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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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nicht genug Leute, es hundertprozentig abzuriegeln. Natürlich gibt es für Ortskundige Möglichkeiten, zu den Soldatinnen vorzudringen. Doch wozu?«
    »Um ihnen Ausrüstung zu liefern«, meinte Lefevre. »Kleidung und Waffen.«
    Der Polizist zuckte mit den Schultern.
    »Da ist uns nichts aufgefallen.«
    Roby und Lefevre warfen sich Blicke stummer Verständigung zu. Hier kamen sie nicht weiter.
    »Wir danken Ihnen für die Kooperation. Versuchen Sie weiterhin, die Zivilisten draußen zu halten.«
    »Wir tun, was wir können. Sie werden sofort reingehen?«
    »Wir werden uns zunächst ein wenig vorbereiten. Haben Sie einen Raum für uns?«
    »Ist vorbereitet, gleich die Tür da vorne. Sie sind völlig ungestört. Wir haben Nahrungsrationen bereitgestellt und Kaffee gekocht.«
    Lefevre schenkte dem Polizisten ein dankbares Lächeln, dann verabschiedeten sie sich. Als sie wieder draußen waren, hatten die Soldaten bereits alles ausgeladen und standen abwartend in der kühlen Luft. Lefevre zeigte mit dem Daumen über seine Schulter.
    »Da ist ein Raum bereitgestellt. Schafft die Sachen rein und greift euch was zu essen. Wir machen eine kurze Besprechung, dann alle Pipi und dann geht es los.«
    Grinsen und gequältes Lachen antwortete ihm. Roby wollte sich bereits abwenden, doch Lefevre hielt ihn am Arm fest.
    »Sergent, ich mache Sie und Navrova zu Gruppenführern, jeder bekommt drei Mann. Und falls mir was passieren sollte, sind Sie mein Stellvertreter.«
    Roby blinzelte und nickte dann langsam.
    »Sie sind für die Offiziersschule ausgesucht, habe ich gehört.«
    Roby verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, dass dafür noch Zeit ist.«
    »Dann wird es irgendwann eine Feldbeförderung geben.«
    Roby zuckte mit den Achseln. »Ist das wichtig?«
    Lefevre schwieg für einen Moment, dann aber nickte er.
    »Es ist vielleicht nicht für Sie wichtig, Sergent, aber es wird für jene eine Bedeutung haben, die Sie anführen werden. Ihren Zynismus kann ich Ihnen nicht vorwerfen. Aber egal, wo und wie Sie nachher enden, ich gehe davon aus, dass Sie Verantwortung tragen werden. Ist vielleicht auch nicht wichtig, aber es ist besser, als sich zu verkriechen und auf das Ende zu warten. Irre ich mich?«
    Roby sah Lefevre an, dann senkte er den Kopf, vielleicht sogar ein wenig verlegen. »Wohl nicht, Capitaine.«
    »Essen Sie etwas. Das Briefing wird kurz und ich möchte in 60 Minuten aufbrechen, solange noch genügend Tageslicht herrscht. Wir haben keine Zeit.«
    Roby nickte, als er dem Capitaine wieder in das Innere der Baracke folgte.
    Zeit war in der Tat ein sehr kostbares Gut geworden.
    Es geschah, wie der Capitaine es befohlen hatte. Sie aßen von den abgepackten Rationen, mehr aus Pflichtgefühl als aus echtem Hunger. Sie befassten sich mit dem Lageplan und den Rudimenten dessen, was Lefevre einen Plan nannte. Sie würden nicht auf das Fabrikgelände vordringen, um ein Gemetzel zu veranstalten. Aber würden die Klonsoldatinnen das genauso sehen?
    »Wir lassen die schweren Waffen hier«, entschied Lefevre. »Keine Mörser, keine Gewehre auf Dreibein, keine Energiewaffen. Ich möchte damit signalisieren, dass wir nicht die Absicht zu einem Angriff hegen.«
    »Oder wir signalisieren damit, eine leichte Beute und eine wertvolle Ausrüstungsergänzung zu sein«, murmelte jemand. Der Capitaine warf lediglich einen strafenden Blick in die Runde. Natürlich war auch das eine Option.
    Die Truppe war bereit und marschierte unter dem wachsamen, vielleicht auch misstrauischen Auge der Polizeikräfte wieder ins Freie. Lefevre hielt sich bei Robys Gruppe, während Navrova in einer Schützenlinie auf der anderen Seite der Straße antreten ließ. Dann bewegten sie sich langsam vorwärts, passierten die Absperrungen und befanden sich wenige Minuten später auf dem Fabrikgelände. Hier waren früher Bodenfahrzeuge hergestellt worden, vom Personenschweber bis zum Lastgleiter. Das Areal war sehr groß, mit zahlreichen Fabrikhallen, nun seit Jahrzehnten verwaist, als die allgemeine Depression den Markt für den Individualverkehr hatte einbrechen lassen. Die Gebäude befanden sich in unterschiedlichen Stadien des Verfalls, waren aber alle ordnungsgemäß geräumt und verschlossen worden. Scanner, die ihre Messergebnisse in die HUDs der Soldaten projizierten, zeigten keine Bewegungen oder Wärmequellen im Umkreis von 200 Metern. Für die Klone mussten die vorrückenden Soldaten klar erkennbar sein, und sei es nur optisch. Obgleich sich die beiden

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