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Terakon

Terakon

Titel: Terakon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Klima
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einfach zu
warten, bis er sich wieder beruhigt hatte. Jeremeia blieb in der Türöffnung
stehen und nach einer Weile sagte Michael: "Ich werde Iveria bitten, dich
noch heute nach Hause zu bringen. Sie wollte sowieso nach Salzburg fahren und
deine Anwesenheit hier ist nicht mehr erforderlich."
    Er und Jeremeia wollten gerade das Zimmer verlassen, als ich fragte: "Was
wollte Nikelaus von mir?"
    Er war blitzschnell vor mir, streichelte mir die Wange und sagte: "Nächste
Woche in Salzburg nehme ich mir Zeit und wir sprechen über alles, aber jetzt muss
ich los."
    Ich atmete lange und genervt aus: "Nächste Woche gibt es keine Ausrede
mehr."
    Er war weg bevor ich fertig gesprochen hatte.

Andreas
    Eine Stunde später kam Iveria schlecht gelaunt ins Zimmer.
Ich hatte bereits das Wenige, das mir gehörte zusammengepackt und war bereit
aufzubrechen. Sie machte eine ‚komm mit‘ - Geste und ich folgte ihr zum Auto,
einem Mercedes SLS AMG, und stieg ein. Wir waren bereits eine halbe Stunde
unterwegs und Iveria hatte noch immer kein Wort gesprochen. Ich wusste, dass es
das Beste wäre meinen Mund zu halten, aber manchmal entscheidet man sich
einfach für das Falsche. "Ist es ein Problem für dich, dass ich
mitfahre?"
    Keine Antwort, aber das Auto beschleunigte. Ich sah auf den Tacho, sie fuhr mit
über 180 km/h über die Landstraße. "Wie es scheint, haben wir es
eilig."
    Sie warf mir einen mehr als genervten Blick zu und fauchte: "Ja!"
    Aber in ihrer Stimme war etwas Trauriges. Spontan fragte ich: "Was ist
passiert, warum bist du so traurig?"
    Die Reifen quietschten als sie bremste und das Auto an den Straßenrand riss.
Ängstlich machte ich mich auf Schmerzen gefasst. Sie sprang aus dem Auto,
entwurzelte den nächstbesten Baum und schleuderte ihn von sich weg. Dieser
donnerte 20 Meter entfernt in eine Fichte. Dann nahm sie sich den nächsten vor.
Ein Tornado hätte vermutlich nicht mehr Schaden angerichtet. Eigentlich wollte
ich mich hinter dem Auto verstecken bis sie sich beruhigt hat, aber als ich sah
das sie weinte, ging ich langsam auf sie zu und umarmte sie. Sie klammerte sich
schluchzend an mich und wir stürzten wegen meines Gipsfußes gemeinsam zu Boden.
    Minuten später lag Iveria mit ihrem Kopf auf meinem Schoß und ich streichelte
ihr beruhigend durchs Haar. Sie begann hysterisch und selbstironisch zu lachen.
"Wer hätte das gedacht, Iveria die Erbarmungslose, heult in den Armen
eines kleinen Menschenmädchens."
    Dann sprang sie auf und sagte: "Wir müssen weiter."
    Sie zog mich vom Boden hoch und ich humpelte zum Auto. Als wir wieder über die
Landstraße bretterten, fing sie zu sprechen an: "Meine Lebensgefährtin
wird gerade operiert. Der Arzt hat gesagt, es sieht nicht gut aus und ich
sollte sofort kommen. Wir leben jetzt schon seit 40 Jahren zusammen. Als sie 30
war, wäre Daniel bereit gewesen, sie zu verwandeln, aber sie lehnte ab. Sie hat
immer gesagt, ihr wären 20 oder 30 Jahre mit mir im Tageslicht lieber, als eine
Ewigkeit in der Dunkelheit. Ich habe sie damals verstanden und ehrlich gesagt
dachte ich nicht, dass ich, wenn sie 70 ist, noch immer so an ihr hänge. Sie
könnte heute sterben und ich kann mir eine Existenz ohne sie nicht mehr
vorstellen. Selbst wenn sie die heutige Operation überlebt, bleiben ihr
wahrscheinlich nur noch ein oder zwei Jahre. Für jemanden meines Alters sind
zwei Jahre - nichts."
    Sie wollte direkt zum Krankenhaus fahren. Natürlich war ich einverstanden. Als
wir die Landesklinik Salzburg erreichten, fragte ich, ob ich mitkommen dürfte.
Die Klinik erinnerte mich von außen, mit ihren Schranken und den angrenzenden
Gebäuden, an eine Kaserne. Als wir auf der Krankenstation ankamen, war die
Operation bereits vorbei und die Ärzte sagten, sie hätte noch einmal Glück
gehabt. Im Krankenzimmer lächelte uns eine nette alte Dame entgegen, die
versuchte ihre Schmerzen zu verbergen. Sie sah genau so aus, wie man sich eine
liebevolle Oma vorstellt, graue Haare, ein gutmütiges, rundes Gesicht mit
starken Falten unter den Augen und um den Mund. Man konnte erkennen, dass sie
einmal eine außergewöhnlich hübsche Frau gewesen war. Iveria ging zu ihr,
nannte sie Liebling und küsste sie. Offiziell waren sie wegen des
augenscheinlichen Altersunterschiedes Mutter und Tochter. Aber sie küsste sie
nicht wie eine Tochter ihre Mutter küssen würde. Die alte Dame wirkte schwach.
Sie betrachtete mich neugierig und ich stellte mich vor: "Hallo, mein Name
ist Melanie, ich bin Michaels", ich

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