Terakon
aufsetzten, um danach zu greifen, aber nur die kleinste
Bewegung verursachte mir unbeschreibbare Schmerzen. Also streckte ich
vorsichtig meinen rechten Arm in die Richtung des Handys; mit Hilfe mehrerer
kleiner qualvoller Bewegungen hielt ich das Telefon in meiner Hand und wählte
Rosalias Nummer. Ich hoffte, dass die Peris zu sehr in ihre Gespräche vertieft
waren, um den Sprechgeräuschen aus meinem Zimmer Beachtung zu schenken. So war
es auch. Während ich Rosalia eine kurze, unvollständige Zusammenfassung der
Ereignisse gab, lauschte sie aufmerksam meinen Worten. Sie erwiderte nur einen
Satz. "Du bleibst, wo du bist", und das Telefonat war beendet. Meinte
sie ‚du bleibst wo du bist, ich hole dich‘ oder ‚du bleibst wo du bist, das
geschieht dir recht‘. Bei übernatürlichen Wesen, wer wusste das schon so genau.
Nicht wissend, was sie mit mir vor hatten und nicht fähig mich richtig zu
bewegen, lag ich ängstlich im Bett. Unten wurde es leiser, scheinbar hatten die
meisten das Haus verlassen. Einige Zeit später wurde meine Türe langsam
geöffnet und ein bekanntes Gesicht blickte vorsichtig ins Zimmer. "Hallo,
darf ich eintreten oder willst du uns für den Rest deines Lebens nicht mehr
sehen?"
Froh, dass es Iveria und nicht einer der anderen war, nickte ich. Sie schloss
die Türe hinter sich und setzte sich zu mir aufs Bett. "Katja wünscht dir
eine gute Besserung. Ich musste ihr versprechen, Michael und Stefan den Kiefer
von ihr zu brechen."
"Welchen Nutzen hätte das?"
Sie sah mich verständnislos an. "Du meinst abgesehen davon, dass es mir
eine enorme Befriedigung verschaffen würde, keinen."
"Iveria, was haben sie nun mit mir vor?"
"Gar nichts, dafür sorgen, dass du wieder gesund wirst. Ohne das
Vampirblut hättest du es diesmal nicht geschafft."
Verwirrt beobachtete sie mich eine Weile, dann war auf ihrem Gesicht
Verständnis zu lesen. "Oh Schatz, die ganze Sache war nur ein
Missverständnis. Stefan und Andreas hatten nie vor, dich zu verletzen. Sie
dachten du wärst tot."
"Ich weiß, sie haben so etwas erwähnt. Sie hätten mir die Möglichkeit
geben können, mich zu beweisen, bevor sie mir die Schultern
zerschmetterten."
"Stimmt, aber …"
Weiter kam sie nicht, Rosalia hatte das Zimmer betreten. Sie ignorierte Iveria
und schob sie ohne ein Wort zur Seite. Anschließend musterte sie meine Wunden
und steckte mir etwas scheußlich Schmeckendes in den Mund. "Melli, steh
auf, wir fahren nach Hause."
Mich hatte schon seit vielen Jahren niemand mehr Melli genannt. Nicht einmal
fähig, mich zur Seite zu drehen, wollte ich protestieren, aber sie gab mir
keine Gelegenheit. "Kein Kind, bei dessen Erziehung ich geholfen habe, ist
ein Weichei. Jetzt steh schon auf."
Mit zusammengebissenen Zähnen fasste ich nach ihrem Arm und begann mich langsam
hochzuziehen. Kaum stand ich, wickelte sie eine Decke um mich. Durch
schreckliche Schmerzen gequält und zitternd schleppte ich mich, von ihr
gestützt, nach unten, wo sich uns Alessandro in den Weg stellte. "Was
glaubst du, wo du sie hinbringst? Sie gehört Michael!"
"Junger Mann, ich habe dir schon als Teenager den Hintern versohlt, glaube
nicht, ich würde es nicht wieder tun."
Rosalia hatte diesen strengen, erzieherischen Unterton in ihrer Stimme.
Freiwillig hätte ich mit Alessandro nicht getauscht. Sie streichelte mir über
die Wange und erklärte: "Vor dir war er mein Schützling. Wahrscheinlich
das schlimmste Kind, das ich jemals beaufsichtigt habe. Obwohl, meine größte
Herausforderung warst du, Melli. Auf jeden Fall bis du zwei Jahre alt warst."
Alessandro blickte irritiert von ihr zu mir und ließ uns passieren. Rosalia
setzte mich vorsichtig in ihr Auto und schloss die Tür, als hinter uns ein
Wagen auf zwei Rädern um die Kurve raste. Im Rückspiegel sah ich, wie Michael
aus dem Fahrzeug sprang und ins Haus stürmte. Einen Moment später rannte er in
die Richtung unseres Vehikels. Rosalia stellte sich ihm in den Weg. Er
ignorierte sie und öffnete das Auto auf meiner Seite. "Ich dachte, du
wärst tot."
Er hatte mich so schwer verletzt und mein Vertrauen missbraucht. Völlig
überfordert, verwirrt und ängstlich zog ich mir schnell die Decke bis zur
Nasenspitze. Schlagartig erstarrte er. Hätte ich nicht gewusst, dass es
unmöglich war, hätte ich geglaubt eine Träne in seinen Augen zu sehen. Rosalie
packte ihn von hinten an der Schulter. "Du weißt genau, du hast kein
Recht, sie dein Eigentum zu nennen. Ich nehme sie nun mit, ob es dir
Weitere Kostenlose Bücher