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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ja, Altes halt.«
    »Es tut mir leid, wenn Fischer-im-Trüben deine Erwartungen nicht erfüllt hat.«
    »Ich dachte nur, dass jemand wie er … alledem eine größere … Feierlichkeit schenken würde.«
    »Fehlen dir Informationen? Hat er eine deiner Fragen unbeantwortet gelassen?«
    Slap dachte für einen Moment nach, ehe er zögerlich den Kopf schüttelte.
    »Nein. Wohl nicht.«
    »Warum sollte er dir dann etwas oder jemanden vorspielen, das oder der er nicht ist? Glaubst du, ein jahrhundertealtes Mitglied einer unendlich alten Alienzivilisation hat nicht das Ausmaß an Selbstbewusstsein und Gelassenheit erreicht, dass Spielchen und Darstellerei nicht mehr als notwendig angesehen werden?«
    Slap nickte. »Da ist was dran.«
    Mirinda lächelte. »Fischer-im-Trüben ist in Ordnung. Etwas exzentrisch, aber das sind die meisten Sänger. Und im Gegensatz zur absoluten Mehrheit seines Volkes kann man jederzeit mit ihm reden. Ich habe manchmal sogar den Eindruck, dass er sich etwas langweilt und froh darüber ist, wenn ihn jemand besucht.«
    »Mirinda, es gibt dich doch noch gar nicht so lange«, fiel Slap ein, als sie langsam aus dem Audienzraum zurück zum Hangar spazierten. »Wie kannst du über ihn reden, als würdest du ihn seit Ewigkeiten kennen? Ich vermute mal, du hast ihn gerade auch zum allerersten Mal getroffen.«
    Mirinda lächelte und tätschelte Slap auf die Schulter.
    »Klug beobachtet. Aber ich bin als Avatar aus einer Essenz der gesammelten KIs der Allianz erschaffen worden. Ich habe viele Erfahrungen anderer Avatare als Erinnerungsdateien gespeichert und kann auf sie zurückgreifen. Meine Kindheit und meine Adoleszenz waren recht … effektiv. Insgesamt hat beides nicht länger als fünf Minuten gedauert. Und so habe ich, sozusagen, schon viele Gespräche mit Fischer-im-Trüben geführt, wenngleich nicht in dieser speziellen Inkarnation.«
    »Und du kannst dich an alle Details erinnern?«
    »Wenn ich es wünsche, ja. De facto aber sind sie, wie deine Erinnerungen, aktuell nicht mehr als ein mentales Hintergrundrauschen, ein Erfahrungsschatz, der eher emotional als rational wirkt und der mir Sicherheit in Situationen gewährt, die ich vorher persönlich noch nicht erlebt habe.«
    Slap sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie hatten den Hangar erreicht und bestiegen das Raumboot, das sofort abhob und sanft aus den sich öffnenden Toren glitt.
    »Ein leckeres Essen bei den Ath’con?«, fragte Mirinda, als sie das Boot auf das erste Habitat zusteuerte, an dem sie anfangs vorbeigeflogen waren.
    »Ja, sicher«, murmelte Slap etwas abwesend. Viele Dinge, die der Sänger ihm erklärt hatte, flogen in seinem Kopf herum. Er musste sie ordnen und sich darüber im Klaren werden, welche Rolle er in alledem spielen sollte …
    Dann fühlte er ein Gefühl in sich aufsteigen, von dem er nicht gedacht hätte, dass er es jemals empfinden würde.
    Er schluckte, legte sich eine Hand auf die Brust.
    »Geht es dir nicht gut?«, fragte Mirinda und blickte ihn besorgt an.
    »Es ist … nichts Körperliches«, erwiderte Slap mühsam und schüttelte sich, als wolle er Gedanken vertreiben. »Es ist nur …«
    »Was?«
    Slap seufzte.
    »Ich habe plötzlich Heimweh.«
        
     

11
     
    Bevor der Shuttle vollständig beladen war, kam es zum Eklat.
    Roby stand übermüdet neben der Schleuse der Korvette und schaute dem Beladungsvorgang zu. Die Rahels hatten die ganze Sache generalstabsmäßig durchorganisiert, man merkte ihnen ihre Abstammung von einer erfahrenen Unteroffizierin an. Die Reihen der ersten Flüchtlinge standen diszipliniert und ruhig vor den beiden Abfertigungsschaltern. Absperrungen geleiteten den Strom der Evakuierten zu den beiden Personenschleusen vorne und hinten im massigen Leib des Raumschiffes, und im Inneren des Shuttles war die Besatzung damit befasst, jedem einen Platz zuzuweisen. Familien und Paare saßen zusammen, darauf wurde geachtet, und so kam es eigentlich nicht zu irgendwelchen Streitigkeiten. Über allem lag eher eine angespannte und ängstliche Atmosphäre. Jedem waren noch einmal die Gefahren des Fluges deutlich vor Augen geführt worden und jedem war freigestellt worden, dieses Wagnis nicht einzugehen, sondern stattdessen auf der Erde zu bleiben. Niemand hatte sich gemeldet.
    Kaum einer konnte die Risiken wirklich gegeneinander abwägen. Roby gehörte zu jenen, die dazu imstande waren. Er hätte sich jederzeit für einen Platz im Shuttle entschieden.
    Bella war vorhin kurz zur Hanna

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