gebeugt und starrte mit hochgeschobenem Visier und tiefem Schrecken in den Zügen hinunter, wo die Riesenskorpione sich unaufhaltsam in die Festungsmauer bohrten. Erst der dritte Ruf fand sein Gehör.
    »Stein! Sie sind aus lebendigem Stein!«
    »Wie? Ah, ja. Vielleicht.« Mehr schien er nicht zu wissen und wandte sich wieder dem Schauspiel unter ihm zu. Ich musste zu ihm hin und ihn schütteln.
    »Stein!«, rief ich ihm ins Ohr. Er wandte ärgerlich den Kopf. »Wie bricht man Stein? Stein, der zu hart für einen Hammer ist, zu groß für eine Spitzhacke?«
    »Was?«
    »Erinnerst du dich? Die Nacht auf dem Pass, wo der Frost die Steinblöcke sprengte. Hörtest du nicht den Knall vorhin?« Ich zeigte hinunter zur Brandung. »Es hörte sich an wie ein Fass, das auf ein Pflaster fällt und platzt.« Ich hatte keine Zeit für weitere Erklärungen. Ich konnte ihm nur die Antwort zurufen. »Sag ihnen, sie sollen Essig hinunter gießen!«
    »Essig?« Er runzelte die Stirn. »Aber Essig wird das Feuer löschen…«
    Er schien so schwer von Begriff, dass ich drauf und dran war, ihm eine Ohrfeige zu versetzen. »Ja! Und sie abkühlen. Plötzlich. Was geschieht, wenn du Stein bis zur Rotglut erhitzt und dann mit Wasser übergießt?«
    Er blinzelte, zog die Brauen zusammen, dann erschien ein Licht in seinen Augen. Er wandte sich um und hielt Ausschau nach der Abschnittsleiterin, der wir zugeordnet waren. Sie stand zehn Schritte entfernt und dirigierte die von Novizinnen herbeigeschleppten Eimer mit Steinöl zu den Stellungen, wo sie über die flammenden Angreifer entleert werden sollten. Diszipliniert, entschlossen, unverzagt, Orden durch und durch. In diesem Augenblick löste sich ein zehn Schritte langes Stück der Quaderverkleidung aus der Mauer und polterte herab. Die Riesenskorpione schienen sich zu ducken, als die mächtigen Quader auf sie herabpolterten, aber sie hielten aus. Nun war der Mauerkern aus Bruchsteinen und Geröll freigelegt, und wir

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