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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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nunmehr leicht wehleidigen Unterton nachfragte.
    »Nicht?«
    »Wir wollen ihnen die genetische Programmierung nehmen. Sie sollen gerne weiterexistieren. Möglicherweise werden sie sogar weiter ein paar Kriege führen. Wir gehen davon aus, dass die Zwistigkeiten zwischen den Clans aufbrechen und zu einem Bürgerkrieg führen werden. Bei mehreren Tausend bewohnten Planeten kommt da sicher schnell Freude auf. Aber wir wollen im Grunde nur diesen Drang beseitigen, ständig expandieren und andere Völker nur als Nahrung ansehen zu müssen. Wir wollen den Tentakeln eine Chance geben, sich ganz normal zu entwickeln. Sie zu besiegen – etwa in dem Sinne, sie militärisch zu schlagen –, das hatten wir nie vor. Es ist illusorisch. Vergiss es.«
    »Die Tentakel sollen leben?«
    »Leben und gedeihen. Wenn sie sich erst einmal selbst sortiert haben, werden sie – oder einige ihrer Clans – vielleicht sogar unsere Freunde. Nichts ist unmöglich, was das angeht. Aber dafür müssen wir ihre genetische Basisprogrammierung ändern, und das bei allen komplexeren Einheiten auf einmal. Die normalen Tentakelsoldaten sind davon nicht betroffen. Sie gehorchen einfach nur Befehlen. Wir müssen die Einstellungen der Anführer, des Tentakeladels, ändern. Und der einzige Weg ist das Virtuum. Du hast bereits gelernt, dass alles, was du dort erlebst, durchaus Auswirkungen auf die reale Existenz haben kann. Diesen Zugang müssen wir nutzen, um wenn nicht alle, so doch die meisten Tentakelführer zu erreichen – am besten, ohne dass sie es merken.«
    »Und ich soll dabei helfen?«
    »Aber ja. Gerne. Ich wäre erfreut. Wir alle wären erfreut. Du bist ein großes Talent. Aber erst müssen wir herausfinden, ob unsere Vermutung korrekt ist und die Tentakel nicht mehr lange vor einem Besuch dieses Systems zurückschrecken werden. Wir müssen Druck aufbauen.«
    »Wir? Druck?«
    »Wir, das sind jene in der Allianzführung, die es für wichtig halten, so bald wie möglich zum entscheidenden Schlag gegen die Tentakel auszuholen. Druck auf jene, die sich in ihrem Elend ganz ordentlich eingerichtet haben.«
    Slap spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge.
    »Politik!«, stieß er hervor.
    Der Sänger schnorchelte.
    »Aber ja, Slap. Darin sind wir nicht anders oder besser als die Menschen. Du hast doch nicht ernsthaft ein besonderes Maß an Aufgeklärtheit erwartet? In diesem System leben Hunderte von Spezies auf engem Raum. Es werden Bündnisse geschmiedet, Posten besetzt, Machtpositionen gefestigt, und das seit langer, langer Zeit. Und für viele ist das mittlerweile wichtiger als das eigentliche Ziel: aus der Gefangenschaft dieses einen Systems zu entkommen und endlich wieder frei in der Galaxis leben zu können – möglicherweise sogar die alten Heimatwelten einstmals wieder in Besitz zu nehmen! Es gibt genug, die genau wissen, dass sie ab dem Zeitpunkt, da wir frei sind, bedeutungslos werden. Ihre Positionen, ihr Prestige, all das droht dann an Relevanz zu verlieren. Ohne die Tentakel, das ist die Ironie, sind sie nichts und niemand. Also, ob sie es nun bewusst wahrhaben wollen oder nicht, benötigen sie die Bedrohung durch unsere Feinde, um ihr eigenes Ansehen zu bewahren und ihre Politik betreiben zu können.«
    Fischer-im-Trüben stieß ein blasiges Seufzen aus.
    »Du wirst auch jene früh genug kennenlernen, Slap. Je länger du unter uns weilst, desto weniger wirst du in der Lage sein, diese Leute zu vermeiden. Du findest sie überall.«
    »Und Fischer-im-Trüben gehört nicht dazu?«
    Der Sänger paddelte.
    »Aber nein. Sicher nicht. Aber das Urteil musst du selbst fällen. Bist ja ein schlauer Kerl.«
    »Danke für das Lob.«
    »Immer gerne. Willst du vielleicht jetzt mal meine Fruchtsäcke betrachten?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Du weißt ja gar nicht, was dir entgeht. – Wir sind wohl am Ende, Mirinda.«
    Sie erhob sich und warf Slap einen auffordernden Blick zu.
    Der betrachtete den Sänger, wie dieser ohne weiteren Gruß davonschwamm und majestätisch in der trüben Flüssigkeit verschwand, bis nicht einmal mehr seine ungefähren Umrisse zu erkennen waren.
    Slap schaute noch eine Weile durch das dickwandige Glas, ehe auch er aufstand.
    »Sag, Mirinda … ist es nur mein Eindruck, oder sollte man sich von einem Gespräch mit einem jahrhundertealten Vertreter einer unendlich alten Alienzivilisation nicht etwas anderes erwarten?«
    »An was hast du gedacht?«
    »Ich weiß nicht … Würde. Ernsthaftigkeit. Irgendwie etwas … na

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