Terakon
Aber
ich vertrete die Meinung, was zwischen einem Mann und einer Frau im Bett
passiert, geht niemanden etwas an und daran hielt ich mich auch. Astrid und
Alexandra waren durch mein Schweigen enttäuscht und erzählten mir ungefragt ein
weiteres Mal was Andreas gesagt hatte, sie ließen nichts aus. Keinem entging,
wie glücklich ich war und beinahe jeder fragte nach dem Anlass. Später tauchte
Andreas auf und als er mir dieselbe Frage stellte, erklärten ihm Astrid und
Alexandra fast synchron und mit Genuss, dass ich die Nacht mit meinem Schatz
verbracht hatte. Geknickt sagte er: "Ich wünschte ich hätte dich so zum
Strahlen gebracht. Es freut mich, dass du glücklich bist", umarmte mich
und verließ uns. Nun tat er nicht nur mir leid, auch die zwei Damen neben mir
bekamen ein schlechtes Gewissen. Als ich mit den beiden die Uni verließ,
wartete Michael bereits auf mich. Er parkte mit seinem Auto auf der
gegenüberliegenden Straßenseite. Als er mich sah, lief er mir entgegen. Es
frustrierte ihn sichtlich, sich in menschlicher Geschwindigkeit zu bewegen. Um
ihn zu begrüßen, drängten sich Astrid und Alexandra kichernd neben mich. Ich
muss gestehen, ihr Verhalten war mir fast ein wenig peinlich. Bevor ich sie mit
ihm verließ, flüsterte mir Astrid noch, "falls du ihn nicht mehr willst,
nehme ich ihn jeder Zeit", ins Ohr.
Auf dem Weg zum Auto legte Michael selbstbewusst seinen Arm um mich. "Komm
ja nicht auf die Idee mich an Astrid weiterzureichen."
Ich lachte laut: "Ich bin doch nicht verrückt. Was haben wir heute vor?"
"Wenn du einverstanden bist, schauen wir uns heute mit Stefan und Iveria
einen Film an. Sie wollten dich gerne wieder sehen."
Ich fragte mich ob sie wirklich mich wiedersehen wollten oder ihm einen
Gefallen taten.
Es war ein gutes Gefühl mit ihm im Auto zu sitzen. Ich war glücklich. Es ist
ein großes Geschenk, wenn man mit jemanden, ohne ein Wort zu sprechen,
glücklich sein kann. Ich wollte diesen Moment auskosten, aber mein Telefon
klingelte. Es war Silvia, eine Arbeitskollegin. Sie wohnte mit ihrem alkoholabhängigen
Freund Marcel zusammen. Sie klang panisch. Scheinbar hatten sie sich gestritten
und sie wusste nicht wohin. Sie war ganz in der Nähe und ich bot ihr an, meine
Wohnung zu benützen. Vorsichtig sagte ich: "Ich glaube, ich schlafe heute
auswärts", woraufhin Michael zustimmend nickte. Ich hatte heute Morgen
vorsichtshalber meine Zahnbürste und Reservekleidung mitgenommen. Wir trafen
uns mit Silvia, die am Boden zerstört war. Ich tröstete und umarmte sie und bot
ihr an, bei ihr zu bleiben, aber sie warf einen Blick auf Michael und
behauptete sie wäre lieber alleine. Ich sagte, sie solle sich in der Wohnung
ganz wie zu Hause fühlen und wir machten uns wieder auf den Weg. Als wir später
bei Michaels Haus ankamen, betrachtete ich es zum ersten Mal bei Tageslicht. Es
handelte sich um ein riesiges, prunkvolles Gebäude. Es war von einem hohen,
durch eine dichte Hecke versteckten, Zaun umgeben. Nur die breite Einfahrt
ermöglichte es, von außerhalb des Grundstückes einen Blick auf die Villa zu
werfen. Die Rosengitter an der Vorderfront des Gebäudes ließen vermuten, dass
es im Sommer hinter einer Rosendecke erstrahlen würde. Die Einfahrt war
geschwungen und endete direkt vor der Garage. Michael ließ das Auto vor dem mit
Schnitzereien verzierten Holztor stehen. Auf dem Weg ins Haus kam uns Iveria
entgegen. Sie leckte sich leicht die Oberlippe und sagte: "Du strahlst ja
förmlich."
Ich freute mich, sie zu sehen, daher umarmte ich sie und fragte wie es ihr
ginge. Sie lächelte verschmitzt: "Jetzt viel besser", woraufhin sie
von Michael einen missbilligenden Blick erntete. Wir gingen in ein Zimmer, das
ich noch nicht kannte. Es war ein sehr großer Raum mit einer riesigen Leinwand
und einer großen, bequemen weinroten Couch auf welcher Stefan lümmelte. Er
stand auf und bat ein wenig amüsiert um eine Umarmung. Bevor mir klar wurde was
so lustig war, hatte er seine Arme um mich gelegt und gab mir einen Kuss auf
die Wange. Michael wirkte genervt. "Okay Leute, es reicht wieder."
Woraufhin Alessandro, der gerade die Stiege herunter kam, sagte: "Komm
schon, sei nicht so geizig, ich habe mich so auf meine Begrüßung gefreut."
Nachdem ich verwirrt von Michael zu Alessandro gesehen hatte, stellte ich etwas
resignierend fest: "Ich habe ganz vergessen, dass ich für euch eine Art -
all you can eat Buffet - bin."
Bei Alessandros Anblick erinnerte ich mich sofort an Sarah. Seine
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