Terakon
zu
bringen."
Ich hatte es satt, ständig herumkommandiert zu werden. Was, wenn ich mir etwas
ausgemacht hätte? Frustriert ignorierte ich ihn und ging weiter. Er lachte
ungläubig. "Das ist jetzt aber nicht dein Ernst. Du bist vielleicht eine
verwöhnte kleine Göre. Entweder du kommst jetzt mit mir zum Auto oder ich
breche dir einen Knochen nach dem anderen."
"Weißt du was, das hab ich in den letzten zwei Monaten schon einmal
gehört. Vielleicht lässt du dir etwas Originelleres einfallen. Wenn du
sicherstellen willst, dass ich gut nach Hause komme, wirst du wohl mit dem Bus
fahren müssen."
Ich wusste, dass ich mich irrational und unreif verhielt, aber das war mir in
diesem Moment so was von Scheiß egal. Brüskiert griff Janosch zum Telefon.
"Sie weigert sich mitzukommen."
Jeremeia lachte ihn aus: "Sie ist nur ein kleines Mädchen. Pack sie in
dein Auto und fahr sie zu Michael oder soll ich dir Verstärkung schicken?"
Langsam kam ich wieder zur Vernunft. Ich warf meine Hände in einer
kreisförmigen Bewegung in die Höhe. "Okay, okay ich komme mit. Nur fürs
Protokoll, ich verbiete dir mein Blut zu trinken."
"Als wenn das irgendetwas bewirken würde. Was findet Michael nur an
dir?"
Auf dem Weg zum Auto sagte ich kein Wort, als wir einstiegen, sagte ich kein
Wort und im Auto schwieg ich auch. Bei einer Polizeikontrolle wurden wir hinaus
gewunken. Da war er wieder, dieser kalte Schauer in meinem Nacken. Ich fasste
nach Janoschs Hand. "Halt ja nicht an!"
Er musterte mich verwirrt und stellte ein wenig gekränkt fest: "Du
fürchtest dich vor der Polizei mehr, als vor mir."
"Über deine verletzten Gefühle können wir später sprechen. Drück aufs Gas!
Wenn du stehen bleibst, sind wir tot."
Wir waren schon fast an den Polizisten vorbei, als das Auto eine Vollbremsung
machte.
"Was machst du!"
"Nichts, ich stehe voll im Gas, wir werden magisch angehalten."
Hätte ich mich nur mit meinen Fähigkeiten beschäftigt, ich hatte keine Ahnung
was ich tun sollte. Der Gedanke ‚geschieht dir recht‘ kam mir in den Sinn. Die
Reifen rieben mit Vollgas über den Asphalt, Rauch stieg auf und der Geruch von
verbranntem Gummi biss mir in der Nase, doch das Auto bewegte sich nicht. Es
war, als stoppte uns eine unsichtbare Wand. Das war des Rätsels Lösung. Ich
stellte mir vor, die Wand mit meinem Geist zu durchbrechen. Das Auto
beschleunigte und Janosch riss es um die nächste Kurve. Meine Nase blutete, wie
schon so oft in solchen Situationen und ich fühlte mich schwach. Janosch nahm
sein Handy und wählte zum dritten Mal Jeremeias Nummer. Er berichtete ihm von
den neuesten Ereignissen, dann sagte er: "Der Plan hat sich geändert.
Michael ist nicht in der Stadt. Wir fahren direkt zu Jeremeia. Du blutest, bist
du schwer verletzt?"
"Nein, wenn ich Magie breche passiert das schon Mal. Je stärker der
Zauber, desto intensiver reagiert mein Körper, glaube ich jedenfalls."
"Aha, und du wusstest, dass es sich um eine Falle handelt, weil…?"
"Es ist schwer zu erklären, sagen wir einfach, ich habe ein Gespür für
Gefahren."
"Was bist du gleich noch mal."
"Ein Mensch."
Meine Nase blutete immer noch und er fing das Blut mit seinem Finger auf und
fragte: "Darf ich?"
"Igitt, von mir aus, ist das ekelhaft."
Bei dem Gedanken schüttelte mich mein Ekel und ich würgte. Meine Reaktion
ignorierend, sagte er verträumt. "Nein, das ist köstlich. Kein Wunder,
dass dich Jeremeia reserviert hat."
"Komm schon, versuch nett zu sein, ich habe dir gerade das Leben
gerettet."
"Du bist eine nützliche Nervensäge."
Er würgte die Worte praktisch heraus. "Na siehst du, war das wirklich so
schwer."
Wir fuhren Richtung Anif. Über einen kleinen Waldweg gelangten wir zu einem
Schloss. Es war von einem einschüchternden, schwarzen Eisenzaun mit
spitzzulaufenden Pfeilern umgeben. Als Pforte durch den Zaun diente ein
imposantes Bronzetor, geprägt mit Jeremais Familienwappen, einem Mann, der mit
hochgestreckten Armen, den Mond über seinem Kopf balanciert. Am Eingang des
Schlosses, einem schweren, massiven Holztor, wartete Jeremeia bereits auf uns.
Den ganzen Tag arbeitend auf den Beinen, hatte ich vergessen zu trinken. Das
Cola, das mir im Kino spendiert worden war, befand sich ungeöffnet in meinem
Rucksack. Froh über die Erfrischung, trank ich die Hälfte unter einem Satz aus,
verstaute den Rest in meinem Rucksack und stieg aus dem Auto.
"Jetzt bist du über deine Eskorte doch sicher froh, oder?"
Mit diesen Worten empfing mich der
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