Terakon
Vampir und sein Gesicht verriet, er
erwartete Dankbarkeit. Nicht wissend, welche Laus mir über die Leber gelaufen
war, empfand ich seine Aussage als rotes Tuch. "Wir wissen beide, dass
dein Freund hier das Ziel war. Hätte ich nicht auf ihn aufgepasst, hättest du
nun einen Handlanger weniger."
Nach einigen prüfenden Blicken, wirkte Jeremeia sichtlich amüsiert. "Sieh
mal an, wer heute mit dem falschen Fuß aufgestanden ist. Geh jetzt ins
Haus."
Verärgerter, als es mir zugestanden wäre, stapfte ich voran. In einer Halle
saßen noch mindestens drei weitere Vampire. Jeremeia wuschelte mir durchs Haar,
woraufhin ich explodierte.
"Lass das! Ich bin nicht euer kleines, nettes Spielzeug. Weißt du, was ich
satt habe? Ständig bedroht, verletzt oder fast getötet zu werden. Benützt mich
nicht gerade einer eurer Widersacher als ein Werkzeug der Demütigung und
Provokation, werde ich von euch in Gefahr gebracht. Willst du wissen was mein
absoluter Lieblingsspruch ist? Ich versuche nur dich zu schützen, tut mir leid,
wenn ich dich damit fast getötet hätte."
Anstatt mich langsam wieder zu fangen wurde ich immer aggressiver. Durch meine
Wut geblendet, beobachtete ich Jeremeias Reaktion auf meine Schimpftirade
nicht.
"Was glaubst du, wo du hingehst?"
Seine Stimme, bestimmt und respekteinflößend, riss mich in die Gegenwart
zurück. Verwirrt warf ich einen bewussten Blick auf meine Umgebung und
bemerkte, ich hatte das Schloss verlassen. Jeremeia war neben mir. Meine Beine
bewegten sich und ich entfernte mich weiter von dem wahrscheinlich einzig
sicheren Ort der Stadt. Halt, das wollte ich doch nicht. Es war, als hätte mein
Körper seinen eigenen Willen. Entsetzt fasste ich Jeremeias Oberarm, während
meine Beine versuchten weiter zu gehen.
"Mit mir stimmt etwas nicht."
"Ich weiß, du wurdest verzaubert, versuche ruhig zu bleiben. Ich habe es
soeben gerochen, dir wurde etwas eingeflößt."
Jeremeia gab Janosch ein Zeichen; woraufhin dieser mich packte und ins Warme
zurücktrug. Meine Beine traten nach ihm und meine Hände schlugen auf ihn ein,
beides wollte ich nicht. Man konnte mich doch nicht verzaubern. Ich würde mich
nicht kontrollieren lassen. Erschrocken ließ mich mein Entsetzen, meine Wut
vergessen und ich erhielt schlagartig die Kontrolle über meinen Körper zurück.
Jeremeia tadelte unterdessen Janosch. "Wie konntest du das
übersehen?"
Die Kontrolle über meine Bewegungen hatte ich zurück, dafür begann ich
schlagartig zu schwitzen. Janosch hatte mich auf einer Couch platziert. Er saß
neben mir und fixierte mich mit einem kräftigen Griff. Mir wurde immer kälter
und ich spürte ein Ziehen in den Knochen. Es dauerte nicht lange bis Stefan den
Raum betrat. Jeremeia war über sein Erscheinen sichtlich erleichtert.
"Stefan, endlich. Ihr Atem riecht nach Schafsgarbe und Eichenholz. Sie hat
sich aggressiv schimpfend, unbewusst vom Haus entfernt."
Stefan überlegte kurz. "Diese Art von Zauber kenne ich nur zu gut. Man
erschleicht sich über eine Emotion die Kontrolle. Ist diese einmal gewonnen,
ist es für das Opfer unmöglich, sie ohne Hilfe zurückzuerhalten. Deinen
Erzählungen zu Folge, wurde hier mit Wut gearbeitet. Diese Zauber sind
heimtückisch und funktionieren bei fast allen Wesen."
Inzwischen hatte ich das Gefühl zu erfrieren. "Die Kontrolle über meinen
Körper habe ich zurück, glaube ich jedenfalls."
Meine Stimme zitterte stark, daher hatten die beiden Männer Schwierigkeiten
mich zu verstehen. Stefan betrachtete mich zum ersten Mal, seitdem er gekommen
war. Er wirkte verwirrt. "Du solltest nicht in der Lage sein, einen klaren
Gedanken zu fassen. Du wirst von Sekunde zu Sekunde blasser. Fühlst du dich
unwohl?"
"Nicht nur das, sie wird auch wärmer."
Stefan blickte Janosch fragend an, er verstand nicht was ihm dieser damit sagen
wollte. Als würde Stefan das Offensichtlichste der Welt übersehen, sagte dieser
zu geduldig. "Sie fiebert."
Stimmt, das Ziehen in den Knochen und mein Kältegefühl konnte nichts anderes
bedeuten. Stefan schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. "Stimmt
Fieber, sie ist ja ein Mensch. Kein Wort zu Michael, bevor er und Iveria ihre
Aufgabe erledigt haben. Wir können es uns nicht leisten, dass er sich ablenken
lässt."
Auf einer Bank, ein paar Meter von mir entfernt, entdeckte ich eine Decke. Ich
versuchte aufzustehen, aber Janosch erlaubte es nicht. Stefan der meine
Absichten erkannt hatte, reichte mir die Decke und fragte: "Hast du eine
Vermutung,
Weitere Kostenlose Bücher