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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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eine stumpfrote Masse, in der das blanke Metall von Waffen in der späten Sonne glänzte.
    Ich blickte auf. Es war einer jener schönen Wintertage, an denen man den Schnee im Wind riechen kann, obwohl die Wolken noch nicht zu sehen sind. Es war ein sonniger Tag von spröder Kälte. Die Sonne sank bereits dem Horizont entgegen. In zwei Stunden würde es Nacht sein und ein Wetter aufziehen.
    »Sie werden es nie bei Tageslicht versuchen«, sagte die magere Frau, aber es klang wie eine Frage.
    »Ich weiß nicht.« Mercedas Stimme klang undeutlich, voll Ungewissheit. Ich hatte sie noch nie unsicher erlebt. Ihre Augen waren zusammengekniffen, sie hatte den Kopf zurückgelegt, als hätte man ihr eine Frage gestellt, die sie nicht beantworten konnte.
    »Also Bereitschaft?«, drängte die Adjutantin.
    »Ich weiß nicht… Ja. Aber noch nicht. In zwei Stunden, oder wenn sie sich in Bewegung setzen. Lassen wir so viele wie möglich schlafen. Ich muss gehen und beten. Behalten Sie den Feind im Auge und lassen Sie mich sofort holen, wenn er in Bewegung kommt.«
    Sie machte kehrt und klapperte die Leiter hinunter, gefolgt von ihrer Begleitung. Die lange Adjutantin nagte an der Unterlippe. Sie winkte Schwester Winterridge zu sich.
    »Unter den Umständen sollten wir vorbeugende Maßnahmen treffen, Schwester. Sie sind mit Ihrer Reserve zu weit von der äußeren Mauer entfernt, wenn der Feind einen weiteren gezielten Ansturm beabsichtigt. Postieren Sie sich mit Ihren Leuten im äußeren Burghof.«
    »Ja, Schwester. Was ist mit dem Flugdrachen?«
    Also war das der Grund unserer Anwesenheit hier oben.
    »Die Ballistas hier sollten ihn abwehren können, wie wir schon gesehen haben. Wenn nicht, werden wir den Bergfried räumen und von unten Brandpfeile schießen. Das wird ihn vertreiben.«
    Wenn Schwester Winterridge ihre Zweifel an dieser Strategie hatte, ließ sie es sich nicht anmerken. Und der Grundgedanke war vernünftig. Sie führte uns die nicht enden wollende Wendeltreppe hinunter und hinaus über den Hof. Ich zählte ohne Eile bis dreihundert, bevor wir auf dem Hof ankamen. Burgen sind in kürzerer Zeit in Feindeshand gefallen. Wir richteten uns zum Warten ein.
    »Beobachter zur Mauer?«, fragte Silvus.
    »Ja. Gehen Sie selbst und nehmen Sie einen Melder mit. Alle anderen können sich Sitzgelegenheiten suchen und ihre Ausrüstung reinigen.«
    Er nickte mir zu und wir erstiegen die Treppe zum Wehrgang.
    Die Mauer war von Novizinnen und ein paar Schwestern schwach besetzt. Sie schienen froh, uns zu sehen. Ein Bolzen traf die Zinne bei meinem Kopf, schlug Splitter und Funken heraus. Die Schützenlinie der Kobolde war gute zweihundert Schritte entfernt. Ein ausgezeichneter Schuss; diese stählernen Armbrüste schafften eine Schussweite, die sich sehen lassen konnte.
    Aber man muss stillstehen, während man den Hebel zieht oder die Kurbel dreht, um die Armbrust zu spannen. Die Galerie unter uns, wo die Schießscharten lagen, zahlte mit gleicher Münze zurück und drei Bolzen flogen auf den Schützen zurück. Er wurde getroffen oder warf sich flach zu Boden; es war zu weit, um sicher zu sein. Außerdem interessierte ich mich mehr für das Geschehen weiter oben auf der Anhöhe.
    Die in Blocks angetretenen Truppen waren wie für eine Parade angeordnet. Ich schüttelte den Kopf und sah wieder hin. Ja, unverkennbar. Fünf Abteilungen in tiefen Formationen, nicht wie die Kolonnen, in denen sie vorher marschiert waren. Wenn sie sich in Bewegung setzten, würden zwei Abteilungen vorn marschieren, drei hinter ihnen, die zugleich als Flankendeckung der vorderen dienten. Wer dort drüben Befehle gab, musste Erfahrung im Manövrieren mit größeren Truppenteilen haben. Die Formation war alles andere als instinktiv oder willkürlich. Ich hatte nicht gewusst, dass Meister der Schwarzen Magie eine konventionelle militärische Ausbildung haben müssen.
      Und vor ihnen waren Punkte am Hang der Anhöhe zu sehen. Gold auf Braun, schwierig auszumachen, aber mit einem leicht schimmernden Widerschein der sinkenden Sonne. Standartenträger? Ich blickte zu Silvus. Er verriet nichts.
    Kurz darauf berührte die Sonne den Horizont und glitt rasch ins dunkle Wasser. Die erste Nachtwache zog auf, die Tagwache wurde abgelöst. Wir würden die Erstere noch vor Mitternacht ablösen, oder auf Befehl. Ich wandte mich um und blickte hinunter in den Hof. Die Leute unserer Kompanie reinigten Waffen und Kettenhemden. Nur Schwester Winterridge erwiderte meinen Blick vom

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