Terakon
mich so daran gewöhnt, ständig mit ihm zu sprechen. Es ist, als
wäre mein bester Freund verschwunden."
Sie begann zu weinen. Vampire konnten also weinen. "Ich könnte es nicht
ertragen, wenn er nun wirklich stirbt."
"Wie bitte, er ist ein Vampir, warum sollte er sterben, wieso ist er
schwach?"
Sie blickte mit tränenerfüllten Augen auf. "Weißt du es nicht? Er wurde
vergiftet. Keiner weiß, um welches Gift es sich handelt. Anfangs dachten
Michael und die anderen, sie hätten mindestens drei Wochen Zeit, um ein Heilmittel
zu finden, aber Jeremeia baut schneller ab als befürchtet. Wenn sich kein
Antidot findet, ist er wahrscheinlich in zwei bis drei Tagen tot."
Diese Neuigkeit schockierte mich. Jeremeia und ich hatten uns nur selten
getroffen, aber meine Gefühle ihm gegenüber waren freundschaftlich. Den
restlichen Abend verbrachte ich damit, Sarah zu trösten. Obwohl wir lange
darüber nachdachten, fanden wir keine Möglichkeit ihm zu helfen. Immerhin waren
wir wahrscheinlich die unwissendsten Wesen Österreichs. Gegen zwei Uhr nachts
ging ich schlafen. Als ich wach wurde, saß Alessandro neben mir. Man konnte ihm
seinen Unmut ansehen. Er wollte nicht hier sein und ich wollte ihn nicht hier
haben. "Alessandro du musst das nicht tun. Du brauchst nicht hier zu sein."
"Dieser Meinung wäre ich auch, aber das Risiko kann ich nicht eingehen.
Stefan würde mich killen, wenn dir etwas passiert. Also sitze ich hier, sitte
den Menschen und belüge Michael bezüglich meines Aufenthaltsortes."
Er saß auf dem Stuhl und wippte ärgerlich hin und her.
"Würde es dich trösten, wenn ich nur zur Hälfte ein Mensch wäre?"
Pumps, er lag am Boden. Blitzschnell sprang er wieder auf und starrte mich an.
"Wie bitte, was? Das dürftest du doch sicher niemandem verraten. Du wärst
der einzige weibliche Drachen Halbling."
Wenn ich Alessandro nicht trauen dürfte, dürfte ich es bei Stefan und Michael
auch nicht. "Stimmt, das wäre ich, nur dass ich mir sicher bin, dass mein
Vater kein Drache ist."
"Stopp, hör auf. Das darfst du niemandem sagen. Warum hast du es mir
erzählt?"
"Ich vertraue dir. Trotzdem will ich dich heute nicht hier haben."
"Keine Angst, ich werde es niemandem sagen."
"Ich weiß. Außerdem wissen es inzwischen so viele, es ist wohl kaum länger
ein Geheimnis."
"Wer weiß es?"
"Lass mich überlegen. Andreas hat es erraten. Nikelaus und Hugorio
vermuten es. Ryoko und Kadeijosch habe ich es verraten und natürlich wissen es
auch noch Michael, Stefan und Martellius."
Ich hatte Alessandros Weltbild zerstört. Aufgebracht fragte er: "Wieso
hast du es den Drachen verraten, bist du wahnsinnig."
"Weil sie mir so vertraut waren. Ich wusste, dass ich ihnen vertrauen
kann."
"Stimmt, du bist ja eine von ihnen. Du könntest dem Wunsch eines
männlichen Drachen nie widerstehen, nicht wenn er in Terakon geäußert wird und der
Drache so mächtig ist, wie die beiden."
"Das stimmt nicht. Ich habe Kadeijosch nicht alles erzählt, was er wissen
wollte."
Alessandro ignorierte meine letzte Aussage und entschloss sich das Thema zu
wechseln. "Wie hast du Michael letzte Woche so schnell geheilt?"
"Keine Ahnung. Man könnte sagen, ich habe ihn gezwungen mir Energie zu
entziehen."
Ich richtete mich blitzschnell im Bett auf, lächelte ihn an und gab ihn einen
Kuss auf die Wange. "Alessandro, du bist genial! Warum ist mir das nicht
früher eingefallen. Ich muss los."
Amüsiert stand er bewegungslos da. Ich stürmte ins Bad und machte mich fertig.
Als ich herauskam war Alessandro wieder der Alte. "Habe ich mir vielleicht
eine deiner speziellen Umarmungen verdient?"
"Von was sprichst du?"
Er verdrehte die Augen. "Stefan auf der Weihnachtsfeier."
Oh ja, die hatte er sich verdient. Ich fiel ihm um den Hals und überschüttete
ihn mit Energie. Wie damals Stefan, verkrampfte er sich kurz und blieb
regungslos stehen. Ich kümmerte mich nicht weiter um ihn und eilte nach
draußen. Am Parkplatz hatte er mich eingeholt. "Melanie, das war nur Spaß.
Du solltest bei so etwas vorsichtiger sein."
"Schon klar, komm schon, es hat dir gefallen."
Seine Antwort war ein verträumtes Lächeln. Ich nützte die Gelegenheit, um eine
Bitte zu äußern. "Fährst du mich zu Jeremeia?"
Er wurde misstrauisch, zog seine Augenbrauen zusammen. Seine ungleichen Brauen
hatten einen kleinen Höhenunterschied. "Bring mich bitte hin. Umgeben von
freundlich gesinnten Vampiren bin ich sicher. Du könntest deinen Tag frei
planen."
"Jeremeia will dich
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