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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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sich behalten, als sie im Virtuum zu erörtern. Der Zwang, dort immer nur die Wahrheit sagen zu können, ist für finstere Intrigen und Revierkämpfe nicht sehr geeignet. Wir vermuten daher, dass wir nicht alles mitbekommen.«
    »Aber die Anzeichen gibt es?«
    »Davon gehen wir aus.«
    »Könnte die Allianz dieses System verteidigen?«
    »Sicher. Wir haben kalkuliert, dass wir vier bis fünf Tentakelinvasionen der bisher beobachteten stärksten Kategorie werden abwehren können. Doch während unsere Gegner jederzeit weitere, umfassende Ressourcen heranführen können, ist unsere Produktionsbasis auf dieses System beschränkt. Dies wird letztendlich genauso unseren Untergang bedeuten wie den aller anderen Völker der Galaxis, die auf die Tentakel gestoßen sind.«
    Heute war ein Tag beunruhigender, geradezu deprimierender Neuigkeiten, fand Slap. Dies hatte doch zur Folge, dass auch jede Anstrengung der Menschheit, eine kleine Gruppe der Ihren in das Allianzsystem zu retten, um die Spezies vor der Auslöschung zu bewahren, letztlich bloß einen Aufschub bedeuten würde.
    Am Ende würden die Tentakel sie doch erwischen!
    Slap sackte ein wenig in sich zusammen und ließ seinen Blick wandern, ohne etwas zu sehen. Die Mutlosigkeit, die ihn nun ergriff, war für ihn eher uncharakteristisch. Sie zeigte recht deutlich, wie wichtig die Hoffnung auf ein Überleben seines Volkes bisher gewesen war, um seine Geister zu beleben. Mochten es auch nur wenige Auserwählte sein, die es hierher schafften – und Slap hatte keine allzu große Hoffnung, was die Auswahlkriterien der Sphärenregierung betraf –, es waren dann trotzdem seine Leute. Die letzten. Das musste doch irgendeinen Sinn ergeben!
    Ob Fischer-im-Trüben sich besser mit menschlicher Gestik und Mimik auskannte, als Slap dachte, oder ob er schlicht logisch schloss, wie dieser sich fühlen musste, würde Slap wahrscheinlich nie erfahren. Aber der Tonfall, in dem der Sänger seine nächsten Sätze von sich gab, klang bemerkenswert mitfühlend.
    »Slap. Das ist ein Grund mehr, warum wir im Kampf gegen die Tentakel die Entscheidung suchen müssen, oder?«
    »Ja … das stimmt wohl …« Slap fühlte sich nicht so kämpferisch. Er war aber bereit, weiter zuzuhören.
    »Also brauchen wir dich. Du kommst im Virtuum hervorragend zurecht. Du musst weitertrainieren, und dann wirst du bereit sein für eine Mission, von der unser aller Wohlergehen letztlich abhängen wird. Wir müssen herausfinden, wie weit die Tentakel sind – ob sie wissen oder zumindest ahnen, dass das Allianzsystem für sie irgendwann zugänglich sein wird. Du musst als Spion arbeiten.«
    »Spion? Ich dachte, ich muss sie einfach nur alle töten?«
    »Du wirst nie genug von ihnen erwischen, auch nicht im Virtuum. Wir müssen gezielt vorgehen, Slap. Es wird Möglichkeiten geben, aber dazu benötigen wir Informationen. Und du bist hervorragend dazu geeignet, diese zu beschaffen.«
    Slap fühlte diese Last auf seinen Schultern. Sie war zwar nur eingebildet, dafür empfand er sie jedoch als real genug. Es musste doch genug andere geben, die ebenso wie er geeignet waren. Oder unterschied sich die Allianz letztlich nicht von der Sphäre – dort hatte man auch ihn, den Begabten, aber Ersetzbaren genommen, ihn in die Kapsel gesteckt und auf eine wichtige Mission geschickt, die ihn hierher geführt hatte. Doch eigentlich nur, weil er gerade passend zur Hand war und sein Scheitern keinen großen Verlust dargestellt hätte.
    Es gab Ersatz.
    Gab es den hier auch? Wartete man nur darauf, dass er den Weg bereitete, die ersten Tretminen beiseiteräumte, um dann jene zu schicken, die den Job beenden würden?
    Das waren sehr düstere Gedanken. Slap wollte sie nicht. Er war nie ein großer Bedenkenträger gewesen. Aber sie drängten sich ihm auf, und das mit unguter Beharrlichkeit.
    Er spürte Mirindas Hand auf seiner Schulter. »Hab keine Angst«, sagte sie leise. »Ich bin bei dir. Und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht.«
    Slap schaute sie an, vielleicht ein wenig zu hoffnungsvoll, ein wenig zu naiv, aber wenn es nichts gab, an dem man sich festhalten konnte, dann nahm man jedes Angebot an Zuspruch automatisch an.
    »Dann bleibt noch eine weitere Frage übrig«, wandte sich Slap wieder an Fischer-im-Trüben. »Was passiert, wenn wir die Tentakel besiegt haben?«
    »Wir wollen sie gar nicht besiegen.«
    Slap starrte den Sänger wieder nur für einen Moment an, ehe er sich aus seiner Paralyse riss und mit einem

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