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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Als schließlich klar wurde, dass die Jonathan Haark selbst Interesse an ihrem Überleben zeigte und sich mit majestätischer Unbeirrbarkeit in die Kampfzone um die Kapseln schob, wurde klar, dass ihre Chancen auf Rettung gerade sprunghaft angestiegen waren. Die Tentakelschiffe hielt dies nicht davon ab, den Angriff mit Vehemenz fortzusetzen, und manche von Abwehrsystemen eingeholte gegnerische Rakete kam den Kapseln so nahe, bevor sie explodierte, dass die Strahlenwerte beängstigend hochschossen.
    Aber nach einer guten Stunde beständigen Aufstiegs hatten beide Kapseln schließlich die Station erreicht und glitten in den Hangar hinein. Als sich die metallenen Klammern um den geschundenen Leib der Dicken schlossen und die Kontrollen die vollständig etablierte Atmosphäre um sie herum anzeigten, stieß Slap Luft aus, von der er gar nicht gemerkt hatte, sie angehalten zu haben.
    Er war wieder daheim.
    Wozu auch immer das gut sein würde.
        
     

38
     
    Sie landeten gut 200 Meter von der Polizeiabsperrung entfernt. Es war früher Nachmittag, es war empfindlich kühl, ein scharfer Wind fuhr durch die Straßen. Der Polizist, der sie empfing, war ein älterer Mann mit einem grauen Bart, bei dem man nicht genau unterscheiden konnte, was nun Eis war und was weiße Haare. Er bat Lefevre und seine Leute in eine mobile Kommandobaracke, einen großen Container, der von einem Lastfahrzeug hierher gebracht und abgesetzt worden war. Der Leitstand war mit drei Polizisten besetzt, die aufmerksam die Monitore der Satellitenüberwachung, der umherschwirrenden Drohnen sowie der auf den benachbarten Dächern angebrachten Kameras beobachteten. Roby warf einen kursorischen Blick über die Gesichter der Wachhabenden und fand in ihnen eher Langeweile als gespannte Erwartung. Offensichtlich war bereits seit längerer Zeit nichts Berichtenswertes mehr passiert, ein Eindruck, der durch den knappen Bericht des Vorgesetzten nur bestätigt wurde.
    »Sie verhalten sich ruhig«, fasste der Mann zusammen und nahm die Polizeimütze ab, um sich über das kurz geschorene Haar zu fahren, gleich mehrmals, eine Bewegung, mit der er sowohl Müdigkeit wie auch Ratlosigkeit zum Ausdruck brachte. »Wir haben das gesamte Areal unter ständiger Beobachtung. Sie halten sich fast alle in diesem Gebäude auf, dem früheren administrativen Zentrum der Fabrik. Sie haben die alten Atomzerfallsbatterien der Notversorgung in Gang gebracht und daher ist das Gebäude geheizt und beleuchtet. Wir hätten das verhindern können, aber der Befehl lautet, die Klone bis zu Ihrem Eintreffen nur zu beobachten und nicht einzugreifen, vor allem nicht zu provozieren.«
    Er warf Lefevre einen auffordernden Blick zu. »Das haben wir gemacht. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das jetzt Ihr Spiel.«
    »Hat es denn Versuche der Kontaktaufnahme oder gar militärische Übergriffe gegeben? Von irgendeiner Seite?«, fragte Roby.
    »Nein. Seit die Klonsoldatinnen sich dort verschanzt haben, herrscht Ruhe.«
    »Ist es eine verdächtige Ruhe?«, hakte Roby nach. Wenn sich in seiner Vergangenheit eine Gang ruhig verhalten hatte, dann aus zwei Gründen: um ihre Wunden nach einer Niederlage zu lecken oder um etwas Großes auszuhecken. Die Klonsoldatinnen hatten sicher das Bedürfnis verspürt, sich zu formieren, Ausrüstung zu fassen und eventuelle Verletzungen zu behandeln – aber das musste sie ja nicht davon abhalten, Pläne zu schmieden und vielleicht auch in die Tat umzusetzen.
    Lefevre schien in eine ähnliche Richtung zu denken. Er nickte Roby anerkennend zu.
    Der Polizist jedoch zuckte nur mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«
    »Hinweise«, meinte Roby. »Was wird so in das Gebäude geschafft? Gibt es Lücken im Sperrriegel, durch die Material geliefert werden kann? Gibt es andere Gebäude, etwa gute Beobachtungsstellen, wo Klone gesichtet wurden? Gibt es Bewegungen auf dem Gelände, ist ein Schema zu erkennen?«
    Der Mann sah Roby einen Moment schweigend an, dann seufzte er. »Ich überlasse Ihnen gerne alle Aufzeichnungen, dann können Sie sich einen Reim drauf machen. Uns ist nichts aufgefallen. Es gibt zwei Nebengebäude, in denen die Wärmesensoren Klone ausgemacht haben, aber jeweils nur wenige. Wir haben keinen Sperrriegel errichtet, zumindest nicht so, dass das Gelände völlig abgeriegelt wurde. Wir halten Schaulustige fern, Straßen sind alle gesperrt, anliegende Gebäude wurden evakuiert. Aber das Areal ist riesig und eng bebaut, wir haben schlicht

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