Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
bedeuten würde, darüber hatte er sich im Grunde noch keine richtigen Gedanken gemacht. Doch realistisch betrachtet konnte jetzt alles passieren: Ihre Rehabilitierung genauso wie eine weitere, hasserfüllte Reaktion des Oberkommandierenden.
    »Sollte ich ein neues Kommando bekommen, werde ich dich gerne anfordern«, sagte Haark heiser.
    »Das ist sehr freundlich von dir, aber dafür muss es erst einmal ein neues Kommando geben. Sikorsky wird große Probleme damit haben, einen Helden an seiner Brust zu nähren. Das Beste, was dir passieren kann, ist eine Abschiedsbeförderung zum Capitaine, ein Orden und der Ruhestand.«
    Haark schüttelte den Kopf.
    »Zu jedem anderen Zeitpunkt vielleicht, aber nicht in dieser Situation. Sikorsky hasst mich, aber er ist kein Trottel. Er weiß, dass er für einen Krieg jeden Mann benötigt, und das schließt uns beide ein.«
    »Sikorsky muss wohl erst einmal davon überzeugt werden, dass es einen Krieg gibt.«
    Wieder herrschte für einen Moment Stille. Haark wusste nicht, was er noch sagen wollte, doch dann fiel ihm die Frage ein, zu der er bisher keine Antwort erhalten hatte.
    »Jo, warum musstest du auf der Malu versauern?«
    Die Frage war unvermittelt und für Beck unerwartet gekommen, das zeigte sich an seinem Mienenspiel. Nicht, dass Haark dies nicht bereits vorher gefragt hätte. Aus den Personalakten war nichts zu entnehmen gewesen. Aber Beck hatte sich nie dazu durchringen können, den Schleier über seiner Vergangenheit zu lüften. Auch jetzt schien er mit sich zu ringen, ehe er schließlich antwortete.
    »Ich bin ein Mörder.«
    Stille folgte dieser Enthüllung. Haark fühlte, dass sie ihn weitgehend kalt ließ, was er seiner allgemeinen Abstumpfung zuschrieb. Oder auch der Tatsache, dass der Beck, den er kannte, alles andere als ein typischer Mörder für ihn war und das nur die halbe Wahrheit sein konnte.
    Beck seufzte. »Als ich die Akademie verlassen hatte, wurde ich aufgrund meiner guten Abschlussnoten für eine erste Dienstzeit im Flottenhauptquartier eingesetzt. Ich war für den taktischen Aufbaukurs vorgesehen und sollte ich mich bewähren, dann auch für den Stabsdienst. Es sah alles ausgesprochen rosig aus und ich war mit Eifer bei der Sache. Den Kolonialkrieg habe ich damals gar nicht richtig mitbekommen, denn ich war fast ausschließlich mit theoretischen Langzeitstudien befasst. Einer der Kameraden, mit denen ich besonders eng zusammengearbeitet habe, war Lieutenant José Carillo. Der Name Carillo sagt dir etwas?«
    »Selbstverständlich.«
    Von den rund zwanzig Familienclans, die das interstellare Handelsgeschäft kontrollierten, gehörten die Carillos zu den größten fünf. Es gab immer einen Carillo im Direktorium der Sphäre und es gab immer einen Carillo im Admiralsstab. Die Familie sorgte auch dafür, dass natürliche Auslese daran nichts änderte und schickte ausgewählte Sprösslinge ihres Clans in die Flotte, um dort Karriere zu machen. Carillos machten immer Karriere, auch dann, wenn sie eigentlich für eine solche nicht qualifiziert waren.
    »José Carillo war zwar ein typischer Spross seiner Familie, aber auch ein recht talentierter Offizier mit einem Auge für taktische Zusammenhänge. Ich bin mir sicher, er hätte seinen Weg auch ohne die Protektion durch seine Verwandten gemacht, aber es ist erst gar nicht dazu gekommen. Ich hatte zu ihm ein locker-freundschaftliches Verhältnis, wie es eben so sein kann zwischen einem normalen Jungoffizier und einem Vertreter einer der großen Familien. Wahrscheinlich hätte mir eine solche Freundschaft später sogar genützt, aber soweit ist es gar nicht gekommen. Carillo hatte eine wesentliche Schwäche … nein, eigentlich derer zwei: Die Karten und den Alkohol. Er war spielsüchtig und verbrachte seine freie Zeit überwiegend in Casinos und Bars, spielte überall mit, wo man ihn reinließ – und man ließ ihn überall rein, denn Geld hatte er mehr als genug und da er ein bemerkenswert schlechter Spieler war, wurde er auch viel davon los. Das machte ihn in einschlägigen Kreisen sehr attraktiv. Er verlor aber nicht gerne. Wenn er verlor, begann er zu trinken. Er vertrug aber nicht viel. Während ich, wenn ich betrunken bin, schlicht furchtbar lethargisch und müde werde, wurde José wütend, aufbrausend und unkontrollierbar.«
    Beck hielt inne und schaute gedankenverloren gegen die Wand. Die Erinnerungen schienen noch sehr frisch zu sein und je mehr er zum Kern der Geschichte kam, desto mehr schien es ihn

Weitere Kostenlose Bücher