Terakon
habe nicht vor, sie zu verletzen. Ich verstehe, dass du in einem Raum
voller fremder, beziehungsweise annähernd fremder Personen, nichts über sie
verraten wolltest, aber ich dachte, du würdest mir vertrauen."
"Das tue ich auch, wenn es nur um mein Leben geht. Aber wie gut kenne ich
dich wirklich?"
"Melanie es ist wichtig, bitte! Ich werde ihnen nichts tun und auch
niemandem verraten wo sie sich aufhalten."
"Kannst du mich nicht etwas anderes fragen? Irgendetwas."
"Du bist eine miserable Lügnerin und auf einmal unterdrückst du deine
Körpersprache, als hättest du es jahrelang geübt. Zugegeben, es ist dir nicht
konstant gelungen, aber du hast meinem Vater standgehalten, was schon fast
wieder beeindruckend war."
"Ich habe mit deinem Vater ‚Blödsinn oder Wahrheit‘ gespielt."
"Wie bitte?"
"Du weißt schon, das Spiel bei dem man versucht seine Mitspieler in die
Irre zu führen. Man versucht seine Körpersprache zu unterdrücken und die
Anderen müssen erraten, ob man lügt oder nicht."
"Von diesem Spiel habe ich noch nie gehört."
"Da bist du nicht der Einzige. Als ich es als Kind einmal mit meinen
Freunden spielen wollte, kannten sie es auch nicht."
"Wer hat dir das Spiel beigebracht?"
"Mein Vater. Er hat mir damals erklärt auf welche Signale ich achten muss,
um zu erkennen ob er log oder nicht. Er nannte es immer ‚Blödsinn oder Wahrheit‘.
Vielleicht heißt das Spiel ja in Wirklichkeit anders."
Er drehte den Kopf zur Seite, nahm seine Hand von meiner Schulter und stützte
sich an meiner Lehne ab. "Sarah hat erzählt, wenn es ums Ausgehen ging
hättest du früher keine Gelegenheit ausgelassen, aber seit ein paar Jahren
müsse sie dich regelrecht nötigen wegzugehen."
"Auf was willst du hinaus?"
"Wenn jemand mit deiner Ausstrahlung tanzt und sich amüsiert, würde ihn
kein Peri der Welt übersehen. Soweit ich weiß, bist du mit Sarah auch in
Innsbruck ausgegangen. Es ist fast unmöglich, dass du dort nie einem Peri über
den Weg gelaufen bist. Ist etwas vorgefallen?"
Langsam verstand ich, auf was er hinaus wollte.
"Nein, nichts."
"Melanie, du lügst."
"Zugegeben es gibt einen Grund warum ich weniger ausgehe. Aber es ist
nicht das, was du glaubst."
"Erzähl es mir bitte."
"Warum willst du das wissen?"
"Weil ich dich besser kennenlernen möchte."
"Als Sarah nach Innsbruck zog, lebte meine Schwester Elke bereits dort.
Ich fuhr zu Sarah, um das Innsbrucker Nachtleben unsicher zu machen. Mein Vater
erlaubte es nur unter der Bedingung, dass ich nicht bei Sarah, sondern bei Elke
übernachte. Elke hatte gerade einen neuen Freund, irgendeinen Engländer. Ich
habe ihn nie zu Gesicht bekommen. Entgegen meiner Vorstellung weigerte sich
Elke, mich und Sarah alleine um die Häuser ziehen zu lassen. Es war das erste
Mal, dass sie mit uns ausging. Der Abend wurde erstaunlicherweise lustig. Ich
lernte einen recht wilden jungen Mann kennen. Damals gefielen mir böse Jungs am
besten. Als Elke sah, wie ich mit ihm tanzte, na ja, du weißt ja wie ich sein kann,
wurde sie fuchsteufelswild und schliff mich regelrecht aus der Disko. Ich war
extrem sauer auf sie. Zuhause musste ich ihr versprechen mehr zu lernen,
weniger auszugehen und bei der Partnerwahl etwas anspruchsvoller zu werden.
Immer noch beleidigt, fuhr ich am nächsten Tag ohne mich zu verabschieden nach
Hause."
Michael hatte mich die ganze Zeit über genau beobachtet und ihm war nicht
entgangen, dass Tränen in meinen Augen standen. Er fing eine Träne, die über
meine Wange floss, mit seinem Finger auf, zeigte sie mir und sagte: "Ich
verstehe nicht."
Ich versuchte nicht zu weinen oder weinerlich zu klingen: "Sie ist noch am
selben Tag gestorben."
"Und du hast versucht, dein Versprechen zu halten."
Ich war so damit beschäftigt nicht zu weinen, dass die einzige Antwort, die ich
ihm gab, ein Kopfschütteln war. Er umarmte mich und ich heulte los. Als ich
mich wieder beruhigt hatte, erklärte ich: "Ich hatte nach ihrem Tod
einfach keine Lust mehr auszugehen. Vor ihrem Tod hatte ich mich zwar oft recht
provokant verhalten, war in Wirklichkeit aber immer sehr brav. Ich wurde älter
und verlor auch meine Vorliebe für Troublemaker."
Er küsste mich auf die Stirn: "Ich wusste nicht, dass du eine Schwester
hattest. Sarah hat nichts davon erwähnt."
"Eigentlich war sie meine Cousine mütterlicherseits. Ihre Mutter starb,
als ich ein Jahr alt war. Meine Eltern adoptierten sie und wir wuchsen wie
Schwerstern auf. Sie war 8 Jahre älter als
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