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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Podium. »Angeblich ist er besonders befähigt, das Virtuum, das wir den Tentakeltraum nennen, zu manipulieren. Er soll daher der richtige Kandidat sein, um in den von Tentakeln beherrschten Aspekt des Virtuums vorzustoßen, um dort wichtige Informationen zu generieren und möglicherweise sogar Anschläge auf zentrale Tentakelfürsten oder Wissenschaftler zu verüben.«
    Tansh starrte von seiner erhöhten Stellung auf Slap hinunter, dem der zweifelnde Unterton in der Ansprache des Mistkäfers keinesfalls entgangen war. Er bemühte sich nach Kräften, unbeeindruckt zu wirken.
    »Ich will den guten Willen des Erdlings nicht infrage stellen«, setzte der Ratsherr dann begütigend fort. »Doch wollen wir einiges bedenken. Sein Volk ist noch gar kein offizielles Mitglied der Allianz. Loban arbeitet erst wenige Wochen mit ihm, während wir damit befasst sind, die Evakuierung der Menschlinge ins Allianzsystem voranzutreiben. Und wir haben bedenkenswerte Informationen über dieses spezielle Exemplar gesammelt, das vor allem deswegen als Kundschafter durch das Weltentor zu uns gesandt worden ist, weil es … ersetzbar ist. Es hat getötet und wurde dafür nicht bestraft, weil die Vorgesetzten wohl der Annahme waren, dass die Reise in den irdischen Gasgiganten Strafe genug sein würde, möglicherweise die Todesstrafe. Und das Erste, was er hier tat, war, das Avatar-Kontaktprogramm für seine niedrigen Gelüste zu instrumentalisieren und damit einen Avatar zu determinieren, dessen Körperform vor allem der Befriedigung seiner ekelhaften Triebe dient. Das ist ein höchst würdeloses Verhalten, der altehrwürdigen Zivilisation unserer Allianz nicht angemessen. Die arme Mirinda, getreulich ihrer Aufgabe, ließ diese Qual über sich ergehen. Dafür gilt ihr mein besonderer Respekt.«
    Nun erschien das Abbild Mirindas in der Luft. Soweit Slap erkennen konnte, wirkte diese nicht sonderlich gequält, sondern eher erbost. Doch genauso wie Slap hielt sie schlicht ihren Mund, um keinen Fehler zu begehen. Dies war der Auftritt von Tansh, und jede Störung würde man zu ihren Ungunsten auslegen. Slap, den jetzt niemand mehr beobachten konnte, gestattete sich ein Lächeln. Seine Stunde würde kommen, und das bald.
    »Einer solchen Existenz, über deren psychische Stabilität und Wertekanon wir keine gesicherten Aussagen machen können, sollten wir eine so bedeutsame Mission keinesfalls anvertrauen!«, kam Tansh zum Höhepunkt seiner Darbietung. »Wir wollen ihm dafür danken, dass der Erdling sich bereit erklärt hat, uns bereits jetzt zu dienen. Ich wünsche ihm keinen Schaden. Und Loban soll gleichfalls seine Forschungen fortsetzen, da sie mir vielversprechend erscheinen. Aber diese Mission schon so bald anzusetzen – und dazu auch noch mit einem potenziell gefährlichen, aber sicher unberechenbaren Kandidaten, ist sehr riskant. Sehr riskant auch, weil noch ein wichtiger Punkt zu bedenken ist!«
    Noch war der Mistkäfer offenbar nicht am Ende seiner Argumentation angekommen. Slap fühlte aber, dass jetzt der Grund kam, auf den er die ganze Zeit gewartet hatte – und den zu nennen für seine Gegenrede so wichtig war.
    Tansh tat ihm den Gefallen. Darin war er wunderbar berechenbar.
    »Lobans zentrale Begründung dafür, diesen Menschling mit einer derart verantwortungsvollen Aufgabe zu belasten, liegt darin, dass er meint, dieser sei ein Zauberer des Virtuums, der wie kein anderes ihm bekanntes Wesen in der Lage sei, die Gesetzmäßigkeiten dieses Raumes zu nutzen und zu manipulieren. Ich habe allergrößte Probleme damit, dieser Aussage Glauben zu schenken. Loban ist ein Opfer seines Wunschdenkens geworden, seines Ehrgeizes, seiner Leidenschaft für das Projekt. Respekt dieser Leidenschaft! Aber sie sollte nicht dazu führen, sich selbst Illusionen hinzugeben. Ratsmitglieder! Schaut auf diesen Menschling!«
    Wieder materialisierte Slaps Abbild in der Halle. Diesmal war er darauf vorbereitet. Er sah gerade und ohne Scheu in die Richtung, in die er die Kamera vermutete, und versuchte, ein Abbild herausfordernder Entschlossenheit zu sein, ein Bemühen, das bei der Mehrheit der Anwesenden wahrscheinlich Verschwendung war, da sie nie zuvor einen wie ihn erblickt hatten.
    »Er ist ein verurteilter Dieb, ein Gesetzloser. Ein verurteilter Computerinfiltrator. Ein Mörder. Und er soll außergewöhnliche Fähigkeiten haben, die niemals bewiesen wurden! Er soll Tentakel verschwinden lassen können, die Matrix des Virtuums nach Belieben manipulieren

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