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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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spreche nichts gegen ein paar Schmerzen."
    Nach einem schadenfrohen "gut gemacht" der Frau war das Gespräch
beendet. Ich blieb noch ein paar Minuten in meinem Versteck, bevor ich es
wagte, mich umzusehen. Ich war wieder alleine. Zu meinem eigenen Erstaunen war
ich relativ ruhig. Ich lief über den Schotterweg zu den Stallungen und suchte
nach dem besagten Lieferwagen. Ich fand ihn hinter der Koppel. Während des
gesamten Weges behielt ich meine Umgebung im Auge, um nicht bemerkt oder
überrascht zu werden. Zu meinem Glück hatten sie es nicht für nötig erachtet,
das Auto abzuschließen. Ich fand Michael im Kasten des Wagens. Er lag schwer
verletzt und bewusstlos auf der Ladefläche. Sein ganzer Körper war von
Schnitten übersät und er hatte zwei große Stichwunden an Schulter und Bauch. Er
war geknebelt und die Kette umschnürte ihn wie ein Netz. Ich war nicht stark
genug ihn zu tragen. Aber wo Pferde und Mist sind, ist auch eine Schubkarre.
Ich entdeckte sie ganz in der Nähe, an die Wand des Stalles gelehnt. Die bisher
verstrichene Zeit kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich stellte die Schubkarre
hinter den Lieferwagen. Ihre Oberkante hatte in etwa das Niveau der Ladefläche.
Mit Müh und Not brachte ich die Kraft auf, Michaels blutverschmierten Körper
über die Ladefläche in die Schubkarre zu rollen. Ich flüchtete mit Michael in
den Stall und suchte im Heuspeicher Schutz. Nachdem ich den Knebel entfernt
hatte, kam er zu sich, schluckte schwer und stöhnte schmerzerfüllt. Seine Augen
analysierten hektisch unsere Umgebung. Erst als er mich bewusst wahrnahm und
mir in die Augen sah, fragte ich: "Wem kann ich trauen?"
    "Iveria, Martellius, Daniel und Philippe, die anderen kennst du
nicht." Seine unterdrückten Schmerzen schwangen in seiner Stimme mit. Ich
nickte, lehnte mich nach vorne und flüsterte ihm ins Ohr: "Sei leise, ich
suche etwas, um die Ketten zu durchtrennen, halte einfach durch."
    Auf der Suche nach der Werkzeugkammer stürmte ich durch den Stall. Zum Glück
war ich als Kind oft reiten gegangen und wusste, nach welchem Prinzip
Stallungen zumeist aufgebaut waren. Also wurde ich auf Anhieb fündig.
Problematischer war es, das richtige Werkzeug zu eruieren. Hin und her
springend durchsuchte ich die Schubladen. Als ich einen Bolzenschneider
entdeckte, packte mich jemand an der Schulter und eine mir bekannte Stimme
fragte: "Was machst du hier?"
    Erschrocken drehte ich mich um. Iveria musterte mich misstrauisch. Hastig
informierte ich sie über die jüngsten Ereignisse. Sie war der Meinung, dass wir
sie bei einer Konfrontation mit anderen Peris zu sehr behindern würden. Daher
reichte sie mir den Bolzenschneider und befahl mir, mich mit Michael zu
verstecken.
    Peris - das waren sie also. Sie war verschwunden, bevor ich die Sattelkammer
verlassen konnte. Immer auf der Hut vor etwaigen Feinden kehrte ich zum
Heuspeicher zurück. Ich setzte die Schneiden an der Kette an und drückte die
Hebel mit aller Kraft zusammen. Nur mit größter Anstrengung gelang es mir, die
Kette zu durchtrennen. Er war durch diese wie ein Burrito verschnürt. Beim
Entfernen der Kette, die stellenweise über seinen Wunden lag oder sogar in sie
einschnitt, verursachte ich ihm ständig Schmerzen, insbesondere, da sie
teilweise durch eingetrocknetes Blut festklebte und Gewebe mitriss. Um ihn und
in erster Linie auch mich zu beruhigen, flüsterte ich unentwegt vor mich hin:
"Es tut mir so leid. Das wird jetzt wehtun. Entschuldige. Deine Schwester
holt Hilfe! Entschuldige. Dann bringen wir dich gleich ins Krankenhaus und
alles wird gut. Das wird jetzt wieder wehtun. Verzeih."
    Endlich war er frei. Ich wollte seine Verletzungen begutachten, wurde jedoch
von einer Männerstimme abgelenkt. "Sie sollte doch im Zimmer sein. Wir
müssen das Mädchen finden und vergesst nicht, keine Zeugen!"
    Wie waren die Söldner nur auf die Idee gekommen, mich hier zu suchen. Keine
Zeugen, bedeutete sie würden Michael töten, sollten sie uns entdecken. Das
konnte ich nicht riskieren. Ohne zu überlegen, flüsterte ich: "Mich wollen
sie lebend", schlich aus dem Heuspeicher und zum anderen Ende des Stalles.
Ich plante, die Männer soweit wie möglich von Michael wegzulocken. Bei einem
kurzen Blick über meine Schulter glaubte ich zu sehen, wie er seine Hand in
meine Richtung streckte. Einer der Männer wollte die Türe zum Heuspeicher
öffnen. Um Michaels Entdeckung zu verhindern, machte ich mit meinem Fuß ein
lautes Geräusch, woraufhin der Kopf des

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