Tenebra 3 - Dunkle Burg
dann stehen und wartete. Ich starrte verwirrt umher, mein Verstand verweigerte jede Funktion. Ich brauchte jemanden, der mir sagte, was zu tun sei. Im Augenblick wäre sogar Teska willkommen gewesen. Aber er war fort, irgendwie. In zunehmender Panik blickte ich umher. Alles war Staub und Geschrei und Chaos.
Um mich her kamen berittene Soldaten und Männer zu Fuß, die fluchend und schreiend mit Reiterlanzen, Schwertern und Spießen aufeinander eindrangen. Wieder ertönte ein Trompetensignal und jemand brüllte aus dem Gedränge: »In Dreierreihen kehrt! Sammeln um die Standarte! Formieren zum Angriff! Rechter und linker Flügel vor! Vorwärts und haut sie nieder!«
Es war alles ein Gerenne und eine in Staubwolken verschwimmende Verwirrung. Einen Augenblick lang konnte ich nicht sagen, wo ich war. Die Hälfte von mir war noch oben in den kühlen, stillen Lufträumen, kreiste auf den Luftströmungen, und ich blickte sehnsuchtsvoll hinauf; aber um mich her waren Gebrüll und Tumult, Schreie und Rufe und durcheinander wogende Bewegung. Ich krabbelte rückwärts in den Sattel und sah, dass zwei Männer sich fluchend und miteinander ringend unter den Beinen des Pferdes wälzten, und Chloe tänzelte seitwärts, um aus dem Weg zu kommen. Ein anderer Mann kam mit einer Axt gerannt. Ich hörte einen dumpfen Schlag und ein kurzes, ersticktes Quietschen wie von einem mit der Keule niedergestreckten Schwein.
Ich musste weg, jetzt gleich! Ich zog an den Zügeln, und Chloe warf den Kopf auf. Ich drückte mit den Knien, und sie begann zu gehen, ich stieß ihr die Fersen in die Weichen, und sie trabte.
Ein Mann in Rüstung stolperte aus den Staubwolken, in denen schemenhaft ein wildes Getümmel tobte, wo da und dort Metall blinkte, Waffengeklirr sich mit Flüchen und Todesschreien vermischte. Auch er hatte Blut im Gesicht.
WILL
Die Falle versagte. Es waren zu viele von ihnen. Wir hatten es mit einer Übermacht von drei zu eins zu tun, und ständig kamen mehr von ihnen nach. Ich hatte die Absicht gehabt, die Enden der Linien hinter ihnen zu schließen, aber es war nicht durchführbar gewesen. Sie waren zu zahlreich, um sich einschließen zu lassen, und viele durchbrachen den dünnen Einschließungsring und versammelten sich bei der ersten Anhöhe, die sie gerade heruntergekommen waren. Nachzügler trafen auf ermüdeten Pferden ein, andere lösten sich aus dem Kampfgetümmel, um sich zum Gegenangriff zu stellen. Wenn sie uns überflügelten und einschlössen, würden wir untergehen wie ein Kieselstein unter einer Woge.
Silvus war durchgekommen und mindestens eine halbe Meile entfernt. Er hatte mir kein Zeichen geben können, und ich hatte still wie ein Stein im Versteck bleiben müssen, während er vorübergeritten war. Er hatte ein grimmiges Gesicht gemacht und war ohne Aufenthalt weitergezogen. Nun saßen wir in der Klemme. Sie würden auf ihre Nachzügler warten, während sie unsere Kräfte banden, sich dann zum Angriff formieren – und wir würden nicht die geringste Chance haben.
Ich war an einem Ende der Linie und versuchte sie zu schließen und mich mit den Männern auf der anderen Seite zu vereinen. Aber es wollte nicht gelingen. Wir hatten ein paar Gegner niedergehauen und sie zum Stehen gebracht. Reiterei ist immer nutzlos, wenn sie anhält. Doch als sie den ersten Schreck des Überraschungsangriffs überwunden hatten und erkannten, wie gering unsere Zahl war, hatten sie sich schnell gefasst. Ich hatte bereits einen Schwerthieb über den Helm bekommen, und Blut rann aus einer aufgeplatzten Augenbraue.
Es war Zeit, dass wir das Weite suchten, bevor wir eingeschlossen wurden. Ich hatte kein Zeichen von diesem Mädchen gesehen, als ich die Trillerpfeife in den Mund steckte, um das Signal zum Rückzug zu geben, Luft einsog – und sie plötzlich erblickte.
Das Gewühl der kämpfenden Gestalten teilte sich vor mir, als wäre es ein Vorhang. Staubwolken hingen in der Luft, und dort, auf einem großen Pferd, schwankend wie ein Schilfrohr im Wind, saß ein kleines dunkelhaariges Mädchen mit einem Gesicht, das an ein gefangenes Kaninchen erinnerte, und versuchte in alle Richtungen gleichzeitig zu sehen. Eine Sekunde gaffte ich mit offenem Mund, dann lief ich stolpernd vorwärts. Es war mein Opfer, kein Zweifel, und dies war meine beste und einzige Chance. Neben dem Schwert hatte ich einen Wurfspeer, aber der war hier unbrauchbar. Ich rannte auf sie zu, wich Pferden und fluchenden Soldaten aus und blies das Rückzugssignal,
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