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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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aber zu der Kirche, dieser seltsamen Sekte, die gar keine war, sondern nichts anderes als eine über Generationen vorbereitete Untergrund-Fluchtorganisation, und die ihm nicht nur die Aussicht bot, mit dem Leben und einer Zukunft davonzukommen, sondern auch, dabei eine gewisse Würde und ein Mindestmaß an Anstand zu bewahren.
    Ja, dachte Roby und nickte sich selbst zu. Wenn alles zusammenbrach, blieb eigentlich nicht viel anderes übrig, und wenn er schon zu sterben hatte, verdiente jeder seine Loyalität, der ihm die Möglichkeit gab, dies würdevoll und auf menschliche Art zu tun – und ihn nur dann in Gefahr zu bringen, wenn er es freiwillig tat, um andere zu schützen, ihnen zu helfen, wenn sie sich selbst nicht helfen konnten.
    Agent Piotrowski, dafür sollte er dem Scheusal dankbar sein, hatte ihm die Augen geöffnet.
    Roby atmete tief durch.
    Und er hatte es ganz und gar nicht gemocht, wie dieser über Bella geredet hatte.
    Allein damit hätte sich bereits eine echte Fahnenflucht rechtfertigen lassen.
    Roby grinste.
    Er fühlte sich jetzt besser, befreit. Er war auch gar nicht mehr müde. Er würde sogar den Agenten ertragen, zumindest wenn dieser es schaffte, das Maul zu halten.
    Er war jetzt sein eigener Herr, erstmals wieder seit langer Zeit.
    Das war die Sache wert gewesen.
        
     

Zwischenspiel
     
    »Ich erwarte von Ihrer Seite Maßnahmen.«
    Der Tonfall des Allianzbotschafters war höflich und geduldig, wie man es von einem echten Diplomaten auch erwartete. Sobhex war nie sonderlich dadurch aufgefallen, die Beherrschung zu verlieren, und Großadmiral terSteegen war sich nicht sicher, ihn jemals laut oder zornig erlebt zu haben. Aber dem derzeitigen Oberkommandieren der Tentakelwacht war der Unterton in der Aussage keinesfalls entgangen. Er hatte den Alien schon mehrmals getroffen – vor allem bei den Vorbereitungen für den Angriff auf den Jupiter, der zum Ziel hatte, das Weltentor zum Allianzsystem neu zu zünden und damit die Evakuierung zu ermöglichen – und meinte daher, ihn einigermaßen einschätzen zu können. Soweit das bei einem Alien überhaupt möglich war.
    »Wir bemühen uns.«
    »Welcher Art sind Ihre Bemühungen?«
    TerSteegen räusperte sich. Er wusste nicht genau, warum sich Sobhex so über das Verschwinden seiner Androidenbegleiterin aufregte. Sicher, der Vorfall war sehr bedauerlich und sie war Mitglied seiner Delegation. Aber so, wie er es verstanden hatte, war sie doch nicht viel mehr als ein Kunstprodukt, zudem ein recht vulgäres, dahingehend konstruiert, um einen jungen und leicht beeinflussbaren männlichen Soldaten, der den ersten Kontakt hergestellt hatte, unter Kontrolle zu bekommen. Das Problem hatte sich durch den Tod dieses Mannes ja nun auch gelöst. Was sollte das alles also? Sollte diese Mirinda nun auf der Erde weitere Offiziere becircen oder weswegen war sie so wichtig? Oder stand Sobhex auf diese Art von Silikontitten? Das sah man ihm gar nicht an. Gut, das lag nicht zuletzt daran, dass er von einer ganz anderen Art war, aber wer wusste schon, welchen perversen Leidenschaften diese Xenos insgeheim frönten? Der Großadmiral wollte das gar nicht so genau wissen und er konnte natürlich Sobhex diese Fragen nicht stellen.
    Aber vielleicht kannte der Diplomat ihn besser, als er geahnt hatte, denn er sprach weiter: »Mirinda ist für mich von hoher Bedeutung. Sie ist eine Diplomatin wie ich und genießt die gleichen Rechte. Ihre Sicherheit lag in Ihren Händen und Sie haben darin versagt, sie ausreichend zu schützen. Ich erwarte, dass Sie alles in Gang setzen, um diesen Fehler wiedergutzumachen. Ihre Nonchalance in dieser Hinsicht ist für mich nicht akzeptabel.«
    Egal ob dieser Sobhex nun scharf auf die Alte war oder nicht, er nahm es offenbar ernst.
    TerSteegen räusperte sich. Der Tonfall dieses Typen gefiel ihm ganz und gar nicht. Und er war Soldat, kein Diplomat. Er musste sich nicht alles anhören.
    »Ich muss Sie daran erinnern, dass ich hier einen Krieg zu führen habe«, stieß er hervor. »Ich muss mich um Dinge kümmern, die das Leben Tausender Soldaten und Zivilisten entscheiden. Ich habe Anweisungen gegeben, dass Ihre Begleiterin gesucht und gegebenenfalls befreit wird. Ein fähiger Offizier wurde damit betraut. Und sobald ich etwas weiß, werde ich Sie darüber in Kenntnis setzen. Aber die Erde ist ein Schlachtfeld. Es gibt Gebiete, die fest in der Hand der Invasoren sind. Wir können nicht überall hin und wir wissen nicht mehr über alles

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