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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Schützenlinien eng an den Hauswänden und Eingängen orientierten, jederzeit bereit, Deckung zu suchen, liefen sie doch ansonsten deutlich sichtbar auf der Straße. Es war kein Anschleichmanöver, es war ein ostentatives Winken.
    Wir sind unterwegs.
    Bitte tut uns nicht weh.
    Alles wäre einfacher gewesen, wenn man vorher Funkkontakt hätte etablieren können. Alle waren davon überzeugt, dass die Klone die notwendige Ausrüstung besaßen. Aber sämtliche Versuche, auf diese Art und Weise ins Gespräch zu kommen, waren gescheitert. Es hatte nie eine Antwort gegeben.
    Vielleicht wollten sie ja auch nur in Ruhe gelassen werden, dachte Roby. Dafür hatte er durchaus Verständnis.
    Jedenfalls regte sich nichts, als sie langsam und vorsichtig weiter auf das Gelände vordrangen. Zur Kälte gesellte sich jetzt noch ein sanfter Nieselregen, der zusammen mit den schlechter werdenden Lichtverhältnissen die Sichtbarkeit einzuschränken begann. Roby fühlte, wie Wassertropfen von der Hinterseite seines Helms hinter seinen Rucksack tropften und die Uniform nässten. Er erwartete im Stillen, dass Lefevre den Vormarsch würde abbrechen lassen, doch der Capitaine ging unverdrossen voran und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Dann stand sie plötzlich da.
    Es war ein Bild von fast poetischer Qualität.
    Mitten auf dem schartigen Beton der Straße, wie aus dem Boden gewachsen, eine Gestalt, die Roby nur zu gut kannte. Diesmal nicht nackt, sondern angetan mit einem einteiligen Overall, wie ihn Mechaniker und Arbeiter auf der ganzen Welt trugen. Auf dem Kopf mit den kurz geschorenen Haaren trug sie eine Kappe, eine Jacke aber hatte sie nicht übergestreift. Andererseits machte sie nicht den Eindruck, sonderlich unter der Temperatur zu leiden. Im feinen Schleier des Regens wirkte sie fast schon unheimlich, regungslos, wie sie da stand, die Augen auf die Ankömmlinge gerichtet, ohne ein erkennbares Zeichen der Angst.
    Waffen trug sie keine. Die Hände hatte sie leicht in die Hüften gestützt, wie eine lockende Aufforderung, doch näher zu kommen, oder schlicht als ein Zeichen, dass es völlig bedeutungslos war, was sie wollten, denn die Chefin war sie.
    Lefevre hob eine Hand und die Soldaten blieben stehen. Für einige Augenblicke musterten sich alle gegenseitig. Es wurde kein Anstarr-Wettbewerb. Lefevre reichte Roby die Waffe. »Ich gehe.«
    »Aber nicht alleine«, erklärte Roby und reichte das Gewehr des Capitaines sowie sein eigenes nach hinten weiter. Genauso wie Lefevre ließ er die Pistole im allerdings verschlossenen Halfter. Es war angemessen, guten Willen zu zeigen, nicht der Ort, umfassende Dummheit zu dokumentieren. Roby hatte das Gefühl, dass die Klonsoldatin dies verstehen würde.
    Lefevre nickte und sie spazierten auf die Frau zu.
    »Niemand schießt. Keine Drohgebärden«, gab der Capitaine über Funk durch. »Senken Sie Ihre Waffen. Bleiben Sie aufmerksam.«
    Er hatte kaum das letzte Wort ausgesprochen, dann standen sie vor der Frau. Der feine Film von Feuchtigkeit auf ihrer Haut schimmerte sanft. Ihr Blick wirkte forschend, sicher nicht feindselig. Sie hielten ihre Hände in betontem Abstand von den geholsterten Waffen.
    »Ich bin Capitaine Lefevre vom Militärgeheimdienst der Irdischen Sphäre.«
    »Ich bin Rahel.«
    Roby sagte nichts. Er war hier nur Zeuge, Rückversicherung und im Endeffekt Staffage, wenn alles gut ging.
    »Wir hegen keine aggressiven Absichten.«
    »Das ist ungewöhnlich«, erklärte Rahel und fügte nach einer betonten Pause hinzu: »Aber wir haben es erwartet.«
    Lefevre ging darauf nicht ein.
    »Es ist unser Interesse, mehr über Ihre Absichten zu erfahren. Wir wollen reden, nicht kämpfen. Sie sind auf diesem Gelände sicher.«
    »Das sind wir«, bestätigte die Frau in einem Tonfall, der Roby davon überzeugte, dass diese Feststellung auch zutreffen würde, wenn Lefevre das Feuer eröffnen ließ.
    »Die Tentakel kommen bald«, erklärte der Capitaine.
    »Deswegen sind wir erwacht.«
    »Es wäre gut gewesen, wenn wir darüber vorher informiert gewesen wären. Verluste hätten sich vermeiden lassen.«
    »Nein, die Sphäre hätte uns alle vorher umgebracht. Das hat sie ja auch versucht. Ihre Einsicht kommt spät und ist aus der Not geboren.«
    Die Aussage kam nicht vorwurfsvoll, wie Roby fand. Es war eine schlichte Feststellung, ruhig geäußert. Eine wahre dazu, wie er fand.
    »Wir wünschen Kooperation«, fuhr Lefevre fort. »Wenn die Tentakel landen, müssen wir

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