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Tenebra 2 - Dunkle Reise

Tenebra 2 - Dunkle Reise

Titel: Tenebra 2 - Dunkle Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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unterhalb des Tümpels und zog in einem Bogen auf der anderen Seite weiter hinauf.
    »Dann werde ich mich um die Tiere kümmern«, erbot ich mich.
    »Keine Eile. Lass dir Zeit. Weck Arienne nicht – als wir Halt machten, war sie ziemlich erledigt.«
    Ich widerstand meiner ersten Regung, statt ihrer Grames zu wecken. Die Pferde waren in ordentlichem Zustand. Ich gab ihnen den größten Teil des verbliebenen Hafers – sie würden hier genug Zeit zum Grasen haben, aber Blähungen bekommen, wenn sie nichts als Grünfutter fraßen. Außerdem wollte ich, dass sie mich mit Hafer in Verbindung brächten. Ich rieb sie mit trockenen Grasbüscheln ab und reinigte ihre Hufen, während ich ihnen begütigend zuredete. Eine ruhige Nacht, und sie würden am Morgen umso frischer sein.
    Arienne wachte erst auf, als es dämmerte, und dann war es zu spät, um nach Adlern Ausschau zu halten. Sie würden irgendwo in der weiten Leere ihre Schlafplätze aufgesucht haben, denn der Himmel dunkelte, es war die Stunde der Nachtraubvögel. Sie fand ein paar Reiher, die südwärts zu ihren Schlafplätzen flogen, aber nichts in der Richtung, aus der wir gekommen waren. Eulen waren ausgezeichnete Beobachter innerhalb eines begrenzten Gesichtsfeldes, aber nicht interessiert an Flügen hoch über weiten Flächen offenen Landes. Im Tiefflug lautlos über die Heide zu segeln oder in einer Astgabel zu sitzen, die Umgebung zu beobachten und zu warten, bis die Mahlzeit vorbei kam, war mehr ihr Stil.
    »Macht nichts, denke ich«, sagte Silvus. Er war zum Wasser heruntergekommen, während ich mein Möglichstes tat, einen Pferdeknecht nachzuahmen, und suchte das sumpfige Ufer des kleinen Tümpels ab. »Nach der Mühe, die wir uns gegeben haben, würde sogar Herne, der Jagdgott, Mühe haben, uns zu folgen. Wir werden uns am Morgen wieder vergewissern. Ah! Hier ist eine.«
    Mit schmatzenden Füßen stieg er an den Rand des Gewässers, zog eine Wurzelknolle heraus und wusch die lehmige Erde ab. Sie war blassorange, knorrig, hatte zwei zugespitzte Enden und war in der Mitte etwa so dick wie der Kreis, den ich mit Zeigefinger und Daumen bilden konnte.
    »Abendessen?«, fragte ich.
    »Sozusagen. Aber versuch nicht, sie zu essen.«
    »Hn? Ah – du meinst, es soll ein Abendessen sein, aber wir können es nicht essen?«
    »Ja. Das ist genau, was ich meine.« Er wandte sich ab, blieb aber mit dem Fuß hängen und verlor für einen Augenblick das Gleichgewicht. Er musste nachtreten, blieb stehen, wandte sich zurück und bückte sich wieder, um den aufgeweichten Boden eingehender zu betrachten. Nach einem Augenblick zeigte er auf etwas. »Sieh dir dies an.«
    Er schob mit der Hand Gras und nasse Erde beiseite und legte einen großen flachen Stein frei, gleich darauf einen weiteren. Mit einiger Anstrengung drehte er sie um, und wieder konnte man die Spuren von Meißelschlägen erkennen. Er streckte die Hand aus und fuhr den Verlauf der alten Straße nach. »Es gab einmal eine Art Brücke über dieses Rinnsal«, sagte er. »Die Straße überquerte es hier, wo wir sind. Wahrscheinlich war sie für Zeiten der Schneeschmelze oder starker Regenfälle erbaut worden, wenn der Wasserlauf stark anschwoll und die Straße vielleicht unpassierbar gemacht hätte. Später wurde die Brücke wie die Straße vernachlässigt, fiel irgendwann ein oder wurde teilweise vom Wasser fortgerissen. Die Trümmer stauten den Tümpel an.«
    Ich betrachtete die Steine und die Umgebung des Tümpels, wo das Wasser ablief. Ja, er hatte Recht. Man konnte es sehen.
    »Ja. So muss es geschehen sein.« Ich stieß einen der Steine mit dem Fuß an. »Ich frage mich, wer Straße und Brücke erbaut hat?«
    Es war eine müßige Frage. Irgendein untergegangenes Volk, vermutete ich, von dem man nichts wusste. Silvus zuckte die Achseln und blickte auf die lehmig verschmierten Überreste ihrer Arbeit. Er bückte sich wieder und streifte mit den Fingern etwas ab, dann schärfte sich sein Blick. Grunzend vor Anstrengung hob er einen der Steine, ließ ihn umgekehrt in den Wasserlauf fallen und spülte anhaftende Erde und Moos ab.
    Ich fragte mich, warum er das tat. Der Stein war behauen, das war eindeutig; es wurde noch deutlicher, als mehr davon zum Vorschein kam. Aber wir wussten es bereits.
    Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Silvus trat von seinem Stein zurück und zeigte auf das, was er freigelegt hatte. Dort waren mit einem Meißel vier gerade Linien in die Oberfläche geschnitten, drei in Form

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