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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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leise, als dass ich Worte hätte verstehen können. Nach einiger Zeit kam Silvus nach vorn, um neben mir zu gehen, während ich das vierte Pferd führte, auf dem Grames zusammengesunken saß.
    »Nun?«, fragte er Grames. Ich blieb still und konzentrierte mich darauf, den Weg zu bahnen und dabei möglichst wenige Spuren zurückzulassen. Der Mond war aufgegangen, und zwar beinahe halb, was hilfreich war.
    Grames stöhnte wieder und wankte im Sattel, als er sich aufrichtete. »Ich entkam«, sagte er.
    Silvus nickte. »Warum?«
    »Früher oder später hätten sie entdeckt, dass ich keine eigene Kraft habe«, sagte er. »Und dann würde Leutnant de Barras… nun ja…«
    »Unzufrieden mit Ihnen sein. Fürst Nathan zweifellos auch, wenn er davon erführe. Wie wir alle gesehen haben, neigen diese edlen Herren dazu, ihre Unzufriedenheit in unmissverständlicher Weise auszudrücken. Also suchten sie das Weite, solange es noch möglich war, wie?«
    »Leutnant de Barras wollte, dass ich die gleiche… Technik wie zuvor gebrauchte, um Sie wiederzufinden. Er wurde ungeduldig mit meinem mangelnden Erfolg. Ich musste fort.«
    »Hm. Aber wie fanden Sie uns dann?« Wenn Grames das fertiggebracht hatte, konnte Barras es erst recht. Die gleiche Frage hatte mich beunruhigt.
    Aber Grames verzog das Gesicht in einem schwächlichen Lächeln. »Darf ich Sie daran erinnern, Ser de Castro, dass Sie es waren, der mich fand.«
    Silvus blickte zu ihm auf. In seinen Augen lag ein harter Glanz. »Ich stelle Ihnen diese Frage noch einmal«, sagte er mit Betonung, »und wenn Sie nicht am eigenen Leibe erfahren wollen, was mein Knappe durchgemacht hat, werden Sie mich diesmal nicht wie einen Dummkopf behandeln. Wie kam es, dass Sie ungefähr wussten, wo wir sein würden?«
    Grames befeuchtete sich die Lippen. Silvus starrte ihn an und wartete. »Ich wusste, dass Sie in die westlichen Marken gehen würden«, antwortete er schließlich. »Sie versuchten es letztes Mal. Und ich wusste, dass Sie vor nicht langer Zeit im Westen gewesen waren, also vermutete ich, dass Sie dorthin zurückkehren wollten. Das gab mir eine ungefähre Richtung. Und ich dachte mir, dass Sie zu den Kobolden gegangen sein mussten, weil ich wusste, was Arienne tun würde. Vorausgesetzt, Sie würden Hilfe von ihnen bekommen – die Kobolde verbünden sich immer mit den Mächten des Dunkels –, würden Sie so lange wie möglich dort verweilen, um Ihrem Knappen de Parkin Gelegenheit zur Wiederherstellung zu geben, aber die Reise antreten, bevor die Verstärkungen von Seiner Hoheit eintreffen konnten. Dass Sie diesen Zeitraum würden einschätzen können, war mir klar. Das gab mir einen ungefähren Hinweis auf den Zeitpunkt Ihrer Abreise, und daraus ließ sich die Entfernung berechnen, die Sie zurückgelegt haben konnten. Eine ungefähre Schätzung der Richtung und Entfernung war daher möglich. Außerdem war ich überzeugt, dass mein Mündel Ihnen Kundschafterdienste leisten würde. Es genügte beinahe.«
    Beim Sprechen hatte er trotz seines erschöpften Zustandes Zuversicht gewonnen, und ich musste zugeben, dass es eine elegante Kette logischer Überlegungen seinerseits gewesen war. Als ich mich nach Arienne umsah, bemerkte ich sofort ihre steife Haltung mit eingezogenen Schultern und gesenktem Kopf. Einem inneren Drängen folgend, gab ich den Zügel Silvus in die Hand und wartete, bis sie herankam. Er konnte den Weg bahnen und Grames gleichzeitig verhören; Silvus war vielseitig. Als Arienne herangekommen war, ging ich neben ihr und nahm ihre Hand.
    Sie legte ihren Arm um meine Mitte und lehnte den Kopf an meine Schulter. Ihr Haar duftete nach wildem Thymian und dem Dunst des Abends. Wie von selbst wanderte mein Arm um ihre schmale Taille, und wir gingen im Mondschein weiter, als kämen wir von einem Dorftanz über die Felder nach Haus.
    Silvus blieb im Gespräch mit Grames. Er konnte die ganze Nacht mit ihm reden, wenn er wollte, ich hörte nicht zu. Ich hatte genug, worauf ich mich konzentrieren konnte. Aufzupassen, dass meine Füße am Boden blieben, zum Beispiel.
    »Sie verbünden sich immer mit dem Dunkel, sagt er«, bemerkte Arienne nach einer Weile. Sie sprach in ruhigem Ton, aber in den Worten lagen Zorn und Empörung. Dann seufzte sie. »Vielleicht sieht es für manchen so aus.«
    »Das mag für einen Mann zutreffen, der blind ist gegen alles außer seinem eigenen Vorteil. Aber ich sagte dir, was es mit Barras auf sich hat, und nun hast du gesehen, was ich meinte. Und ich

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