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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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einkalkuliert. Er verteidigt sich wirkungsvoll und ist darauf aus, uns zu zerstören, aber er lässt sich dabei definitiv zu viel Zeit. Er wollte, dass die Napoleon in eine optimale Angriffsposition kommt. Erst dann hat er selbst geeignete Maßnahmen ergriffen. Ich möchte so weit gehen zu vermuten, dass dieses Schiff nichts anderes tut, als die Gegenwehr für eine größere Flotte anzutesten, die die gesammelten Daten für eigene taktische Entscheidungen nutzt und dabei das Ende des einzelnen Schiffes bewusst in Kauf nimmt. Das Schiff ist ein Evaluator.«
    Haark runzelte die Stirn.
    »Die Besatzung dieses Schiffes muss ziemlich verrückt sein. Ein überlegener Gegner könnte diese Taktik ausnutzen und den Angreifer vernichten.«
    »Aber die, die ihm nachfolgen, wären dann über die Möglichkeiten des Feindes informiert und könnten sich darauf einstellen. Außerdem würde ich mit dem Begriff ›verrückt‹ vorsichtig sein. Was wir gerade machen, ist mindestens ebenso wahnsinnig.«
    »Mindestens. Eine größere Flotte wartet also auf uns, hm? Wie kommen Sie zu diesem Schluss? Etwas gewagt, nicht wahr?«
    Beck lächelte freudlos.
    »Keinesfalls, mon Capitaine. Vor fünfzehn Minuten kam diese Meldung von Lüthannes. Ich habe Sie deswegen nicht … gestört.«
    Geweckt, hatte er sagen wollen. Haark bemühte sich, nicht allzu schuldbewusst dreinzublicken. Er nahm die Meldung entgegen und las sie. Dann blickte er wieder Beck in die Augen.
    »Das ist aber wichtig.«
    Haarks Ton war leicht vorwurfsvoll.
    »Für uns nicht mehr.«
    Diese simple Feststellung, die zudem ganz und gar der Wahrheit entsprach, ließ jeden Anflug von Zorn in Haark sofort wieder verrauchen. Die Meldung besagte, dass der LRA eine Flotte von mindestens achthundert, wenn nicht mehr Einheiten am Rande des Sonnensystems ausgemacht hatte. Immobil.
    Wartend.
    Und das bedeutete, dass Arbedian aller Wahrscheinlichkeit nach verloren war. Was auch immer die Malu erreichte oder Gouverneur Farkas auf dem Planeten selbst bewerkstelligte, es würde nichts nützen. Die einzige Chance hatten jene, die auf dem vollgepackten Liner die ER-Brücke ansteuerten und hoffentlich das System rechtzeitig verlassen würden.
    Wenn er es ermöglichen konnte.
    »Hört sich an, als hätte Ihre Theorie etwas für sich, Beck.«
    »Ja, Capitaine.«
    »Das bedeutet für uns … was?«
    Beck reckte sich.
    »Ich bin der Auffassung, dass der alleinige Existenzgrund für unseren Gegner in der Tat die … offensive Aufklärung ist. Unsere Malu ist ein anderer Schiffstyp als die Napoleon , daher kann der Gegner zurzeit noch nicht davon ausgehen, dass die Technologie in jeder Hinsicht vergleichbar ist und auf dieser Basis extrapolieren. Das heißt, er kann es natürlich, aber ich meine, dass er es belegen muss und soll. Ich vermute daher, dass er uns an sich ranlassen und uns den ersten Schuss lassen möchte, exakt genauso, wie er es bei der Napoleon getan hat. Er ist immer noch primär daran interessiert, taktische Daten zu gewinnen. Das können wir ausnutzen.«
    »Ah!«
    Haark beugte sich vor. In seinen Augen funkelte es. Die Napoleon war einigermaßen gleichmäßig mit Fern- und Nahwaffen ausgestattet gewesen. Sie hatte in traditioneller Taktik erst die Fernwaffen ausgelöst, um dann kurz nach diesen mit Nahwaffen in den Kampf einzugreifen. Das hatte durchaus gewirkt – der Gegner war schließlich nicht unerheblich beschädigt worden. Die Malu konnte dieses taktische Manöver nicht anwenden. Die normale taktische Aufgabe ihrer Schiffsklasse bestand darin, von Fern die eigenen Waffen abzufeuern, die Magazine zu entleeren – am besten in Geschwaderformation – und dann schnellstens das Weite zu suchen, um ja nicht in einen Nahkampf geraten zu müssen, den man aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überleben würde.
    Dummerweise bestand diese Option diesmal nicht. Zum einen fehlte das Geschwader, zum anderen musste Haark sicher gehen, dass der Gegner zumindest so stark beschädigt wurde, dass er nicht noch die Verfolgung des Liners erfolgreich aufnehmen zu können. Die Flotte würde ihn nicht mehr erreichen können, aber war das Torpedoboot besiegt, und der gegnerische Scout noch mobil, konnte er mit geeigneten Beschleunigungswerten noch 40.000 Flüchtlinge sozusagen nebenher aus dem Universum blasen. Die großen Frachtliner waren unbewaffnet und ungepanzert. Eine wohlplazierte Rakete reichte.
    Da die Napoleon bereits deutlich mehr und moderne Fernwaffen auf den Gegner abgefeuert hatte als

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