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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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begaben uns auf den Weg ins nächste Krankenhaus.
Michael brannte darauf, meinen Teil der Geschichte zu hören. Daher erzählte ich
ihm alles von meiner Begegnung im Aufenthaltsraum und fragte anschließend, als
wäre es das Natürlichste auf der Welt: "Du bist also ein Peris?"
    "Ein Peri, Peris ist die Mehrzahl."
    "Okay, was bedeutet das oder muss ich es selbst googlen?"
    Schelmisch und vielleicht sogar ein wenig sarkastisch fügte ich hinzu: "Du
kannst natürlich auch meine Gedanken manipulieren, damit ich den Namen Peri
vergesse."
    Daniel fing an zu lachen: "Ich mag die Kleine, es wird ein Vergnügen, dich
ihretwegen zu ärgern."
    Michael warf Daniel einen lieblosen Blick zu und sagte zu mir: "Du
solltest dich etwas ausrasten, wir sprechen morgen."
    "Michael, apropos schlafen, das habe ich dich schon lange nicht mehr
gesehen, schläfst du nicht?".
    Daniel amüsierte sich köstlich und Michael erklärte: "Manchmal schlafe
ich, aber ich kann mich auch anders regenerieren."
    Daniel stellte lachend fest: "Ich bin mir sicher, mit dir an seiner Seite
benötigt er keinen Schlaf mehr."
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf: "Was, wie bitte?"
    Daniel sah Michael an. "Michael, ist das nicht niedlich, sie glaubt, ich
wäre das einzige Monster hier."
    Michael warf Daniel einen genervten Blick zu, drehte sich zu mir um und sagte:
"Wir sprechen morgen, du musst dich erholen. Wir müssen später noch auf
das Fest."
    Ich traute meinen Ohren nicht, aber er meinte es ernst. Um auch seinen Teil der
Geschichte zu erfahren, fragte ich: "Wie haben sie dich überwältigt?"
    Er drehte den Kopf nach hinten und legte einen Finger über seine Lippen.
Unbeirrt fragte ich: "Wer war dafür verantwortlich? Hast du ihre Gesichter
gesehen?"
    Aber er antwortete einfach nicht mehr. Kurz später resignierte ich und
versuchte zu schlafen. Erst als wir auf einem Krankenhausparkplatz stehen
blieben, wachte ich wieder auf. Dank meiner Begleiter kam ich trotz einer
überfüllten Ambulanz sofort an die Reihe. Wie die Röntgenbilder zeigten, waren
mein Jochbein sowie zwei meiner Rippen und mein Fuß gebrochen. Der
diensthabende Arzt wollte die Polizei alarmieren. Doch Daniel überzeugte ihn
mit Leichtigkeit davon, mich zu verarzten, mir Schmerztabletten mitzugeben und
sich anschließend an nichts zu erinnern.
    Mit eingegipstem Bein ging es wieder zurück zum Herrenhaus. Dieses gehörte, wie
Michael mir verriet, seinem Vater. Wieder im Auto, schlief ich sofort ein. Das
einzig Gute am Gipsfuß war, dass Michael mich überall hin trug. Wenn er mich
trug, genoss ich seine Nähe und inhalierte seinen Geruch. Im Lift sah ich zum
ersten Mal mein Spiegelbild. Meine linke Wange war mindestens doppelt so dick
wie meine rechte und über meinem Jochbein war eine kleine Platzwunde. Ich
machte mir Sorgen, ob ich jemals wieder wie früher aussehen würde. Alles in
allem wäre es besser, wenn mich in diesem Zustand niemand zu Gesicht bekäme.
    Im Zimmer angekommen war es achtzehn Uhr. Noch nie zuvor hatte ich in vier
Stunden so viel erlebt. Michael holte seine Kleidung aus dem Kasten und ging
ins Badezimmer. Iveria kam in den Raum und erklärte, Michael hätte sie gebeten
mich für das Fest herzurichten. Sie brachte mir eine belegte Semmel und meinte:
"Michael will, dass du vor dem Fest noch etwas isst."
    Nachdem ich sie dezent darauf hinwies, dass ich mit meinem gebrochenen Jochbein
nur schwer kauen konnte, holte sie etwas Pudding und Joghurt. Dann säuberte sie
mein Gesicht von Blutresten und Dreck, wusch meine Haare und half mir in ein
Kleid. Die ganze Zeit über flüsterte sie etwas. Anschließend schminkte sie
mich, was mir mit meiner blauen und geschwollenen Gesichtshälfte lächerlich
erschien. Sie brachte einen Rollstuhl ins Zimmer und als sie meinen Blick beim
Betrachten desselben sah, sagte sie: "Der Abend wird mit deinen Verletzungen
auch so anstrengend genug. Die haben dich ganz schön zugerichtet. Ich hoffe,
Michael und Daniel haben sich ein wenig Zeit mit ihnen gelassen."
    Wau, was sollte ich darauf erwidern. Ich musste nicht antworten, denn Michael
kam aus dem Badezimmer. "Die Zeit war knapp, sie haben nicht genug
gelitten, um mich zu befriedigen, aber gelitten haben sie."
    Er sah umwerfend aus, wie immer. Er hob mich in den Rollstuhl, bedankte sich
bei Iveria und schob mich aus dem Zimmer. Iveria begleitete uns. Genervt fragte
ich Michael weshalb wir auf das Fest mussten und bekam darauf zur Antwort:
"Weil wir einen Standpunkt vertreten."
    Auf meinen

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