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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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angenommen. Ich bekam den vollen Dienstbonus ausbezahlt und eine schöne Urkunde. Dann suchte ich mir einen Platz, wo ich all das hinter mich mir lassen konnte.«
    »So landeten Sie auf Lydos.«
    »Exakt. Sind Sie mit der Geschichte zufrieden?«
    Li machte eine vage Handbewegung, die Tooma nur undeutlich sehen konnte.
    »Sie bestätigt den Eindruck, den ich von Ihnen habe. Ich finde den Hergang beruhigend, denn er zeigt, dass Sie eine ehrliche Haut sind. Ich habe genügend abgehalfterte, aus dem Dienst geworfene Ex-Soldaten kennen gelernt – von beiden Seiten! Viele von ihnen waren vorher Gangster, waren Gangster in Uniform und sind es nachher auch weiter geblieben. Ich bin froh, dass Sie offenbar nicht in diese Kategorie fallen. Auch bei meinen eigenen Leuten, ich mache mir da absolut keine Illusionen.«
    »Ein großer Vertrauensvorschuss«, sagte Rahel. »Es könnte doch auch sein, dass ich Ihnen eine rührselige Story aufgetischt habe.«
    Li grinste. Er tat so, als müsse er sich Tränen aus dem Augenwinkel wischen, dann schniefte er betont. Es wirkte durchweg nicht überzeugend.
    »Natürlich, das kann sein. Aber erlauben Sie einem alten Mann in einer verzweifelten Situation, als Flüchtling allein in einer feindlichen Wildnis, umzingelt von blutrünstigen Invasoren, sich die Version auszusuchen, die ihm mehr gefällt, um seinem armen Herz etwas Ruhe zu gönnen.«
    Li erhob sich und reckte seinen alten Körper. Prüfend spähte er in die Dunkelheit. Er schulterte das Sturmgewehr und holte tief Luft.
    »Ich mache jetzt meine Runde.«
    Dann verschwand er in der Dunkelheit.
    Rahel schüttelte erneut den Kopf. Sie sah ihm nach.
    Hsien Li hatte nicht ein bisschen verzweifelt ausgesehen.

 
18 Arbedian
     
    »Capitaine, wir haben den Gegner jetzt in der Zielerfassung!«
    Becks trockene Meldung riss Haark aus einem dämmrigen Halbschlaf, in den er wieder gegen seinen Willen gefallen war. Er setzte sich in seinem Sessel gerade hin, rieb über die wunden Augen und bemühte sich, nicht allzu würdelos auszusehen. Der kosmetische Effekt von Dusche und Rasur war längst nicht mehr erkennbar, und es stank auf der Brücke wie im Umkleideraum eines Fußballteams. Haark rückte trotzdem seine Uniform zurecht und strich sich die Haare glatt. Dann gab er diese Bemühungen sofort wieder auf. Hier legte ohnehin niemand wert darauf.
    Haark wandte sich an Beck.
    »Wann sind wir in Reichweite des Gegners?«
    »Nach unseren Informationen in zwanzig Minuten.«
    »Wann ist der Gegner in unserer Reichweite?«
    »In etwa fünfzehn Minuten für Torpedos der Kategorie A.«
    Der Kommandant stieß ein verächtliches Grunzen aus.
    Von den Langstreckenwaffen hatte die Malu nur ein halbes Dutzend an Bord. Es würde wenig nutzen, diese paar Geschosse weit vor den anderen auf den Weg zu schicken. Angesichts der Daten, die sie von der Napoleon erhalten hatten, würden die veralteten Waffen beim gegnerischen Schiff absolut nichts ausrichten.
    »Haben Sie sich etwas zur Taktik des Gegners überlegt, Beck?«
    Ihre taktische Sitzung mit Sergent Descartes – der als einziger Unteroffizier Kampferfahrung im Weltraum hatte und deswegen hinzugezogen worden war – hatte nicht viel Erleuchtendes gebracht. Zwei Stunden lang hatten sie allerlei Szenarien gewälzt und die Daten Esterhazys wieder und wieder betrachtet. Dass ihre Optionen begrenzt waren und dass die Malu ein alter Schrotthaufen war, hatte zur Lösung des Problems nicht wirklich beigetragen. Schließlich war die Besprechung zu einem unbefriedigenden Ende gekommen und Haark hatte Beck den Auftrag gegeben, in Ruhe über alles nachzudenken und später einen Vorschlag zu machen.
    Der Lieutenant nickte.
    Alles andere hätte Haark auch sehr verwundert. Irgendeine Idee musste der Erste Offizier ausgebrütet haben.
    »Es ist meine Theorie, Capitaine, dass der Feind uns austesten möchte. Zuerst hat er die Sonde vernichtet, die zweite aber unbehelligt gelassen. Obgleich er über entsprechende Waffensysteme verfügt, hat er Esterhazy recht nahe an sich heran gelassen: Er hat die Napoleon erst angegriffen, als sie bereits tief in seiner Reichweite war. Er wollte, dass sie alle ihre Waffensysteme auf ihn abfeuert. Wahrscheinlich hätte der Gegner die eigenen Schäden minimieren können, wenn er das Feuer viel früher eröffnet oder auch nur erwidert hätte.«
    Haark hob eine Augenbraue.
    »Ein Selbstmordkommando?«
    »Nicht direkt. Ich habe den Eindruck, dass der Gegner seine Vernichtung bewusst mit

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