Terakon
Wand.
Martellius packte Michael am Oberarm, drückte ihn kraftvoll gegen die Mauer, es
war aus mit Lustig, es war das erste Mal, dass Martellius zum Fürchten aussah.
"Ab jetzt passt du besser auf sie auf, verstanden! Du warst immer schon
der Ruchloseste von uns, aber wenn sie seine Tochter ist und du baust noch
einmal so einen Kapitalen, verzeihe ich dir nicht, dann lernst du mich kennen.
Michael, verwechsle Gutmütigkeit nicht mit Schwäche."
Michael nickte ernst und wartete geduldig bis ihn sein Vater gehen ließ. Die
drei entschieden es weder Alessandro, Iveria noch sonst jemanden zu verraten,
natürlich auch nicht mir. Martellius kam zu mir, lächelte vertraut und küsste
mich auf die Stirn. "Habe ich Recht, wäre er wenigstens nicht umsonst
gestorben."
"Mein Vater ist nicht tot."
Keiner konnte mir die Angst in meiner Stimme verübeln.
"Wenn ich Recht habe, ist der Mann, den du als deinen Vater bezeichnest,
nicht dein biologischer Vater, sondern jemand, dem er genug vertraute, um ihm
dein Schicksal zu überlassen. Der alte Fuchs hat wirklich einen Weg gefunden,
dich zu retten."
Er lachte glücklich den Kopf schüttelnd und ging ins Haus. Mein Vater sollte
nicht mein Vater sein? Ich weigerte mich ihm zu glauben, dennoch fürchtete ein
Teil von mir, es könnte war sein. War mein biologischer Vater wirklich tot?
Nein, ich hatte nur einen Vater, meinen Vater und er war nicht tot. Sie mussten
sich irren. Michael legte aufmunternd die Arme um mich. "Ich habe eine
Überraschung für dich."
Demoralisiert antwortete ich. "Können wir zuerst frühstücken?"
Gemeinsam gingen wir ins Haus. Michael verschwand bevor ich fertig gegessen
hatte. Wenig später wurden ich und Tanja von Stefan in den Garten geführt.
Was ich dort sah, brachte mich zum Lachen. "Ich glaube aber an das
Christkind."
Vor dem Haus stand ein großer Schlitten, dem neun Rentiere vorangespannt waren.
Das vorderste hatte eine rot bemalte Nase. Michael saß mit den Zügeln in der
Hand am Schlitten. Er trug eine rote Mütze. Lachend lief ich zum Schlitten,
sprang regelrecht auf den Platz neben Michael und küsste ihn. Das Gefährt glich
den amerikanischen Abbildungen des Santa Claus Schlittens. Überall waren
Schellen angebracht. Stefan und Tanja nahmen hinter uns Platz. Er trieb die
Tiere an und wir hoben vom Boden ab. Magie war schon eine nette Sache. Lachend
blödelte ich. "Hoffentlich stürzen wir mit mir an Bord nicht ab."
Michael sah mich erschrocken an. "Lass ja meinen Zauber in Ruhe. Ich würde
den Absturz überleben, du nicht."
Es war unbeschreiblich. Nicht wie im Flugzeug, wo man die Bäume unter sich
verschwinden sieht oder mit einem Fallschirm, mit welchem man dem Boden immer
näher kommt. Wir flogen auf Höhe der Baumwipfel. Ich streckte meine Hand aus
und berührte einige von ihnen. Dann lenkte Michael den Schlitten weiter in die
Höhe und ich konnte über den gesamten Wald hinwegsehen. Angenehm war auch die
Geschwindigkeit, wir flogen mit 30 oder 40 km/h, ohne das störende Geräusch von
Hubschrauberrotoren oder Turbinen. Ich lehnte mich über den Schlittenrand
hinaus und betrachtete begeistert die Landschaft. Ich entdeckte einige Rehe,
einen Fuchs, einige Hasen. Hin und wieder umarmte ich Michael begeistert.
Tanja, hinter mir war ähnlich angetan, auch wenn sie irgendetwas bedrückte. Ich
hatte Spaß und begann zu singen. Michael amüsierte sich ebenfalls, obwohl es
bei ihm vermutlich nicht an der Schlittenfahrt lag. Stefan und Michael
verbrachten die meiste Zeit damit, sich liebevoll über mich lustig zu machen.
Mir sollte es recht sein. Mit klingelnden Schellen landeten wir wieder in
Martellius Garten.
Stefan und Tanja gingen direkt ins Haus. Kaum hatte Michael die Zügel am Schlitten
festgebunden, saß ich auf seinem Schoß. "Also Santa, ich wünsche
mir."
Er küsste mich, ich entfernte mich einige Millimeter, "woher wusstest du
das?"
Leise lachend küsste er mich erneut. Jemand räusperte sich, widerwillig wollte
ich den Kopf heben aber Michael hielt mich zärtlich fest. Viel benötigte es
nicht, um mich zu überzeugen. Das Räuspern war abermals zu hören und Michael
löste sich von mir. Er klang genervt. "Was ist so wichtig, dass es nicht
ein paar Minuten warten kann."
"Philippe ist am Telefon, er sagt es sei ein Notfall."
"Vater, ich dachte es wäre Stefan. Wo ist Stefan?"
"Er bringt Tanja nach Hause, Birgit kommt bald."
"Verstehe."
Michael setzte mich vorsichtig neben sich auf den Bock, bevor ich ihm den
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