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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gut.
    »Wir treffen in gut zwei Stunden ein«, fügte Lefevre hinzu. »Wir sollten uns alle ausruhen. Ich habe die genauen Lagepläne der Fabrikanlage in Ihre HUD-KIs einspeisen lassen. Wer nicht schlafen kann, sollte sie sich schon mal ansehen.«
    Damit nickte er und verschwand wieder vorne im Cockpit. Roby kontrollierte sein Head-up-Display. Für diese Mission hatten sie die beste Ausrüstung erhalten, nicht das Standardzeug des gemeinen Kanonenfutters. Er hatte eine kurze Einweisung erhalten, fühlte sich aber noch nicht ganz sicher, das galt vor allem für all das elektronische Spielzeug, mit dem man sie aufgerüstet hatte. Es dauerte daher einen Moment, ehe der versprochene Lageplan auf die Innenfläche seines heruntergeklappten Helms projiziert wurde. Es war das Beste, wozu die Technik ohne NeuroLAN in der Lage war.
    Roby sah, dass eine Hälfte der Truppe begann, die Augen zu schließen, während die andere es ihm gleichtat. Navrova gehörte zur letzteren Gruppe, und er sah, wie sich ihre Stirn konzentriert kräuselte, als sie die schematischen Darstellungen durchzusehen begann. Es sah reizend aus.
        
     

37
     
    Der Zerstörer Annabell Lee zog eine heftig flammende, beißend helle Ionisationsspur hinter sich her, teilweise gespeist von der Eintrittshitze, teilweise gespeist von dem glühenden Nuklearleck im ovalen Schiffskörper. Slap beugte sich unwillkürlich vor, als das Kriegsschiff mit seinen rund 50 Mann Besatzung, die meisten davon wahrscheinlich bereits tot, etwa 40 Kilometer von seinem eigenen Standort in die Atmosphäre des Jupiter eintrat. Er vermeinte die Alarmsirenen zu hören, die hektischen Gesichter der wenigen Überlebenden, das sinnlose Hämmern auf Notschalter und die letzte Flucht in verbliebene Rettungskapseln. Als hätte das waidwund geschossene Schiff nur auf seine Gedanken gewartet, löste sich mit einem Aufblitzen eine solche Einheit vom Rumpf des abstürzenden Zerstörers und schoss mit hoher Beschleunigung zurück in die oberen Atmosphärenschichten. Slap hoffte, dass es die letzten noch lebenden Besatzungsmitglieder an Bord hatte.
    Die Annabell Lee blutete ihre Innereien mit irisierendem Lichtschein auf den Jupiter hinab, der Schiffskörper senkte sich mit fast majestätischer Gelassenheit in tiefere Zonen, bisweilen erhellt von Sekundärexplosionen. Dann, nach gut einer Minute, waren nur noch die Reste der erhitzten Gase zu sehen, die das Wrack hinter sich gelassen hatte, und der Jupiter deckte ein gnädiges Leichentuch über das tote Schiff.
    Slap richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den nunmehr recht nahen Orbit. Die Kapsel der Allianz schleppte die Dicke immer noch aufwärts. Die alarmierenden Druckanzeigen waren zu einem beruhigenden Grün gewechselt. Der Schutzschirm des Allianzfahrzeugs war zurückgezogen worden. Doch die Geschwindigkeit war niedrig und das massive, unflexible und in der Manövrierfähigkeit eingeschränkte Tandem ein leichtes Ziel.
    Slap merkte auf, als er ein Trägersignal von der Orbitalkontrolle bekam. Die Station, seine Heimat, war wieder auf Empfang.
    Er schaltete den Datenfeed ein, verstärkte das Notsignal und wartete. Es dauerte nur einen winzigen Augenblick, dann bekam er einen Peilstrahl. Es wurden nicht viele Worte gewechselt, die Kontrolle war sicher eher damit befasst, die Verteidigungsanstrengungen zu koordinieren. Ein Teil dieser Arbeit bestand darin, ein weiteres Geschwader aus sechs Zerstörern, Schwesterschiffen der unglücklichen Annabell Lee, direkt über den aufsteigenden Kapseln zu stationieren, um alle Angriffe auf sich zu lenken, die die Tentakel starten würden.
    Und sie starteten.
    Das taktische Display in Slaps Kopf sprach eine deutliche Sprache.
    Zwei Flotten der Tentakel operierten im jupiternahen Raum. Eine kleinere, gut 200 Einheiten umfassende, griff die diversen kleineren Außenposten sowie Abwehrgeschwader an. Eine größere, fast doppelt so viele Raumschiffe umfassend, konzentrierte sich ganz auf den Bereich in der Nähe der Raumstation sowie den atmosphärischen Bereich über dem Weltentor. Hier hatte auch die Sphäre eine formidable Gegenwehr organisiert. Slaps Zähler endete bei gut 500 größeren und kleineren Raumschiffen, von der Korvette mit ihren gut 20 Mann Besatzung bis zum beeindruckenden Schiffskörper der Jonathan Haark, einem der drei existierenden Schlachtschiffe, fast so groß wie die Station selbst, die mit ihren Fern- und Nahwaffen ebenfalls in die Kämpfe eingriff. Die taktische Anzeige

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