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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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glitt in einer Wolke von Blutblasen in den freien Raum.
    Für einen winzigen Moment herrschte eine beinahe andächtige Stille.
    Jemand schluchzte.
    Slap starrte hinüber zu Sobhex, der sich in der plötzlichen Schwerelosigkeit mit einer ganz eigenen Würde zu bewegen verstand.
    Dann ging das Licht aus. Slaps Augen benötigten einen Moment, ehe sie sich an die Notbeleuchtung gewöhnten. Das schwummrig rote Licht erfüllte den Hangar kaum. Hektische Befehle brachen durch das Funknetz, doch keiner schien sich an ihn zu richten. Die Empfangsdelegation begann, sich zu sortieren.
    »Wir kehren in unser Fahrzeug zurück«, hörte er plötzlich Mirindas Stimme in seinem Kopf. Sie musste weiterhin direkt durch das NeuroLAN mit ihm kommunizieren. »Die Station hat schwere Schäden an der Hülle erlitten.«
    Eine Lautsprecherstimme ertönte. Sie war laut und durchdringend und sendete zudem auf allen Frequenzen.
    »Dies ist die Stationsleitung. Wir evakuieren nach Protokoll A-16. Ich wiederhole. Die Station wird nach Protokoll A-16 evakuiert. Alle Besatzungsmitglieder begeben sich in die vorgesehenen Sektionen. Rettungskapseln und Kleinraumschiffe bekommen Kursvektoren vorprogrammiert. Wir werden von der Jonathan Haark aufgenommen. Ich wiederhole. Rettungskurse sind vorprogrammiert. Die Haark ist auf Stand-by und bereit, uns aufzunehmen. Zusätzliche Shuttles sind unterwegs. Begeben Sie sich in die designierten Fluchtzonen und bewahren Sie Ruhe.«
    Slap wollte etwas sagen, dann aber tauchte vor ihm die schwebende Gestalt eines Soldaten auf. Er trug einen richtigen Druckanzug, militärische Ausführung, und der Transponder piepte ihm die Identität des Mannes entgegen. Es war Lieutenant Marco Siever.
    »Mon Lieutenant«, begann Slap, doch Siever unterbrach ihn sofort.
    »Keine Zeit. Ist die Kapsel der Besucher flugbereit? «
    »Sie ist es.«
    »Die Kapsel soll sofort wieder starten und unmittelbar Kurs auf die Haark nehmen. Die Aliens haben Priorität.«
    Mirinda, die natürlich mitgehört hatte, sandte ihm ein Bestätigungssignal zu. Die Außenschleuse der Allianzkapsel schloss sich bereits wieder, nachdem Sobhex 4 sich in das Innere zurückgezogen hatte.
    »Sie kommen mit mir!«, befahl Sievers. Er stieß sich ab und schwebte auf ein nahes Schott in der Hangarwand zu. Slap folgte ihm ohne weiteren Kommentar. Sie navigierten durch die Öffnung, die sich als Innenschleuse entpuppte. Als sie auf der anderen Seite wieder hervorkamen, gab es zwar immer noch keine Schwerkraft, dafür aber normale Druckverhältnisse. Slaps Anzug produzierte ein Piepen und faltete den Helm ein.
    In den Gängen der Station herrschte das Chaos. Dem Anschein nach ziellos rannten die Leute umher, für viele war das sogar als sicher anzunehmen. Soldaten versuchten, den Evakuierungsplan umzusetzen, und hatten vor allem Mühe, die zivile Crew zu dirigieren. Schwebetragen mit Verletzten glitten durch die Gänge, navigiert entweder von angespannt wirkenden Sanitätern oder von Medrobotern. Manchmal waren die Durchgänge zu eng und die Tragen stellten sich hochkant, was manchen der angegurteten Verletzten ein Stöhnen entlockte. Die fehlende Schwerkraft aber stellte sich in diesem Fall als segensreich heraus.
    »Hier entlang. Wir treffen Dr. Brahms in Sektion III. Sie ist die neue Leiterin des Projektes.«
    »Was ist …«
    »Tot. Hier, aufpassen.«
    Siever wies ihm den Weg an einer Gruppe von Zivilisten vorbei, die von einem grimmig dreinblickenden Sergenten unter Kontrolle gehalten wurde, bis das Freizeichen zum Betreten des Hangars ertönte.
    »Ein Shuttle wartet nur auf uns«, erklärte Sievers beruhigend.
    »Was ist mit der Dicken?«
    »Womit?«
    »Meiner Kapsel?«
    »Wir haben alle Daten bereits kopiert. Die Kapsel selbst ist zu schwer beschädigt, wir werden sie hierlassen. Die Ersatzkapsel wird in die Haark evakuiert.«
    Slap nickte. Das hörte sich alles recht effizient an. Sievers machte einen bemerkenswert ruhigen Eindruck. Entweder war er tatsächlich so abgebrüht, oder er hatte sich von seinem Anzug eine Dosis Kaltmacher verpassen lassen. Als Offizier hatte er möglicherweise sogar eigene Pharmapakete implantiert und war auf den Anzug gar nicht angewiesen. So weit war Slap in der Hierarchie noch nicht aufgestiegen, und er war sich auch nicht sicher, ob er das wollte.
    Was er wollte, stand andererseits gar nicht zur Debatte, zumindest derzeit nicht.
    »Vorsicht!«
    Vor ihm ein Raum, aus dem Rauch quoll. Slap orientierte sich. Die

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