Tentakelwacht
zusammenarbeiten.«
»Kooperation ist in begrenztem Rahmen möglich«, erklärte Rahel.
»Worin bestehen diese Begrenzungen?«
»Wir nehmen keine Befehle entgegen, sind jedoch zur Abstimmung bereit , wenn es um konkrete militärische Aktivitäten geht.«
Lefevre zuckte mit den Schultern. »Wenn die Invasion erst mal richtig losgeht, wird die Befehlskette sowieso mit jedem Tag löchriger. Keine Ahnung, wer dann noch Befehle geben wird.«
Die Klonsoldatin schenkte dem Capitaine ein Lächeln, das überraschend weich wirkte.
»Das sehen wir ähnlich.«
»Aber wir können Aktionen koordinieren, das stimmt«, nahm Lefevre den Faden auf. »Wir werden sicher gemeinsame Ziele identifizieren können.«
»Diese Ziele werden kurzfristiger Natur sein.«
Der Capitaine runzelte die Stirn und warf Roby einen kurzen, verwirrten Blick zu.
»Warum nur kurzfristig? Wir kämpfen doch hoffentlich auf der gleichen Seite, gegen die Tentakel.«
»Die Tentakel sind der Feind, zweifelsohne.«
Das ›aber‹ lag so deutlich in der Luft, als hätte Rahel es auch ausgesprochen.
»Und?«, fragte Lefevre. »Der Sieg über die Tentakel ist das langfristige Ziel, das uns verbindet.«
»Nein.«
»Nein?«
»Es ist nicht unsere Absicht, die Tentakel zu besiegen.«
Stille machte sich breit, als Lefevre die Klonsoldatin mit ungläubigem Gesichtsausdruck ansah. Roby trat vor, füllte die entstehende Pause.
»Was ist dann Ihre Absicht?«, fragte er.
Rahel sah ihn an und nickte ihm unmerklich zu. »Unser Ziel ist es, die Erde zu verlassen und vor den Tentakeln zu fliehen.«
Ihr Blick fiel wieder auf Lefevre. »Auf dem Weg zu diesem Ziel werden wir kooperieren. Aber es wird der Zeitpunkt kommen, da werden wir und die Unseren Terra verlassen und Sie werden auf sich allein gestellt sein.«
»Die Unseren?«, fragte der Capitaine.
»Die Kirche der Heiligen Rahel«, murmelte Roby.
Die Klonsoldatin sagte nichts, nickte nur. Der Capitaine wandte sich um, schoss einen fragenden Blick auf Roby, der nachdenklich auf seiner Unterlippe kaute.
»Capitaine, diese Kirche ist mehr als nur eine Organisation von Verschwörern, die ihren eigenen Krieg gegen die Tentakel führen wollen«, sagte er dann langsam. »Es ist eine Organisation, die vor über hundert Jahren mit nur einem Ziel gegründet wurde: die Flucht von der Erde vorzubereiten, das Sonnensystem aufzugeben. Und diese hier …«
Roby wies auf Rahel, die ihm schweigend zuhörte.
»… ist nicht mehr als ihre Leibwache.«
Die Soldatin lächelte sanft und nickte. Dann machte sie eine einladende Handbewegung in Richtung eines in der Nähe stehenden Gebäudes.
»Trinken wir einen Kaffee, meine Herren.«
39
Slap hatte kaum den Hangar betreten, da erschütterte eine mächtige Explosion die Station und er schwebte.
Die Schwerkraftgeneratoren waren allesamt ausgefallen. Slap ruderte mit den Armen, bekam einen Griff an der geöffneten Ausstiegsluke der Kapsel zu fassen und zog sich heran. Es knackte in seinen Ohren. Augenblicke später schloss sich der Helm seines Anzugs und stellte wieder normale Druckverhältnisse her. Es gab irgendwo ein Leck.
Die Empfangsdelegation, einige Soldaten und einige Wissenschaftler, schwebte ebenfalls im Hangar umher. Alle trugen die vorschriftsmäßigen Notanzüge, dünne Plastikoveralls mit einem Folienhelm, einem Atemvorrat für drei Stunden, einem Funkgerät und einem einfachen Peilsender. Es knisterte, als sich die Folien aufbliesen und einen durchsichtigen Ball um die Köpfe bildeten.
Dann öffnete sich die Tür der Allianzkapsel und Sobhex kam herausgeschwebt. Er bewegte sich beinahe anmutig. Im Schleuseneingang erkannte Slap die Gestalt von Mirinda, die ihm zuwinkte.
Ein heftiger Ruck und beinahe hätte Slap den Griff fahren lassen. Etwas zog an ihm, als die Atmosphäre aus dem Hangar gesaugt wurde. Über Funk hörte er alarmierte Rufe. Wie in Zeitlupe betrachtete Slap den Soldaten, der mit wild rudernden Armen an ihm vorbeiglitt, dem Sog der ausströmenden Luft folgend, direkt auf die gezackte Öffnung in der Hangarwand, die sich plötzlich gewaltsam aufgetan hatte. Slap hörte das Schreien, hörte, wie der Vorgesetzte dem Mann riet, die heftigen Bewegungen zu unterlassen, sich an sein Training zu erinnern. Dann schrammte der Hilflose durch die Öffnung, eine scharfe Kante schlitzte Anzug und Körper auf, sein Leib öffnete sich wie ein Bratenstück unter dem Messer eines Kochs.
Das Geschrei verstummte und der noch etwas zuckende Leib
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