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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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Nase stand ein oben zugespitzter Pfahl. Scheußlich. Über und hinter mir war eine Wand aus Erde, durchsetzt von Steinbrocken. Ich blickte nach rechts und links und sah, dass der Erdwall die Seite eines Grabens bildete, auf dessen Boden wir herausgekommen waren. Ich schob mich ein wenig vorwärts und zwängte mich an dem Pfahl vorbei. Die Nacht blieb still und ruhig.
    Arienne folgte mir. Sobald sie draußen war, wurde das Loch rasch geschlossen. Ich hörte das Scharren des Spatens, der die Erde aufschüttete. Die leisen Geräusche verloren sich rasch, hörten ganz auf. Wir waren jetzt auf uns selbst gestellt.
    Abzuwarten hatte keinen Sinn. Wir durchquerten den Graben und arbeiteten uns auf allen Vieren die innere, abgeschrägte Grabenwand hinauf. Am oberen Rand hielten wir still und spähten umher und lauschten angestrengt.
    Ich suchte den Himmel und die Erde nach etwas ab, das im Dunkeln besser sehen konnte als ich. Damit war es nichts. Heerlager sind keine guten Orte, um Eulen oder Katzen zu finden. Vielleicht gab es in der Burg einen Käfig für Jagdfalken, aber sie flogen nicht bei Nacht, ebenso wenig wie Brieftauben.
    Arienne setzte sich wieder in Bewegung und ich folgte ihr. Das erste Stück krochen wir wie Würmer. Nach einigen fünfzig Schritten hangaufwärts würden wir vielleicht aufstehen können, aber hier, wo Nathans Soldaten gleich hinter der Erdaufschüttung auf der anderen Seite des Grabens erscheinen konnten, war es zu riskant…
    Und dann geschah es. Plötzlich flammte jäher Lichtschein auf, entfernt und schwach, aber für uns hell wie ein Sonnenaufgang. Er warf einen Schatten, wo die Linie der Grabenwand hinter uns ihn abschnitt, und wir befanden uns nur zum Teil in diesem Schatten. Am liebsten hätte ich mich wieder in den Graben zurückgezogen, doch sagte mir der Verstand, dass es albern wäre. In meinem stumpfgrünen und braunen Umhang war ich schwer auszumachen, solang ich mich still verhielt. Bei Nacht war es Bewegung, die von Wachtposten wahrgenommen wurde.
    Doch nun entstand hinter uns Geschrei und Unruhe, ein gutes Stück entfernt, aber irgendwo in Nathans Lager. Jemand geriet in Aufregung und ich hoffte, dass er es sein möge. Nun ertönten auch Trompetensignale.
    Ich blickte zu Arienne. Sie blickte zu mir zurück. »Es ist ein Überfall«, zischte sie. »Der Orden unternimmt einen Angriff auf Nathans Lager. Komm, schnell weiter. Dies könnte nicht besser für uns sein.«
    »Und das Licht?«
    »Je weiter wir uns von ihm entfernen, desto besser. Und der Lärm dort unten übertönt unsere Geräusche. Vorwärts.«
    Tatsächlich hatte das erste Aufflammen ein wenig nachgelassen. Wahrscheinlich ein brennendes Zelt. Arienne kroch weiter den Hang hinauf, tastete mit den Händen vor sich. Dann erhob sie sich auf alle Viere und krabbelte zuversichtlicher weiter. Ich hinterdrein. Das Licht erlosch ganz. Wir krochen in der Dunkelheit aufwärts und ich fühlte mich sicherer.
    So kam es, dass wir buchstäblich über jemanden fielen, der flach am Boden lag, die Füße hangabwärts. Es gab einen unterdrückten Ausruf, ein dumpfes Geräusch und ein Durcheinander halb gesehener Bewegung im Sternenlicht. Ich hatte Arienne als einen krabbelnden schwarzen Schatten vor mir gesehen. Nun verschwand sie, und aus der Dunkelheit vor uns zischte eine Stimme: »Unteroffizier!«
    Zischen oder nicht, das war nicht Arienne. Ich griff in meinen Stiefel, in den ich eines der Koboldmesser gesteckt hatte. Eine andere Stimme, ein anderes Zischen, drei Schritte schräg voraus: »Schnauze, Baines, oder du wirst mein Frühstück.«
    Das genügte mir. Ich zog das Messer. Arienne ließ ein Schluchzen hören, anscheinend gedämpft unter einer harten Hand, die ihr den Mund zuhielt.
    »Es ist ein Mädchen, Unteroffizier.« Der Eigentümer der Hand schien erfreut über seine Entdeckung.
    Der andere war es nicht. Das Flüstern klang angestrengter. »Mir ist es gleich, und wenn es die Regimentskapelle sein sollte, du Trottel. Wenn es nicht ein Ausfall ist, der von der Burg herunter kommt, bleibst du gefälligst still.«
    Ich tastete vor mir den Boden ab, und meine Fingerspitzen fanden einen Stiefelabsatz. Die Erfahrung sagt, dass in den meisten Stiefeln Füße stecken, und Füße hängen im Allgemeinen an Beinen. Es waren nicht Ariennes Stiefel. Darum gehörte der Stiefel dem Mann, der sie geschnappt hatte.
    Es war auch als wahrscheinlich anzusehen, dass die meisten Männer mit drei Zoll Stahl im Wadenmuskel nicht schnell laufen

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