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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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dieser zeigte sich, wann jemand über sich hinauswuchs und bewies, was oder wer er wirklich war. Die Mannschaft der Malu hatte das getan, und was diese Männer auch sonst auf dem Kerbholz haben mochten, hatte mit einem Male keine Bedeutung mehr. Zumindest Haark war es nun endgültig herzlich egal.
    »Ich sollte zu den Leuten sprechen«, murmelte er. »Aber mir fallen gar keine rechten Worte ein.« Er erkannte auch sofort den Grund dafür. Das heroische Opfer der Malu war keinesfalls vergeblich gewesen. Doch war es nicht genug, um die weitaus größere Anzahl weitgehend hilfloser Zivilisten auf Arbedian selbst vor dem Schicksal zu bewahren, dem die Flüchtlinge auf dem Liner gerade entkommen waren.
    »Sie sollten sich auch besser ausruhen. Es war wirklich knapp, vor allem für Sie, und die Scans haben leichte innere Blutungen registriert. Ich habe Ihnen die richtigen Medikamente gegeben und hoffe, dass das ausreichen wird, aber Sie müssen ruhig liegen und so wenig sprechen wie möglich.«
    Die Worte Becks erinnerten Haark an den stechenden Schmerz in seinen Lungen. Er wusste, dass sein Erster Offizier Recht hatte. Dennoch weigerte sich alles in ihm, nach diesen Stunden des Raubbaus und den wiederkehrenden Adrenalinschüben, nach dem Triumph, der doch ein schaler war, sich einfach zur Ruhe zu legen. Haark wusste auch, woran das lag. Er wollte etwas tun. Er wollte gegen die 1000 Alienschiffe zu Felde ziehen, die am Rande des Systems darauf warteten, Arbedian anzugreifen und das Werk des einzelnen Scouts zu einem Ende zu bringen. Er wünschte, er hätte noch ein Schiff, mit dem er zumindest eine weitere Verzweiflungstat begehen konnte, ein Instrument seines Dranges, sich zwischen die Nemesis und ihre Opfer zu stellen. Doch von alledem blieb ihm nur die Verzweiflung, die sich nun wieder wie ein Schatten über die kurze Befriedigung des Sieges legte.
    Er ließ sich von Beck auf die Liege hinabdrücken und bemühte sich, flach zu atmen. Ohne es weiter zu kommentieren, akzeptierte er eine Injektion, die ihm der Offizier verabreichte, wohl wissend, worum es sich dabei handeln musste.
    Beck kannte ihn zu gut.
    Haark dachte noch daran, dass jemand wie Beck nun wahrlich schon vor langer Zeit ein eigenes Kommando verdient hätte, oder zumindest den Posten eines XO auf einem größeren und moderneren Schiff, und er erinnerte sich daran, dass er ihn nie gefragt hatte, welche Schandtat ihn eigentlich auf die Malu verschlagen hatte.
    Dann begann das Schlafmittel zu wirken und Haark empfing die über ihn hereinbrechende Dunkelheit wie einen alten Freund.

 
27 Lydos
     
    »Ist es dafür nicht zu früh?«
    »Wann wäre denn Ihrer Ansicht nach der richtige Zeitpunkt?«
    Kavaczek schaute sich um. Er fühlte sich sichtlich unwohl. Das lag auch an der Situation: Er stand alleine vor Rahel, die in dem großen Versammlungsraum zusammen mit Li und Nedashde Platz genommen hatte. Die beiden hatten sich als ihr »informeller Stab« etabliert, mit dem sie Entscheidungen vorbesprach. Möglicherweise war Kavaczeks Vorbehalt auch der Tatsache geschuldet, dass er nicht zu diesem erlauchten Gremium gehörte. Die Versammelten schauten schweigend zu und schienen einen Disput zu erwarten, den Rahel eigentlich gar nicht wollte. Es war für sie schwer zu akzeptieren, dass trotz aller Autorität ein eher partizipativer Führungsstil notwendig war als in einer militärischen Einheit. Rahel fühlte sich damit mindestens genauso unwohl wie der Polizeiintendant, doch ihre Rolle war eine andere: Sie wollte und musste Entscheidungen treffen, Kavaczek konnte Opposition spielen. Dennoch nahm sie zu seinen Gunsten an, dass es auch ihm um die Sache ging.
    »Wir sollten uns erst einrichten«, erwiderte er auf ihre letzte Frage.
    »Was wollen Sie noch einrichten? Wir müssen so bald wie möglich wieder aus der Festung raus. Das einzige Nahrungsmittel, das wir zur Genüge haben, ist Wasser, und das ist gut. Doch wir müssen an die Depots. Wir müssen jagen. Möglicherweise müssen wir die hydroponische Farm wieder reaktivieren, dazu benötigen wir zahlreiches Biomaterial. Unsere Medikamente sind begrenzt, wir müssen uns um Heilpflanzen kümmern. Wir können hier nicht sitzen und darauf warten, bis es eng wird, ehe wir den Kopf wieder vorstrecken.«
    »Wir hatten gerade eine militärische Auseinandersetzung. Man wird nach uns suchen«, gab der Mann zu bedenken. Ein paar der Zuhörer nickten beifällig. Rahel spürte, dass sie vorsichtig sein musste. Lange zu

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