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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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spielten leise, auch sie schienen von der eher ängstlichen und deprimierten Stimmung erfasst worden zu sein.
    »Sie kommen!«
    Der Ruf des Wachhabenden genügte. Die waffenfähigen Mitglieder der Gruppe ergriffen sofort ihre Jackhammer und gingen in Stellung. Die Fenster des Wachturms waren seitlich schwenkbar, sodass man hinausfeuern konnte, ohne den Wachraum verlassen zu können. Ein kalter Wind machte die stundenlangen Bemühungen des Ofens zunichte, als die Fenster aufschwangen und die Männer und Frauen in Stellung gingen. Die Bande hatte sich in der Nähe eines Gebäudes vor dem Turm versammelt. Sie schienen noch zu beraten.
    Leon brauchte kein Fernglas, um sie genau beobachten zu können.
    »Was wollen sie?«, murmelte Jorge, als er sich zu Leon gesellte. »Die sollten doch wissen, dass sie die Zugangstür niemals werden knacken können. Die ist aus Stahl und mehrfach verriegelt. Die Wände des Turms sind aus Stahlbeton. Sie bräuchten schon einen Panzer, um sich Zugang zu verschaffen.«
    »Nein«, korrigierte Leon ihn. »Schau selbst, sie haben was Besseres.«
    Jorges Blick folgte Leons ausgestrecktem Arm und seine Augen weiteten sich vor Überraschung. Einer der Jugendlichen hatte ein langes, dunkelgrünes Rohr hervor geholt.
    »Eine verdammte Bazooka«, sagte Brotislav und stieß einen Fluch in einer Leon unbekannten Sprache aus. »Mit etwas Glück können die damit tatsächlich die Tür unten knacken. Wenn nicht beim ersten, dann beim zweiten Schuss.«
    »Wenn sie treffen und genug Munition haben«, gab Leon zu bedenken.
    »Da, einer kommt nach vorne. Scheint der Anführer zu sein«, sagte Jorge aufgeregt. Er hatte recht, einer der jungen Männer trat vor, mit erhobenen Händen. Er ging einige Schritte auf den Turm zu, bis er noch gute fünf Meter vom Betonbau entfernt war. Dann holte er tief Luft.
    »Können Sie mich hören?«
    »Laut und deutlich«, rief Jorge zurück. »Was wollt ihr?«
    »Wir benötigen Vorräte, vor allem was zu essen«, erwiderte der junge Mann. »Wir hungern!«
    Dass er dabei blöd grinste, machte seine Vorstellung nicht gerade überzeugender. Er war schlaksig, trug eine viel zu große Lederjacke und dreckige Jeans. Seine Füße steckten in Wanderschuhen. Um seine Hüfte hatte er einen dicken Patronengurt geschlungen, doch eine Waffe trug er zumindest jetzt nicht. Sein Haar war lang und hing in wirren Strähnen vom Kopf, er war unrasiert. Zumindest in den letzten Aspekten unterschied er sich nicht grundsätzlich von vielen der Leute in Leons Gruppe. Körperpflege war auch für sie mehr und mehr zu einer Herausforderung geworden.
    »Wir verstehen Eure Probleme!«, rief Jorge zurück. Er schaffte es sogar, einigermaßen überzeugend dabei zu klingen. »Aber wir sind selbst an vielen Dingen knapp und eine recht große Gruppe. Wir würden gerne, aber wir können nichts abgeben. Wir haben Kinder, die wir versorgen müssen.«
    Leon konnte dem Anführer der Bande ansehen, dass ihn weder der letzte Satz, noch der Rest der Aussage sonderlich überzeugte. Es war klar, dass er die Absicht hatte, den Turm auf jeden Fall anzugreifen und dieses Vorgeplänkel maximal dazu diente, vor den etwas zurückhaltenderen Mitgliedern seiner Gruppe das Gesicht zu wahren, indem er wenigstens pro forma den Verhandlungsweg einschlug.
    Außerdem hatte Leon gemerkt, dass das Argument mit den Kindern schon seit einiger Zeit nicht mehr zog. Er musste nur einen Blick auf Ellie werfen. Die Zwölfjährige hatte eine Jackhammer an der Schulter, den Lauf über die Brüstung gelegt und den Anführer der Bande offensichtlich genau im Visier. Ihr Gesichtsausdruck war von höchster Konzentration gezeichnet und die Selbstverständlichkeit, mit der sie die Waffe handhabte, ließ Leon nach wie vor einen kalten Schauer den Rücken hinabrieseln. So sollten Kinder nicht sein, das war nicht korrekt – alle seine Sinne und seine Erziehung sagten ihm das immer und immer wieder. Aber Ellie war nicht die Einzige und es hatte keinen Sinn, den älteren Kindern den Gebrauch der Waffen vorzuenthalten, denn es gab dafür kein Argument mehr. Jede zusätzliche Feuerkraft in einem Kampf, ob nun gegen Tentakel oder marodierende Menschen, konnte entscheidend sein. Auch Leon hatte das einsehen müssen, so sehr es ihm auch widerstrebte.
    »Das ist zu schade!«, setzte der Bandenchef die Konversation in leichtem Ton fort und machte einen Schritt nach hinten, ohne sich umzudrehen. »Wir sind wirklich in Not und haben auch Leute zu versorgen, die

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