Terakon
fragenden Blick hin sagte er: "Wer auch immer für die heutigen
Vorkommnisse verantwortlich war, wir haben keine Angst vor ihnen."
"Dir glaubt man das sicher. Also warum muss ich mit?"
Er verdrehte grinsend die Augen und griff nach meiner Hand. "Bringe ich
dich nicht mit, würde es als Angst, dich nicht beschützen zu können,
interpretiert."
War er in der Hütte also so wütend, weil sie seine Ehre verletzt hatten oder
weil er sich um mich gesorgt hatte? Ich schätze mal, es war das Erstere, na
toll! "Ich verstehe", war alles was ich auf seine Erklärung und meine
Erkenntnis hin zu sagen hatte. Als ich im Lift erneut mein Spiegelbild sah,
hatte ich noch viel weniger Lust am Ball teilzunehmen. Bevor wir in den großen
Ballsaal gingen, erklärte er: "Offiziell bist du über eine Treppe gefallen
und hast dir das Bein gebrochen." Nach einem weiteren kurzen Moment bat er
eindringlich: "Versuch bitte nicht aufzufallen!"
Grün und Blau geschlagen saß ich im Rollstuhl. Natürlich würde ich auffallen.
Es war ein prachtvoller Saal mit einer Tribüne über der Tanzfläche.
Kellnerinnen boten Getränke und Snacks an. An dieser Veranstaltung gab es
nichts Übernatürliches. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte? Immerhin hatte
Michael mir am ersten Tag erklärt, dass auch ihre menschlichen Geschäftspartner
anwesend sein würden. Ich stellte mich mit meinem Rollstuhl in eine Ecke und
plante dort den Abend zu verbringen. Dank der Schmerzmittel fühlte ich mich den
Umständen entsprechend gut. Michael und Iveria waren sofort in der
Menschenmasse verschwunden, um Geschäftliches, wie sie es nannten, zu
besprechen. Ich entdeckte einige Politiker und hoffte, dass ich in meinem derzeitigen
Zustand niemandem auffallen würde. Etwas später leistete mir Daniel
Gesellschaft. Der hatte mir noch gefehlt. Er musterte mein Gesicht:
"Iveria ist wirklich talentiert, in deinem Gesicht ist kein einziger
blauer Fleck zu sehen."
"Danke, es war auch nicht einfach. Die üblichen Sprüche sind wirkungslos
an ihr abgeprallt. Also habe ich das Make-up verzaubert und anschließend
aufgetragen, das klappte", sagte Iveria stolz, die plötzlich neben mir
stand. Ich betrachtete sie verwirrt. "Wovon zum Teufel sprichst du? Ich
habe im Lift mein Spiegelbild gesehen."
"Was auch immer du im Spiegel gesehen hast, für alle hier ist nur dein
eingegipstes Bein sichtbar, glaub mir. Du siehst umwerfend aus."
"Wie lange muss ich auf dem Fest bleiben?"
Diese Frage lag mir wirklich am Herzen, ich würde keine Minute länger als
erforderlich bleiben. Sie sah mich missbilligend an: "Noch eine Weile und
du solltest versuchen dich zu amüsieren."
Mit meinem Blick signalisierte ich ihr, wie unwahrscheinlich es war, dass ich
mich amüsieren würde. Ich wurde gekidnappt und verprügelt und hatte mit
angesehen, wie Männer abgeschlachtet wurden. Ich könnte heute sicher vieles
tun, aber nicht mich amüsieren. Daniel verließ uns kurz und kam mit einem
Tablett voller Gläser gefüllt mit Tequila zurück. In einem vorwurfsvollen
Tonfall fragte ich: "Tequila? Etwas Stärkeres hast du nicht
gefunden?"
Er drückte mir und Iveria jeweils einen in die Hand. "Für die Nerven, Mund
halten und trinken!"
Normalerweise hätte ich niemals Alkohol und Medikamente gemischt, aber was soll
ich sagen, ich war so durcheinander, dass es mir nicht einmal bewusst war.
Außerdem lenkte mich die Frage, was ein Vampir mit Tequila wollte, ab. Daher
sah ich Daniel groß an und fragte: "Verstößt Tequila nicht gegen deine
Diät?"
"Wir können auch andere Nahrungsmittel zu uns nehmen, obwohl die meisten
abscheulich schmecken. Natürlich nur, solange wir uns gesund ernähren und nicht
auf unsere Diät vergessen. Schön, dich wieder zu sehen", sagte Daniels
Bruder Jeremeia, welcher genau so überraschend bei uns auftauchte wie Iveria
zuvor. Zum letzten Mal hatte ich ihn gesehen, als er Sarah gebissen hatte.
Stellt man sich einen italienischen Gigolo vor, nach dem sich die Frauen
verzehren, mit schwarzen Haaren, braunen Augen, und nur leicht sichtbaren
Bartstoppeln, das war Jeremeia. Sogar seine Kleidung passte zu diesem Image. Er
nahm sich ein Glas vom Tablett und stieß mit uns an. Danach sagte er: "Ich
habe gehört, du hattest heute einen aufregenden Tag."
Ich versuchte so gelassen wie möglich zu wirken. "Ja, ich bin eine Treppe
hinunter gefallen, wie ungeschickt von mir."
Er grinste. "Wie ich gehört habe, haben sich Michael und mein Bruder um
die Stufen gekümmert."
Nun dachte ich
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