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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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überlegend
stehen. "Warte, warum schickt dich Michael eigentlich aus dem Haus?"
    "Er hat ein wichtiges Geschäftstreffen. Ich soll nicht hören was sie
besprechen. Anders ausgedrückt, sie führen gerade die
Erwachsenengespräche."
    "Warum sorgt er nicht einfach magisch dafür, dass du nichts hörst. Das
machen sie ja sonst auch."
    Sollte ich sie nun anlügen oder ihr die Wahrheit sagen.
    "Vielleicht hat er nicht daran gedacht."
    "Melanie ich bin vielleicht etwas verrückt nach dem Übernatürlichen, aber
ich bin nicht blöd."
    Ich rang mit mir selbst. Schließlich entschloss ich mich dazu, ihr die Wahrheit
zu sagen. "Was ich dir jetzt sage, bleibt unter uns, verstanden."
    Sie nickte euphorisch.
    "Er verzaubert mich nicht, weil es bei mir nicht funktioniert. Er kann
mich aus seinen Gesprächen nicht ausschließen."
    "Aber sie können sogar andere Peri am Zuhören hindern."
    Ich hob meine Hände in einer ‚und weiter‘ - Geste. Sie starrte mich kurz mit
offenem Mund an, dann stellte sie die erwartete Frage. "Was bist du?"
    "Keine Ahnung, das Einzige was ich weiß ist, ich bin weniger menschlich
als Annette."
    "Cool." Sie zog das Wort in die Länge.
    "Glaub mir, daran ist nichts Cooles. Alles was ich bisher davon habe, ist
Ärger."
    Beim bogenförmigen Durchgang zum Domplatz befindet sich das Ständchen mit dem
besten Apfelpunsch. Andreas und seine Unifreunde, wie er sie immer nannte,
waren auch dort. Er kam mir sofort entgegen und betrachtete mich kritisch.
"Alles in Ordnung, geht es dir gut?"
    "Ja, warum fragst du?"
    Er riss die Augen ungläubig auf. "Weiß nicht", dann wurde er lauter,
"vielleicht weil in deiner Wohnung eine Frau zerfleischt wurde."
    "Woher weißt du, dass sie zerfleischt wurde?"
    "Ich sehe Nachrichten."
    "In den Nachrichten haben sie nie etwas davon gesagt. Sie sagen immer nur,
dass sie nach einer Person mit einem großen Hund suchen."
    Seinen Gesichtsausdruck konnte ich nicht zuordnen. "Warum sollten sie
sonst nach einer Person mit Hund suchen?"
    Er betonte seine Frage, als hätte ich das Offensichtliche übersehen. Nun
mitfühlend klingend, sprach er weiter: "Wenn du in deiner Wohnung Angst
hast, darfst du gerne jeder Zeit bei mir übernachten."
    "Oh, das würde Michael bestimmt gefallen", sagte Tanja hinter mir
sarkastisch. Wo waren nur meine Manieren? Ich hatte Tanja noch nicht
vorgestellt. Andreas‘ Freunde mochten mich nicht besonders, mit Tanja war das
anders. Sie wurde von ihnen regelrecht belagert. Irgendwann begann sie mit
ihrem Handy Fotos zu schießen. Andreas umarmte mich und forderte sie auf, ein
Foto von uns zu machen. Just in dem Moment, als sie den Auslöser betätigte, gab
er mir einen Kuss auf die Wange. Er konnte so lästig sein. Tanja weigerte sich
das Foto zu löschen und schickte es Andreas sogar per MMS. Ich entdeckte einen
Karikaturisten, zeigte auf ihn und erzählte Tanja, wie ich mir letzten Sommer
mit Karikaturen etwas Geld dazu verdient hatte. Auch wenn Andreas inzwischen
wieder mit seinen Freunden redete, reagierte er auf unser Gespräch und wollte
sofort von mir gezeichnet werden. Zu meinem Glück hatten weder ich, noch einer
der anderen Papier oder Stifte dabei. Der Abend wurde immer lustiger und als
der Christkindlmarkt um acht Uhr schloss, gingen wir gemeinsam in ein Lokal.
Dort trafen wir auf meine Studienkolleginnen Astrid und Alexandra. Andreas
verzichtete auf ein Hallo und begrüßte sie unförmlich: "Habt ihr
vielleicht ein Blatt Papier und etwas zu schreiben dabei?"
    Kaum händigte Astrid mir das Blatt und den Bleistift aus, begann ich zu
zeichnen. Seine lockigen Haare und sein markantes Kinn benutzte ich als so eine
Art Ankerpunkt. Es dauerte eine Weile bis ich fertig war, aber dafür stimmte
das Ergebnis. Auf jeden Fall empfand ich die Zeichnung als gelungen. Ich
reichte ihm die Karikatur. Er betrachtete sie lange, blickte sich um und fragte
lachend: "Welchen der Gäste hast du gemalt? Mir sieht deine Karikatur
jedenfalls nicht ähnlich."
    Anfangs glaubte ich, er würde sich einen Spaß auf meine Kosten erlauben, erst
als die anderen am Tisch ihm zustimmten und feststellten, dass ihm mein Werk
nicht im Geringsten ähnelte, wurde ich unsicher und nahm ihm die Zeichnung aus
der Hand. Schnell entriss er mir das Blatt, faltete es und steckte es in seine
Gesäßtasche.
    Später beschlossen wir, noch in eines der Tanzlokale zu gehen. Als die anderen
für kurze Zeit außer Hörreichweite waren, wollte Tanja wissen, ob ich noch
andere Fähigkeiten hätte. Nicht

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