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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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und meist verbrachte er sie mit Mirinda, die ihn manchmal zu weiteren kleinen Expeditionen in den Allianz-Weltraum animierte, soweit das zeitlich möglich war. Slap lernte seine Umgebung langsam besser kennen, und so war er nicht allzu überrascht, als eines Tages das schrecklichste aller Monster an seiner Tür klopfte: die Politik.
    Fischer-im-Trüben hatte ihn gewarnt, und der Sänger hatte recht behalten.
    Es begann damit, dass Loban ihm eines Morgens erklärte, dass sie die Intensität der Vorbereitungen in den kommenden Tagen möglicherweise etwas reduzieren würden.
    »Warum? Gibt es ein Problem?«, fragte Slap, nicht wirklich neugierig – er hatte kein Problem mit Müßiggang.
    Loban, der trotz all seiner Kenntnisse immer noch Schwierigkeiten damit hatte, Slaps Gefühlslage richtig zu deuten, beeilte sich dermaßen mit seiner Antwort, als würde er annehmen, dass es seinen Schützling wirklich interessierte – oder gar besorgte. »Nein, es nicht nichts. Gar nichts«, sagte sein Ausbilder und sah dabei in seinem Gummianzug so komisch-verzweifelt aus, dass Slap diese Antwort schon aus prinzipiellen Gründen nicht ernst nehmen konnte. »Es könnte zu einer kleinen Verzögerung kommen, was die Einsatzplanung betrifft … was ja gar nicht so schlecht wäre, denn dann bleibt mehr Zeit für eine gründliche Vorbereitung. Kein Grund zur Beunruhigung also.«
    »Ich bin nicht beunruhigt«, gab Slap gleichmütig zurück. Das war jetzt aber tatsächlich ein klein wenig gelogen, denn er spürte, dass etwas im Argen lag.
    »Darüber hinaus möchte ein Mitglied des Allianzrates ein Gespräch mit uns führen, um den Stand der Vorbereitung zu ermitteln und die … Missionsziele … kritisch … zu erörtern.«
    Slap spannte seinen Körper an. Allianzrat. Kritisch erörtern. Mehrere Glocken schlugen Alarm, und er fühlte, wie sein Blutdruck stieg.
    »Jetzt bin ich beunruhigt«, erwiderte Slap und kniff die Augen zusammen. »Die Missionsziele erörtern? Es geht doch nur darum, die Informationslage zu verbessern. Es ist eine letztlich rein passive Vorgehensweise, wir bringen niemanden um und stecken auch nichts in Brand.«
    Loban wirkte zunehmend hilflos.
    »Das ist richtig, aber das Ratsmitglied hat … Bedenken geäußert.«
    »Bedenken?«
    »Es fällt mir schwer, dies richtig einzuordnen«, gestand Loban seine Unfähigkeit ein, wie ein Politiker zu denken. Slap empfand eine plötzliche Sympathie für den Wissenschaftler. »Aber Mirinda wird dabei sein, und soweit ich es verstanden habe, ist sie über diese Entwicklungen … informiert worden.«
    Slap dachte an sein Gespräch mit dem Sänger zurück und war sich einigermaßen sicher, dass Fischer-im-Trüben exakt diese Entwicklung gemeint hatte, als er über die Allianzpolitik referierte.
    »Wann werden wir also das Vergnügen haben?«
    »In Kürze. Das Ratsmitglied ist sehr beschäftigt. Es ist schwierig, einen geeigneten Termin zu finden, sagte man mir.«
    »Und bis dahin machen wir auf Sparflamme weiter?«, vergewisserte sich Slap.
    »So ist es.«
    »Na, das kann dann ja dauern.«
    Slap wusste nicht, ob Loban seiner Einschätzung zustimmte oder nicht, der Rest des Tages verlief jedenfalls nicht anders als die vorherigen. Als er am kommenden Morgen pünktlich zu einer erneuten Trainingsmission eintraf, war Loban nicht alleine. Ein Wesen hatte sich zu ihnen gesellt, dessen Anblick bei Slap erst einmal Brechreiz verursachte. Er hatte nie besonders viel für Insekten übrig gehabt und dieser überdimensionierte Käfer vor ihm erweckte eine Menge archetypischer Ängste in ihm. Da es für ihn sehr schwer gewesen wäre, den gut zwei Meter hohen Besucher mit seinen furchtbar effektiv aussehenden Mandibeln unter der Fußsohle zu zerquetschen, rang Slap lieber um Selbstbeherrschung. Der leicht modrige Geruch, der von dem Wesen ausging, half ihm dabei nicht. Slap wünschte, er hätte nicht so reichlich gefrühstückt. Er zwang sich ein Lächeln ab – falls sein Gegenüber das überhaupt zu schätzen wusste – und setzte sich etwas unsicher.
    Suchend blickte er sich um.
    Keine Mirinda. Er, Loban und ein Mistkäfer.
    Eine wunderbare Art, den Tag zu beginnen.
    Loban wirkte noch unbeholfener als sonst. Er war mit dieser Situation erkennbar überfordert, es blieb ihm aber nichts anderes übrig, als mitzuspielen.
    »Das hier, lieber Slap, ist Ratsmitglied Kritkk Tansh, von dem ich gestern berichtet habe. Er hat es freundlicherweise dann doch kurzfristig einrichten können, uns zu

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