Terakon
lauschte ich fasziniert ihren Erzählungen.
"Kannst du auch zaubern?"
"Ein wenig schon."
Sie entzündete stolz eine Kerze, einzig und alleine durch die Kraft ihrer
Gedanken. Mich hatte sie beeindruckt. Michael und die anderen fanden, es wäre
ein netter Trick. Michael küsste mich. "Du bist süß, beinahe unbeeindruckt
beobachtest du wie Alessandro Sarahs Gedanken manipuliert und genauso
selbstverständlich schleuderst du Nikelaus durch den Raum, aber wenn Tanja eine
Kerze entzündet, machst du vor Begeisterung Freudensprünge."
"Sie ist ein Mensch, das kann man nicht vergleichen."
"Oh, und was bist du?"
Vor den Kopf gestoßen, warf ich ihm nur einen vorwurfsvollen Blick zu. Tanja,
die scheinbar aus unserem Gespräch ausgeschlossen wurde, hatte den
Themenwechsel nicht bemerkt und erklärte: "Man muss nur an eine
entstehende Flamme denken. Du darfst dich von nichts ablenken lassen. Ich habe
mein ganzes Leben trainiert. Voraussetzung ist natürlich ein gewisses magisches
Element. Das hat man oder hat man nicht. Weißt du was, versuche es doch
einfach."
Konzentrationsübungen hatten meine Eltern mit mir als Kind ständig gemacht.
Schüchtern sah ich zu Michael. Er zuckte mit den Achseln. "Versuchen
kannst du es, aber es wird nicht funktionieren. Versprich mir nicht enttäuscht
zu sein."
Aus Angst, es könnte womöglich doch funktionieren, spielte ich nur vor es zu
probieren. Natürlich entzündete sich die Kerze nicht. Michael umarmte mich von
hinten und küsste mich tröstend. Alleine dafür war es wert zu versagen.
Kurz darauf läutete mein Telefon. Andreas wollte wissen ob ich heute mit auf
das Fest komme. Sicherlich hatte er erfahren, dass ich in Michaels Gesellschaft
war. Nach meiner Absage bat er um ein Gespräch mit meinem Freund. Ich
ignorierte sein Anliegen und beendete das Telefonat mit einem kurzen "bis
Montag." Eine halbe Minute später rief er wieder an. Ich beachtete den
Anruf nicht, doch er versuchte es erneut. Ich drückte den Anruf weg und es
läutete wieder. Irgendwann hatte Michael genug von diesem Spiel, er nahm mir
das Handy aus der Hand. "Hallo, hier spricht Melanies Freund. Hast du mir
etwas zu sagen?"
Dann hörte er ihm zu, grinste und fragte: "Willst du mir drohen? Nein,
jetzt hörst du mir zu, wenn du sie noch einmal belästigst, lernen wir uns
persönlich kennen."
Er legte auf und gab mein Handy zurück. Irgendwann während des Telefonats hatte
Stefan, "der Junge ist lebensmüde", geflüstert. Mit ernsten
Gesichtsausdruck sagte Michael mit Nachdruck: "Schatz, wenn er noch einmal
versucht, sich dir aufzudrängen, dann sagst du es mir."
Natürlich, damit Michael ihm den Kiefer oder gleich das Genick bricht, ganz
sicherlich nicht. Da ich nicht Nein sagen konnte, nickte ich zögernd. Das Thema
wurde gewechselt und wir hatten noch viel Spaß. Irgendwann verabschiedeten wir
uns gut gelaunt von den anderen und Michael führte mich in sein Schlafzimmer.
Es war derselbe Raum, in dem ich nach dem Vampirangriff aufgewacht war. Kaum
fiel die Zimmertüre hinter uns zu, sprang ich hoch, schlang meine Beine um
seine Taille und küsste ihn glücklich. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl wir
wären ein ganz normales Paar. An Michaels Zimmer schloss ein Badezimmer an,
besser gesagt eine Badeoase. Sie war mit einer überdimensionalen, oval
geformten Badewanne, die mitten im Raum stand, ausgestattet. Er machte den
Vorschlag, sie zu nützen. Sofort einverstanden, folgte ich ihm ins Bad. Musik
war zu hören und um die Wanne waren bereits lauter kleine Teelichter
aufgestellt. Die Lichter brannten noch nicht. Ich fragte, ob ich es versuchen
dürfte. Er lachte: "Du gibst nie auf, oder?"
Ich zog meine Augenbrauen hoch, drehte den Kopf leicht zur Seite und erklärte
ihm: "Ich habe es vorhin gar nicht versucht."
Er machte eine ausschweifende Handbewegung über die Kerzen hinweg, die mir -
beginne - symbolisieren sollte. Ich schloss kurz die Augen, stellte mir vor wie
sich am Docht jeder Kerze eine kleine Flamme bildet, die dann immer größer
wird. Sie brannten alle und er sah mich lächelnd an. Ich hatte den Verdacht,
dass er und nicht ich dafür verantwortlich war. Als ich ihn darauf ansprach,
zuckte er mit den Achseln. Er drehte das Wasser auf und ich begann mich
langsam, zur Musik tanzend, auszuziehen. Er beobachtete mich dabei und sagte,
er sei der glücklichste Mann der Welt. Er genoss die Show und als Resultat
schafften wir es erst nach dem Sex in die Badewanne.
Am nächsten Morgen war ich alleine
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