Tenebra 3 - Dunkle Burg
fürchten zu müssen.
Alle schweren Wandbehänge und Seidenstoffe und Gegenstände waren zurückgelassen worden oder irgendwo auf Fuhrwerken verstaut. Die Innenwände bestanden jetzt aus Segeltuch. Wir wurden durch eine Zeltklappe geführt, und vor uns saß Fürst Nathan, der den nassen Umhang abgelegt hatte und sich das Haar energisch an einem Handtuch trocknete. Der Tisch war von Papieren und einer Landkarte bedeckt, und dazwischen stand ein Teller mit Brot und Fleisch. Ich sah das Essen und mein Magen knurrte. Der Fürst warf das Handtuch einem Diener zu, nahm das Brot und brach es.
»De Teska. Was haben Sie für mich?«, fragte er kauend. Jemand setzte ihm ein Glas Wein vor, und er nahm einen Schluck davon.
Teska verbeugte sich und ich dachte, dass ich es auch tun sollte. Aber Teska konnte gleichzeitig sprechen und sich verbeugen.
»In aufsteigender Reihenfolge der Bedeutung, Euer Hoheit, habe ich ein Einhorn, eine Magierin und den Aufenthaltsort von Silvus Castro dem Verräter«, sagte er.
Nathans Miene erstarrte für einen Augenblick. Dann begann er wieder zu kauen. »Fahren Sie fort«, sagte er.
Aha, dachte ich. Das fand seine Aufmerksamkeit.
»Castro befindet sich ungefähr drei oder vier Meilen nördlich oder nordwestlich von uns, begleitet von ungefähr hundert Schwestern des Ordens…« Er berichtete dem Fürsten, was ich ihm gesagt hatte.
Als er geendet hatte, nickte Nathan anerkennend. »Nützliche Nachricht. Sehr nützlich. Das würde erklären, was geschehen ist. Ich rechnete nicht damit, dass sie uns noch viel länger unbehelligt ließen. Ich musste die Wachen verstärken und näher zum Lager bringen. Es hat keinen Sinn, Streifabteilungen von vierzig Mann hinauszuschicken, wenn der Feind seine Überfälle mit mehreren Hundert verübt. Sind Sie ganz sicher, dass es Castro ist.«
»Gewiss, Hoheit. Asta sah sein Banner.«
Nathan tat Fleisch und eingelegte Gurken auf sein Brot. »Wer hätte es gedacht? Eine Neuerung, tatsächlich, und noch dazu von einer der alten Familien. Dabei ist der Mann nicht mehr als ein absterbender Ast der alten Aristokratie, und die meisten von denen haben nicht genug Verstand, um einen Bäckerladen zu führen. Wie dieser Idiot de Corwel, der ein ganzes Reiterregiment in der Dunkelheit herumjagt, um seinen ebenso idiotischen Neffen zu suchen. Wussten Sie, dass zwei seiner Suchtrupps, die in der Dunkelheit aufeinander stießen, sich für Feinde hielten und bekämpften?« Er biss ab und kaute. Mir wässerte der Mund. Nathan hatte bis jetzt noch nicht Notiz von mir genommen.
»Also hat es keinen Sinn, dass Sie mir sagen, Castro sei jetzt da und da«, fuhr er fort. »Es ist finster, und um uns gibt es mehr Meilen Ödland und Leere, als ich jemals zu sehen wünsche. Würden wir in der Hoffnung, ihn zu finden, über die Hügel und Moore hin und her reiten, liefe es nur auf verlorene Zeit und erschöpfte Pferde hinaus. Ihm wäre es nur recht, wenn wir das täten. Wir werden nächstes Mal einfach besser vorbereitet sein müssen.«
»Wir haben einen Vorteil, Hoheit«, sagte Teska und schob sich der fürstlichen Gegenwart ein wenig näher, als ob Nathan ein Feuer wäre, an dem er sich wärmen könnte. »Wenn er einen weiteren Überfall verübt, können wir ihm folgen, bis wir ihn zur Strecke bringen. Asta führte ihren Wirt letztes Mal ein wenig nahe heran, aber den Fehler wird sie nicht wiederholen.«
Ha, das gefiel mir. Alles war meine Schuld. Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, aber Fürst Nathan legte den Kopf auf die Seite.
»So? Wie geht das?«
»Nun, Hoheit…«
Sie brauchten Stunden, um eine Strategie auszuarbeiten, und ich hatte noch immer nicht mein Abendessen bekommen.
WILL
»Gut, das ist der beste Ort, den wir gesehen haben. Ich werde aus dieser Richtung kommen.« Silvus zeigte nach Südosten. »Teile deine Leute ein und achte darauf, dass sie gut gedeckt sind – gut genug, um einem Raubvogelauge zu entgehen. Es wird jede Bewegung aufnehmen, gleichgültig wie geringfügig sie auch ist. Sobald ich in Sicht komme, müsst ihr in Deckung und bewegungslos wie ein Steinblock sein.«
»Ich habe es meinen Leuten klargemacht. Sie verstehen.«
Er grunzte. »Was bedeutet, dass auch du verstehst und wünschst, dass ich aufhöre zu reden. Dieses kleine Seitental hinter euch sollte unter den dicht belaubten Bäumen gute Deckung für die Pferde bieten.«
Ich nickte. Leder knarrte, als Silvus sich im Sattel zur Seite beugte und meine Schulter packte. »Viel
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