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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Hunderte von Kilometern von der nächsten Ansiedlung entfernt, und eingerahmt von dichtem Waldbestand. Es gab einen kleinen Fluss in der Nähe, der das notwendige Frischwasser liefern würde, und das dichte Unterholz machte es möglich, die drei Schweber effektiv zu tarnen. Wildtiere sowie allerlei essbare Früchte würden den Speiseplan sinnvoll erweitern, das Gebiet war effektiv zu verteidigen und es gab zahlreiche Fluchtwege in sehr unwegsames Gelände. Tooma hatte fünf Erwachsene identifiziert, die von sich glaubhaft behauptet hatten, schon des Öfteren im Dschungel gejagt zu haben. Sie wussten, wie man sich hier fortbewegte und auch ohne größere Hilfsmittel überlebte. Sie hatte die Flüchtlinge grob in fünf Gruppen geteilt und die fünf zu ihren Anführern ernannt und Fluchtrouten sowie Plätze in den Gleitern zugewiesen. Diese Vorkehrungen waren auf ein gewisses Unverständnis gestoßen. War man nicht gerade erst erfolgreich geflohen? War dies kein sicherer Ort? Unruhe hatte sich breit gemacht, doch Tooma hatte ihrer Ankündigung folgend keine weiteren Diskussionen zugelassen. Li schließlich hatte sich erbarmt und den Unzufriedenen eine Lektion bezüglich der Notwendigkeit gegeben, immer einen »Plan B« zur Verfügung zu haben. Noch besser waren ein »Plan C« und ein »Plan D«, falls noch mehr schief ging, was beinahe zwangsläufig geschah. Lis Alter und das Vertrauen, das der Veteran bei den Kolonisten genoss, hatten geholfen, die Fragen schließlich verstummen zu lassen. Der alte Sergent hatte sich als unverzichtbarer Bestandteil von Toomas kleiner Kommandostruktur etabliert, und sie hoffte nur, dass er den körperlichen Strapazen würde standhalten können. Bis jetzt machte er einen ausgesprochen rüstigen und agilen Eindruck. Trotz aller Sorgen schien er sich in seiner Rolle fast wohl zu fühlen.
    »Es werden noch mehr kommen«, erwiderte Tooma verspätet und sah, wie der Lichtball aus ihrem Sichtfeld verschwand. Nun umhüllte sie wieder Dunkelheit. Ein Rascheln ertönte, als würde sich in ihrer Nähe etwas Großes durch das Unterholz bewegen. Li war gelassen und achtete nicht weiter darauf, also blieb auch Tooma sitzen. Ihr fehlte vor allem die intime Erfahrung mit der hiesigen Fauna und Flora, die die Alteingesessenen ihr voraushatten.
    »Erzählen Sie mal«, sagte Li.
    »Was?«
    »Warum haben Sie den Dienst im Raummarinedienst quittiert? Sie machen mir nicht den Eindruck, als würden Sie das Militär nicht vermissen. Ich kenne solche Leute. In den Ruhestand gehen sie erst, wenn sie tot umfallen. Und doch sind Sie hier. Ich bin dafür sehr dankbar, bitte nicht falsch verstehen. Aber was zum Teufel tun Sie hier?«
    Tooma zögerte. Sie wusste, dass über ihre Motivation, sich auf Lydos niederzulassen, auf der Ebene einige Gerüchte umgingen, aber sie war nie darauf eingegangen. Sie war sich auch jetzt nicht sicher, ob es eine gute Idee war, zu Hsien Li darüber zu sprechen. Andererseits benötigte sie ein Vertrauensverhältnis zu dem Mann, um ihrer aller Überleben zu sichern. Es war gut, wenn man sich über die Motivation seines Vorgesetzten im Klaren war, und zwar jenseits der Befehlslage. Es war gut, wenn man wusste, wie ein Offizier – und de facto hatte Tooma eine solche Stellung jetzt inne – »tickte«. Das wollte Li wissen, und der alte Mann hatte offenbar keine Zeit oder keine Lust, es auf die langwierige, schwierige Tour herauszufinden.
    Tooma konnte ihm das nicht verübeln.
    Sie seufzte. Also gut.
    Sie lehnte sich an den Baumstumpf, vor dem sie hockte und warf erneut einen prüfenden Blick in die Runde. Alles ruhig. Tatsächlich erwartete sie für die heutige Nacht auch keine Probleme.
    »Im Grunde hat es mit einigen Offizieren und ihren … Angewohnheiten zu tun. Wie Sie vielleicht wissen, befinden sich die Streitkräfte in einem katastrophalen Zustand. Wer Karriere in die höheren Ränge machen will, benötigt Kontakte zu den regierenden Familien, und vor allem Geld, denn viele Beförderungen werden erst dann ausgesprochen, wenn größere Summen den Besitzer gewechselt haben. Das begann sogar für die höheren Dienstgrade in der Gruppe der Unteroffiziere zu gelten. Ich war deswegen eine Ausnahme, weil ich mich in den Kolonialkriegen ausgezeichnet habe und zwei Feldbeförderungen nachträglich bestätigt worden sind.«
    Sie hielt einen Moment inne und wartete auf die entscheidende Nachfrage Lis. Die Milizen hatten während der Kolonialkriege gegen die Sphäre gekämpft. Tooma und er

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