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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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aufgeschütteten Gestein. Noch eine Woche, und sie werden unter der Mauer sein.«
    Sie sah mich von der Seite an. »Ja, ich dachte, sie würden weniger Zeit benötigen. Die Strömung, die durch die Lücke zieht, muss stärker sein, als wir dachten.«
    Ich presste die Lippen zusammen und beobachtete die Säue, wie sie den Sicherheitsabstand des Grabens verringerten.
    »Sie möchten gern einen Ausfall unternehmen«, sagte Schwester Winterridge. Es war keine Frage. Wahrscheinlich machte ich ein besorgtes Gesicht. Sie beobachtete mich kühl. »Das ist keine nützliche Idee. Warten Sie, bis sie unter den Mauern sind. Dort können wir sie treffen. Dies kostet sie bloß Zeit, aber das genügt auch, einstweilen.«
      Ihr ruhiger Ton ärgerte mich, wirkte aber zugleich beruhigend. Sicherlich war die Zeit ein wichtiger Faktor. Wir wurden inzwischen mit Belagerungsrationen verpflegt. Es gab noch keine Knappheit, aber die Priorin war entschlossen, alles zu tun, damit wir die Belagerung durch das Dunkel länger aushalten würden, als jene es konnten. Sie mussten ihren gesamten Nachschub über den winterlichen Ozean von Ctersi herbeischaffen.
    Aber warum sich den Kopf über Lebensmittelnachschub zerbrechen? Warum nicht einfach Untote gebrauchen, die nichts aßen und denen weder Schmerz noch Kälte etwas ausmachte? Ich fragte Silvus, der auch verständig dreinschaute, was bei ihm öfter vorkam. Aber seine Antwort ließ auf sich warten und die Pause ärgerte mich. »Wenn du es nicht weißt, sag es einfach«, bat ich, und er quittierte es mit einem verdrießlichen Blick.
    »Es liegt an Steuerungsproblemen«, erwiderte er. Seine Stimme blieb trocken und schulmeisterlich. »Mit lebenden Geschöpfen, selbst unnatürlichen, hat er ihren eigenen Verstand und ihren Überlebenswillen, die ihm helfen. Er braucht sie nur zu beherrschen. Bei Untoten hat er weder das eine noch das andere. Er muss jede Handlung, jede Bewegung steuern. Die Zahl derer, die er so steuern kann, ist sehr begrenzt, denn jeder Einzelne bedarf seiner Aufmerksamkeit.«
    Wir reinigten unsere Ausrüstung, bevor wir uns schlafen legten. Die Säue waren wieder zehn Schritte vorangekommen. Noch zwei Tage, und sie würden unter den Mauern sein, wo die Verteidiger anfangen konnten, unangenehme Dinge auf sie herabfallen zu lassen. Ich hoffte, dass es drüben bei den Kobolden der Arbeitstrupps genug helle Köpfe geben würde, die die Aussichtslosigkeit ihres Unternehmens erkannten und sich rechtzeitig davonmachen würden. Es war schwer vorstellbar, was sie gegen die Mauern ausrichten wollten, wenn sie den Graben zugeschüttet hatten. Mit Spitzhacken oder Bohrern an diese Mauern heranzugehen, käme dem Versuch gleich, einen Troll mit einem Zahnstocher zu erstechen. Sturmleitern würden vertikale Warteschlangen zum Selbstmord sein. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nun, dann wird er Zahlen brauchen. Wie wird er über die Mauer kommen?«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Und ich glaube nicht, dass er eine hat. Hoffen wir, dass ich Recht habe. Gute Nacht.«
    Ich hätte ihn nicht ärgern sollen, dann wäre es mir vielleicht gelungen, mehr aus ihm herauszuholen. Aber ich wusste, dass er die Nacht und die Träume fürchtete. Den ganzen Tag hatte er ein Gesicht gemacht, als hielte ihm jemand eine tote Katze unter die Nase. Reaktion auf das Dunkel.
    Sie benötigten zwei Wochen, um den Graben aufzufüllen, und die gesamte Operation verlief glatt und gründlich. Man sah, dass drüben geschickte Leute am Werk waren. Jemand dort draußen verstand sich auf sein Geschäft. Als der Graben gefüllt war, wurden die Säue näher herangeschoben. Wir ließen Haken an Seilen hinab, um eine oder zwei umzuwerfen, aber sie waren ungeheuer schwer, und unsere Versuche schlugen fehl.
    Dann kam die Nacht, als keine Felsbrocken mehr in die Lücke fielen. Es wurde still, bis wir aus den inneren der zwölf Säue, die überlebt hatten, Hammerschläge hören konnten. Dann klappten die Frontseiten wie Zugbrücken mit lautem Krachen herunter, und mit Geschrei brachen die Angriffsabteilungen vor, Sturmleitern auf den Schultern.
    Wir wurden zur Verstärkung der Besatzung auf den äußeren Mauerring befohlen. So waren wir, die Tenabrer, unter den Ersten, die dem Dunkel gegenüberstanden.
    Plötzlich übergossen Ströme goldenen Feuers die Außenmauern der schwarz in die Nacht ragenden Festung.
    Flammendes Öl ergoss sich von den Pechnasen, erhellte die Nacht und verbrannte das Dunkel, und die Luft war erfüllt von

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