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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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können und dazu neigen werden, instinktiv eine Hand auf solch eine Verletzung zu pressen, statt eine Gefangene festzuhalten.
    Er brüllte und ich sprang auf. Ich zog Arienne los und stieß sie vor mir her. »Lauf!«, keuchte ich. Es war das Einzige, woran ich denken konnte.
    Sie schoss mir einen Blick zu und rannte. Ich folgte. Zehn Schritte, fünfzehn. Ich dachte, wir wären entkommen, sah mich aber trotzdem um, und im gleichen Augenblick tat sie einen Sprung.
    Es war mein Fehler. Ich sah sie nicht mehr unmittelbar vor mir und folgte ihrem Manöver. Mein schneller Seitenschritt war beinahe gut genug, aber nicht ganz. Ich trat auf den Rand der Fallgrube, brach durch das mit Erde bedeckte leichte Flechtwerk, und mein Fuß glitt hinein und verrenkte mir durch die Vorwärtsbewegung den Knöchel. Stechender Schmerz schoss durch mein Bein, aber es sollte Schlimmeres kommen.
    In der Fallgrube lag eine Stange mit Stahlspitze, die mir in einer Linie brennenden Schmerzes das Schienbein aufschnitt. Schwarzes Blut quoll hervor.
    Ich warf mich auf die Seite, umklammerte mein Bein und wälzte mich vor Schmerz am Boden. Arienne, zehn Schritte voraus, rannte weiter, dachte zweifellos, dass ich hinter ihr sei. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht zu schreien. Es hatte keinen Sinn, dass wir beide…
    Schritte hinter mir. Ein weiteres Stolpern und ein Fluch. Ein Kratzen.
    »Hier ist eine, Unteroffizier«, wisperte eine heisere Stimme.
    »Kannst das Flüstern lassen, Alson.« Die andere Stimme klang resigniert und verdrießlich. »Baines' Gebrüll müssen sie bis Tenebra gehört haben. Nimm mit, was du da hast, und lass uns gehen. Und gib Acht, wohin du trittst. Da gibt es mehr Fallgruben als du Läuse hast.«
    »Es ist noch ein Mädchen.«
    »Bist ein Glückspilz. Los jetzt, bevor jemand da oben neugierig wird und wissen möchte, ob wir unsere feuerfesten Hosen anhaben.«
    Ich wurde hochgezogen, ein Arm wurde mir auf den Rücken gedreht und man trieb mich langsam und vorsichtig den Hang hinunter und in den Graben hinein. Sie bemerkten mein verletztes Bein erst, als sie mich auf der Außenseite des Grabens über die Aufschüttung geworfen hatten. Ich machte sie durch Schreien und eine Ohnmacht darauf aufmerksam.

KAPITEL XIV
WILL
    Ich bin nicht ganz sicher, ob es der größte Schock meines Lebens war, als ich Arienne den Hang heraufrennen sah. Schließlich bin ich noch nicht tot. Aber ich hoffe, dass ich nie einen größeren erleben werde. Jeder Größere würde wahrscheinlich der Letzte sein.
    Unser Ausfallkommando – Silvus und ich hatten uns der Übung halber angeschlossen – befand sich außerhalb des Tores. Wir wollten die Lage erkunden und waren bereit, jederzeit den Rückzug anzutreten. Das Fallgitter konnte in kürzester Zeit heruntergelassen werden. Draußen am Hang in der Nähe des Grabens oder darüber hatte es Bewegung gegeben, eine Art Tumult, und die Priorin war versucht, im betreffenden Abschnitt etwas vom flüssigen Feuer von der Mauer zu gießen, teils zur Beleuchtung und teils zur Abschreckung, vielleicht auch ein wenig wegen des Unterhaltungswertes. Aber sie hatte darauf verzichtet, den Göttern sei Dank. Nichtsdestoweniger schienen die Geräusche, die zu uns heraufdrangen, die allgemeine Auffassung zu bestätigen, dass es sich um ein Ablenkungs- und Täuschungsmanöver handle.
    Wir hatten auf Fackeln verzichtet, da wir keinen gewaltsamen Ausfall planten, sondern nur ein Erkundungsunternehmen. Schwaches Sternenlicht lag auf dem kahlen Hang, und um uns nicht zu verraten, verweilten wir im Schatten des Torhauses, kauerten nieder und lauschten, still und ruhig.
    Die Unruhe im Lager legte sich, doch aus der Dunkelheit drangen die Geräusche, nach denen wir gelauscht hatten – Schritte. Ich sah Schwester Berichterstatterin wachsam den Kopf heben. Ich denke, sie war im Begriff, ein paar Pfeile in die Richtung schießen zu lassen, aber etwas hinderte sie. Vielleicht lag es daran, dass sie Geschosse sparen und erst schießen lassen wollte, wenn ein Ziel in Sicht käme, vielleicht daran, dass nur eine Person den Hang heraufzukommen schien, und das war ungewöhnlich: kein stürmender Stoßtrupp, sondern eine einzelne, offenbar fliehende Person, die erschöpft schnaufend und dann und wann stolpernd den Hang heraufgerannt kam.
    Als die Gestalt erschien, rief sie ihr entgegen: »Rose!«
    »Ehre! Schwester…« Der Rest war ein Schluchzen.
    »Arienne! Was…?« Schwester Berichterstatterin brach ab. Es war offensichtlich, was

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