Terakon
sie aus der Bahn geworfen, sie war wie
erstarrt und bewegte sich nicht mehr. Ich umarmte Stefan und kurbelte meine
Energie an, mehr und mehr und mehr. Er verkrampfte sich und stand regungslos
vor mir. Ich entfernte mich einen Schritt von ihm. "Das dürfte doch wohl
reichen, oder? Alles in Ordnung?"
Alle Anwesenden, nicht menschlicher Herkunft, starrten mich wie hypnotisiert
an. Michael packte mich am Arm. "Bist du wahnsinnig, weißt du wie
gefährlich das eben war. Du kannst einen Peri nicht einfach ohne Vorwarnung
direkt dieser Art von Energie aussetzen."
Verschreckt wich ich zurück. "Ich habe es gut gemeint. Bei dir mache ich
es doch auch."
"Ich bin täglich mit dir zusammen, ich weiß mit was ich rechnen muss.
Trotzdem hätte ich neulich auf der Autobahn beinahe die Kontrolle
verloren."
"Wovon sprichst du?"
Er seufzte: "Neulich, als ich dir Energie entzogen habe."
Ich öffnete meinen Mund um zu sprechen, schloss ihn dann jedoch wieder und
betrachtete Annette. Sie stand immer noch wie angewurzelt da. Alexandro tauchte
vor mir auf und streckte mir einladend die Arme entgegen. "Ich hätte gegen
eine solche Umarmung nichts einzuwenden."
Ich sammelte sofort meine Energie in mir, von mir würde er heute nicht das
Geringste bekommen. "Vergiss es, inzwischen ist mir klar, warum du Annette
mitgenommen hast. Du wolltest mir zeigen wo mein Platz und was meine Stellung
ist. Weißt du was, du kannst mich mal."
Er machte einen Schritt auf mich zu und blickte mir von oben in die Augen.
Manchmal spüre ich eine Art innere Stärke und wenn ich in diesem Zustand bin,
lasse ich mich durch nichts einschüchtern. Stur starrte ich zurück. "Deine
Begleitung scheint einen Systemabsturz zu haben. Ich hoffe für dich, dass sie
schnell rebootet, ansonsten gehst du heute leer aus."
Nur gut, dass erst morgen Heiligabend war, denn Alessandro’s Mundwinkel waren
in eine gerade Linie gezogen und wir starrten weiter. Dann war ein leichtes
Zucken seiner Mundwinkel nach oben zu sehen. Schnell formte er wieder eine
gerade Linie. Ich musste mir selbst ein Lächeln verkneifen. In dem Moment, in
dem meine Mundwinkel nach oben gingen, fing er zu lachen an. Dann lachte ich
mit ihm. Er zog mich mit dem Arm seitlich zu sich. "Melanie, du weißt, du
bist eine Katastrophe? Könntest du jetzt bitte meine Begleitung wieder
auftauen."
"Du meinst, ich habe sie verzaubert?"
"Wie erklärst du dir das sonst?"
So etwas sollte ich niemandem antun, nicht einmal diesem tausendstel Peri. Ich
machte die paar Schritte zu ihr und berührte ihre Hand.
"Annette, ich will, dass du wieder deinen eigenen Willen hast."
Kaum hatte ich ausgesprochen, stürzte sie nach hinten und rutschte panisch auf
ihrem Allerwertesten von mir weg. Bei ihrem Anblick stiegen mir Tränen in die
Augen. Nie wollte ich sie derart erschrecken. "Es tut mir leid. Ich wusste
nicht, ich hatte das noch nie gemacht."
Verängstigt stotterte sie: "Was bist du?"
Ich lächelte ihr beruhigend zu. "Entschuldige, das wollte ich nicht. Zu
deiner Frage, ich bin um einiges weniger Mensch, als du."
Ich streckte ihr versöhnend meine Hand entgegen, sie fasste danach, ich zog sie
auf die Beine und gab ihr einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Danach
wich sie den restlichen Abend nicht mehr von meiner Seite.
Die Dravkos verhielten sich wie eine normale, liebevolle Familie. Was auch
immer sie nach außen verkörperten, waren sie alleine, waren sie einfach nur
eine liebende Familie. Alessandro schlug vor, eine Runde Zauberinferno zu
spielen, was auch immer das sein mochte. Stefan wuschelte ihm durchs Haar.
"Damit der Kleine hier wieder um ein Haar den halben Wald abfackelt."
Dieser verteidigte sich. "Ich habe nicht Opas Haare versengt."
Etwas später stieß Iveria zu uns. Sie wirkte traurig. Durch das Esszimmer kam
man in einen weiteren Raum, in dessen Mitte eine dreiteilige schwarze
Ledergarnitur stand. Natalia nahm ihre Tochter in den Arm, setzte sich mit ihr
auf die Couch und hörte ihr mitfühlend zu. Zur gleichen Zeit gab Martellius
Michael politische Tipps. Stefan und Alessandro unterhielten sich über Birgit.
Ihr Verhalten schien so menschlich. Sie unterstützten sich, teilten ihre
Gefühle, ihre Ideen. Sie vertrauten sich und waren für einander da. Während ich
sie beobachtete, wurde mir bewusst, wie alleine ich inzwischen war. Vor sechs
Jahren hatte ich genauso eine Familie. Auch wenn wir manchmal gestritten
hatten, wären meine Schwester und ich füreinander durchs Feuer gegangen.
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