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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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den Kopf und sah Michael verwirrt in die Augen. "Nein,
wieso?"
    Nun etwas genervt, "ich frage nur, weil er dich auf diesem Foto küsst."
    Oh, das hatte ich ja völlig vergessen. Ich wurde purpurrot im Gesicht.
"Ups, genau daran habe ich ja gar nicht mehr gedacht."
    Tanja erzählte ihnen noch von meiner Karikatur und davon wie wenig Ähnlichkeit
sie mit Andreas hatte. Etwas kleinlaut verteidigte ich mich. "Meiner
Meinung nach habe ich ihn wirklich gut getroffen."
    Die Zeichnung war wieder in meinem Besitz. Da ich keine Lust hatte ausgelacht
zu werden, ließ ich sie in meiner Jackentasche. Ich sah in die Runde.
"Jeremeia, wir treffen uns so selten."
    Er war neugierig, was ich im Schilde führte. Höflich und wie ich hoffte,
unanklagend, fragte ich: "Weißt du wo Sarah ist?"
    Er machte ein unschuldiges, ahnungsloses Gesicht, zuckte mit den Achseln, doch
er überzeugte mich nicht. "Dann werde ich jetzt die Polizei anrufen und
sie als vermisst melden."
    Ich hatte noch nicht fertig ausgesprochen, als mein Telefon klingelte.
"Melanie hallo, ich bin es, Sarah."
    Es war erleichternd ihre Stimme zu hören. "Gott sei Dank. Wie geht es dir?
Wo warst du? Was ist los?"
    "Ich habe jemanden kennengelernt. Er wurde von seiner Verlobten verlassen
und blieb auf der Buchung für die Flitterwochen sitzen. Sie hatten eineinhalb
Monate Afrika gebucht. Weißt du wie viel so ein Urlaub normaler Weise kostet?
Wie auch immer. Ich bin spontan mitgefahren und habe mein Handy zu Hause in der
Ladestation vergessen. Weißt du, dass ich über hundert Anrufe in Abwesenheit
von dir hatte."
    Sie klang vorwurfsvoll, ich auch. "Sarah, ich hätte dich beinahe als
vermisst gemeldet."
    "Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Ich falle jetzt todmüde ins
Bett. Wir telefonieren nächste Woche, wenn ich den Jetlag überwunden
habe."
    Nach einer kurzen Verabschiedung war das Telefonat beendet. An diesem Abend zog
ich mich bald in mein Arbeitszimmer zurück. Ich hatte eine E-Mail von der Uni
bekommen. Unser Professor war krank. Ich hatte morgen also frei und musste
Andreas nicht begegnen. Wenig später leistete mir Michael Gesellschaft. Ich
bemerkte ihn erst, als er mich von hinten umarmte. Mich am Hals küssend,
flüsterte er mir zu: "Dieser Andreas fängt langsam an, mich zu nerven.
Wenn du willst sorge ich dafür, dass er dich in Ruhe lässt."
    "Woher wusstest du, wie er aussieht? Du hast Andreas doch noch nie
gesehen."
    Ich hatte ihn ertappt. Es gab keinen Grund um den heißen Brei herumzureden.
"Die Männer, die mich, kurz nachdem wir uns kennenlernten, auf der Uni
beobachteten, waren nicht zu meinem Schutz dort, oder? Sie sollten mich
ausspionieren."
    "Ich musste doch wissen, ob ich dir trauen kann."
    Von mir hatte er verlangt, ihm blind zu vertrauen. In sechs Tagen war bereits
Heilig Abend. "Was wünscht du dir zu Weihnachten?"
    Michael lächelte verlegen. "Gegen eine Flasche von dem Selbstgebrannten
hätte ich nichts einzuwenden."

Vergiftung
    Die Woche verlief unspektakulär. Ich hatte viel Zeit zum
Lernen. Meistens war Michael unter Tags für ein bis zwei Stunden nach Hause
gekommen, um Zeit mit mir zu verbringen. Magda war erträglich, beinahe schon
nett, wenn man erst einmal wusste wie man mit ihr umging. Außerdem verbrachte
ich täglich etwas Zeit bei Katja im Krankenhaus. Manchmal traf ich dort auf
Iveria. Ich hatte das Gefühl, Katjas Zustand verschlechterte sich von Tag zu
Tag. Leider sahen es die Ärzte und Iveria ebenso.
    Zwei Tage vor Weihnachten hatte ich meine letzte Donnerstagsschicht. Meine
Vorgänger hatten vergessen die Lebensmittel im Kiosk nachzufüllen, also
schleppte ich die Kisten mit Smarties, Essgummies, Chips und Schokoladen vom
Lager nach oben. Mir fehlte die Zeit, um die Waren in die Regale zu räumen,
denn es warteten schon Leute, um sich ihr Naschwerk für die nächsten
Vorführungen zu kaufen. Ich musste immer wieder Dinge aus der Kiste kramen, um
die Wünsche der Gäste zu erfüllen. Als die Filme begonnen hatten, holte ich das
Einräumen der Kioskwaren nach. Anschließend fragte ich am Schalter, ob es noch
irgendwo Arbeit gäbe, doch alles war erledigt und ich langweilte mich bis zur
nächsten Vorstellung. Unter der Woche war es im Kino ruhiger, wodurch die Zeit
nicht verging. Vor einer der Vorstellungen kam ein junger Mann zum Kiosk, er
war alleine, dennoch kaufte er sich zwei Cola. Als die Gäste in die Säle
gegangen waren, stand er immer noch am Kiosk. Lächelnd reichte er mir eines der
beiden Getränke und lud mich

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