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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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zu.
    »Verehrte Ratsmitglieder. Verehrtes Präsidium. Ich habe zusammen mit einigen meiner Kollegen einen Antrag eingereicht, gewisse Maßnahmen der Forschungsabteilung unter der Leitung unseres hoch respektierten Wissenschaftsoffiziers Loban bis auf Weiteres zu stoppen, um Gelegenheit zu bekommen, diese in Ruhe zu bedenken und geeigneteres Personal für die Durchführung der nächsten Schritte zu finden.«
    Er machte eine Kunstpause.
    »Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Richtung, in die die Experimente Lobans gehen. Ich fühle in mir das gleiche Feuer und die gleiche verzweifelte Hoffnung. Auch ich möchte, dass wir endlich ein Instrument in Händen halten, mit dem wir aktiv gegen unseren Erzfeind vorgehen können. Auch ich will nicht ewig in diesem System eingesperrt sein. Ich wünsche meinen Kindern, dass sie die Freiheit einer grenzenlosen Galaxis erleben dürfen, ohne Angst davor haben zu müssen, von räuberischen Tentakeln getötet und der Heimat beraubt zu werden. In alledem zolle ich Loban und seinen Anstrengungen den höchsten Respekt. Wir brauchen Männer wie ihn, die sich mit Leib und Seele für die gemeinsame Sache einsetzen. Seine Fortschritte sind beachtlich. Sein Intellekt und seine Hingabe stehen außerhalb jeder Kritik. Ihm gebührt weiterhin unsere höchste Anerkennung und in nichts möchte ich seine Arbeit herabsetzen oder entwürdigen. Aber dies ist eine besondere Situation, die der besonderen Sorgfalt bedarf. Und ich habe das Gefühl, dass der geehrte Loban in seinem Eifer und seinem Willen zum Erfolg ein klein wenig zu übertreiben droht. Möglicherweise, ja gewisslich, schadet er damit seinen eigenen Zielen mehr, als er ihnen nützt.«
    Tansh holte Luft und warf einen Blick in die Runde. Es war absolut still in der Halle, jeder hörte ihm zu. Slap wurde wieder unruhig. Das gedrechselte Gefasel des Käfers ging ihm mächtig auf die Nerven. Er würde sich nicht halb so diplomatisch – und nicht halb so falsch – ausdrücken können. Damit war er in dieser Umgebung möglicherweise automatisch im Nachteil.
    Tansh sprach weiter.
    »Das Risiko ist groß, verehrter Rat. Wenn wir einen Fehler machen und die Tentakel auf unsere Aktivitäten aufmerksam werden, ehe wir einen entscheidenden Vorteil gewonnen haben, werden sie Gegenmaßnahmen ergreifen. Wir haben über die Jahrhunderte gelernt, dass wir unseren Feind niemals unterschätzen sollten. Wenn wir jetzt voreilig handeln, schlagen wir uns möglicherweise eine Waffe selbst aus der Hand, die uns in der Zukunft den Sieg bringen könnte – würden wir nur noch etwas Geduld bewahren. Wie gesagt: Ich mache Loban keinen Vorwurf. Er genießt meine Hochachtung. Doch schon um ihn zu schützen und dafür zu sorgen, dass er sich nicht selbst um den Lohn seiner Arbeit bringt, muss den Plänen jetzt laut Einhalt geboten werden – und das ist es, worum ich diesen Rat bitte.«
    Slaps Blick fiel auf Loban, der kurz vor der Eröffnung der Sitzung ebenfalls bei ihnen Platz genommen hatte. Wie immer wirkte er völlig ungerührt. Ob ihn die Worte des Käfers nun trafen oder nicht, war ihm von hier nicht anzusehen. Loban würde nur kurz sprechen, da er selbst wusste, dass seine rhetorischen Fähigkeiten noch um einiges begrenzter waren als die von Slap. Fischer-im-Trüben würde für ihre Sache eintreten, und dann würde Slap die Gelegenheit zur Stellungnahme erhalten. Denn letztendlich ging es um ihn, wenngleich Tansh in seinem gewundenen Vortrag noch gar nicht bis zum Kern der Sache vorgedrungen war. Doch niemand schien ungeduldig zu werden. Es gehörte wohl zur üblichen Praxis im Rat, dass man dauernd Wesen lauschen musste, die sich selbst sehr gerne reden hörten.
    Nun aber schien der Käfer aufdrehen zu wollen, denn urplötzlich erschien Slaps Bild in einer Holografie über seinem Kopf. Slap konnte gerade noch verhindern, dass ihm völlig die Gesichtszüge entglitten, denn das war eine Liveaufnahme. Viele der Ratsmitglieder würden nicht in der Lage sein, seine Mimik richtig zu deuten, und gar nicht bemerken, wenn er richtig dumm dreinsah, aber Slap hatte trotzdem nicht die Absicht, für eventuelle Aufzeichnungen sein Konterfei als Abbild der Verblödung dokumentieren zu lassen. Er schloss seinen Mund und vergewisserte sich in dem gigantischen Spiegel, der über Tanshs Körper schwebte, dass er so regungslos wie möglich wirkte.
    Seine Frisur saß ganz ordentlich, wie er fand.
    »Dieser Erdling hier soll eine besondere Fähigkeit haben«, tönte es vom

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