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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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sie hinunterzuziehen. Zur selben Zeit war der Mittelgroße damit
beschäftigt, sich der Jeans zu entledigen. Bei einem weiteren
Verteidigungsversuch gelang es mir, mit dem Fuß seine Nase zu brechen. Er
schrie auf und mein Tod war in seinen Augen zu sehen. Er holte mit der Hand aus
und im nächsten Moment schwebte er über mir und flog im hohen Bogen durch den
Raum.
    Michael war da, seine Wunden fast verheilt und er kochte vor Wut. Ich sah ihn
und meine Angst verschwand. Ich war gerettet. Daniel hatte Michael begleitet.
Wenige Minuten später waren alle Männer tot. Warum es so lange dauerte? Meine
Retter genossen es sichtlich und ersparten den Söldnern nichts. In den ersten
20 Sekunden wurden sie bewegungsunfähig gemacht und anschließend nahmen sie
sich einen nach dem anderen vor. Ich schloss meine Augen und erst als die
Schreie verstummten, wagte ich es, sie wieder zu öffnen. Was ich gesehen hatte,
war grausam genug, um mich für Monate mit Albträumen zu verfolgen.
    Daniel sah rosiger aus als jemals zuvor und Michael war vollständig geheilt. Er
kniete sich neben mich und so gewalttätig, wie er noch zuvor zu den Männern
war, so liebevoll und vorsichtig löste er das Klebeband von meinem Mund und
befreite meine Hände. Er redete mir mit zärtlicher Stimme zu, küsste mich und
begann meine Verletzungen zu evaluieren. Er sprach mehr zu sich selbst als zu
mir: "Gebrochenes Jochbein, mindestens eine gebrochene Rippe, ein
gebrochener Fuß und ein paar blaue Flecken. Nicht so schlimm, das wird
wieder."
    Auch wenn er es zu verbergen versuchte, konnte ich erkennen, dass er immer noch
in Rage war. Daniel hingegen wirkte aufgeregt und euphorisch. Man hätte glauben
können, er käme gerade von einem Fest. Er war ein Vampir, vielleicht war genau
das seine Vorstellung eines gelungenen Abends. Er kniete sich auf der anderen
Seite neben mich und sagte: "Seitdem du aufgetaucht bist, ist endlich
wieder mal was los. So viel Spaß hatte ich schon seit Jahren nicht mehr."
    Überfordert schluckte ich. Wie sollte ich mit dem Ganzen umgehen? Sie hatten
mich gerettet, wofür ich verdammt noch mal dankbar sein sollte. Auf der anderen
Seite hatten sie gerade vier Männer kaltblütig ermordet. Wenn ich ehrlich war,
hätte ich von Daniel nichts anderes erwartet, aber von Michael?
    Scheinbar war ich doch naiver, als ich dachte. Ich ließ mir meine Zweifel nicht
anmerken und versuchte neutral zu klingen, als ich fragte: "Musstet ihr
sie wirklich töten? Jetzt können sie uns nicht mehr verraten, wer sie engagiert
hat, und was machen wir mit den Leichen?"
    Michael küsste mich auf die Stirn. "Glaub mir, sie hätten nichts
gewusst."
    Bevor er weitersprach, zwinkerte er mir zu, eine Geste, die mir bei ihm sehr
gefiel. "Die Leichen lass meine Sorge sein."
    Er und Daniel trugen die Toten aus der Hütte und beseitigten das Blut. Daniel
hob mich hoch. "Komm mit raus, das willst du vielleicht sehen."
    Auf einer kleinen Lichtung stand Michael. Vor ihm aufgestapelt lagen die toten
Männer. Er hob die Hände und drehte sich langsam im Kreis.
    Im Zuge dieser Bewegung bildete sich um ihn herum ein goldener, sich kreisförmig
ausbreitender Nebel. Dieser bedeckte die Körper und es waren nur noch deren
Schatten zu erkennen. Die Schatten zerfielen und wurden in den Boden
aufgenommen, währenddessen begannen vielerlei Pflanzen aus der Erde zu
sprießen. Wo zuerst die Toten lagen, war nun ein Blumenmeer, das im sich
lichtenden Nebel glitzerte. Ich konnte sogar eine Lotusblüte erkennen. Die
hatte hier wirklich nichts zu suchen. Es war das Erschreckendste und
gleichzeitig Schönste, das ich jemals gesehen hatte. Michael nahm mich aus Daniels
Armen und trug mich zu ihrem Auto.
    "Die Männer hatten ein Foto von mir und einen Plan des Hauses."
    Michael sah Daniel an und dieser rannte zurück. Kurz darauf stand er mit einem
vielsagenden Grinsen wieder neben uns. Worüber freute er sich so?
    Ich sah Michael an und fragte: "Wie hast du mich gefunden?"
    "Daniel hatte dein Blut gekostet. Also war es für ihn kein Problem, dich
aufzuspüren."
    "Wie praktisch", ich klang nicht sehr überzeugend.
    "Vielleicht sollte ich vorsichtshalber noch einmal von dir kosten? Man
weiß ja nie, wann du wieder verloren gehst."
    Mich zu provozieren schien Daniel zu amüsieren. Ich beschloss, ihn einfach zu
ignorieren. Es war erschreckend, wie selbstverständlich für ihn Menschen
Nahrung waren. Michael machte es mir auf der Rückbank gemütlich, setzte sich
hinters Lenkrad und wir

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