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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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waren – sie hatten einige solide aussehende Einkaufswagen aus einem Baumarkt zu diesem Zweck requiriert –, trugen die Jugendlichen meist nur modisch aussehende, aber unpraktische Rucksäcke. Zwei schleppten Supermarkt-Einkaufswagen mit sich herum, aber alles in allem dürfte die Bewaffnung aus dem bestehen, was sie am Leib trugen.
    Leon beschloss, auf Nummer sicher zu gehen. Er und seine beiden Kameraden hatten sich elendig abgeschleppt, um jeden Beutezug ins Depot so gut zu nutzen wie möglich, hatten sogar die Baumarktwägelchen mitgenommen und diese ziemlich überladen. Auf ihren Touren waren sie nicht behelligt worden und hatten daher inzwischen so einiges angehäuft: Munition für die Jackhammer, Medikamente, Nahrungsmittel, Kleidung. Leon wäre gerne noch ein viertes Mal aufgebrochen, doch die Ankunft der anderen Flüchtlinge hatte einen Strich durch seine Rechnung gemacht. Es war zu riskant. Jetzt galt es, sich einzubunkern und möglichst wenig aufzufallen.
    Sie verrammelten die Zugangstür zum Wachturm mit allem, was sie fanden, und verstärkten die Wachen. Die Bande hatte sich in einem der weniger beschädigten Kasernengebäude wohnlich eingerichtet. Es bestand kein Zweifel, dass ihnen die Anwesenheit der Leute im Turm aufgefallen war, aber es hatte zumindest bis jetzt keinen Versuch einer Kontaktaufnahme gegeben – und auch keinen versuchten Angriff. Doch Leon traute dem Frieden nicht.
    Immerhin, soweit das erkennbar war, schienen die Jugendlichen von der Existenz des Depots keine Ahnung zu haben. Leon hatte es bei ihrem letzten Versuch säuberlich verschlossen und zwei eigene Vorhängeschlösser angebracht, deren Kombination nur seinen Leuten bekannt war. Er hegte die leise Hoffnung, dass die Bande irgendwann unverrichteter Dinge weiterziehen würde, sodass er aus dem Depot holen konnte, was sich dort noch befand, und das war einiges. Die Bande unternahm nur sehr zögerliche Versuche, ihre Umgegend zu erkunden, was Leon wiederum zu verstärktem Misstrauen Anlass gab. Wenn die Jugendlichen kein Interesse zeigten, mögliche Vorratsquellen auf dem Kasernengelände zu finden, dann hegten sie entweder keine großen Hoffnungen, etwas Brauchbares zu entdecken – oder sie hatten eine andere Quelle zur Auffrischung ihrer Bestände im Sinn.
    Und das konnten dann nur die Leute im Turm sein.
    Glücklicherweise sahen Jorge und Carla das ganz genauso. Ihre verstärkten Sicherheitsmaßnahmen wurden daher klaglos akzeptiert und umgesetzt. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, teilten sich Jorge, Carla, Leon und der noch verbliebene Milizsoldat Brotislav selbst oft genug für die »Schweinewachen« ein, die von 2 Uhr morgens bis in die Dämmerung reichte. Doch diese nachtschlafende Zeit schien auch für ihre Mitbewohner auf dem Kasernengelände wenig attraktiv zu sein, denn es regte sich absolut nichts, bis irgendwann am späten Vormittag die ersten herumschlurfenden Gestalten sichtbar wurden.
    Leon machte sich über die Gefährlichkeit der Bande keine Illusionen. Vor allem, wenn sie Drogen einnahmen, waren die Jugendlichen extrem unberechenbar. Es hatte genug Beispiele für die Verrohung gegeben, die der allgemeine Zusammenbruch bei vielen Menschen nach sich gezogen hatte – Leons Gruppe war so manchem dieser Exemplare bereits begegnet. Wahrscheinlich gab es in der Bande sogar noch ein paar vernünftige und klar denkende Mitglieder. Aber sobald eine gewisse Gruppendynamik einsetzte, würde die Stimme der Vernunft in der allgemeinen Euphorie etwa eines Angriffes untergehen. Und dann gab es auch für die Leute im Turm keine andere Wahl mehr, als sich zu verteidigen.
    Da waren Leon die Tentakel fast lieber.
    Ihre Handlungen bewegten sich in bekannten und vorhersehbaren Rahmen. Ihre enervierende, rücksichtslose Zielstrebigkeit hatte für viele Flüchtlinge mittlerweile etwas nahezu Vertrautes. Das irrationale Verhalten mancher anderer Menschen, die die Kontrolle über sich weitgehend verloren hatten, wirkte wie ein klarer Kontrapunkt dazu.
    Leon wusste nicht, welchen Gegner er mehr fürchten sollte.
    Es war gegen Mittag, die Kälte des einbrechenden Winters hatte jeden müde und lustlos gemacht. Ein Lagerfeuer konnten sie im Turm nicht entzünden, aber sie hatten einen kleinen Kerosinofen aus dem Campingmarkt mitgenommen. Der kleine Kasten kämpfte hart gegen die Kälte in dem relativ großen Wachraum an, aber es war zumindest erträglich. Die Kinder hatten sich vor dem Ofen auf einer Lage Decken hingelümmelt und

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