Teranesia
dass die ›Wissenschaft der Entropie des neunzehnten Jahrhunderts‹ endlich von der ›Wissenschaft der Ökotropie des einundzwanzigsten Jahrhunderts‹ überwunden worden war.«
»Ich konnte mich nur noch nicht für einen Titel entscheiden«, sorgte er sich. »Es braucht einen guten Titel, um sich zu verkaufen. Was finden Sie besser: Das Genesis-Gen, Der achte Tag der Schöpfung oder Das siebente Wunder?«
Prabir grübelte. »Wie wäre es mit Das zweite Ejakulat Gottes?« Damit waren die drei Themen des Buches präzise zusammengefasst: Religiosität, Überflüssigkeit und der klebrige Erguss akademischer Masturbationen.
Sutton schien zunächst recht angetan, doch dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Ich möchte zwar auf einen separaten Schöpfungsakt anspielen, aber das ist mir doch… zu genital fixiert.« Er starrte mit angestrengtem Stirnrunzeln ins Leere. Plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Gäas Bastarde. Das ist es! Das ist perfekt! Ökologie und ein gewisses Etwas. Die Natur, die alle Regeln bricht, die sich auf Abwege begibt, um die Erde im Gleichgewicht zu halten! Damit kann es nur ein Bestseller werden!«
*
Am nächsten Morgen traf sich Prabir mit Grant; gemeinsam gingen sie zum Hafen hinunter, wo ihr Schiff angelegt hatte. Es war ein zwanzig Meter langes magnetohydrodynamisches Fahrzeug mit einer einzigen großen Kabine, die zum Teil unter Deck lag. Der größte Teil des Raumes wurde von Ausrüstungsgegenständen eingenommen. Grant zeigte ihm die Koje, wo er schlafen würde, in einer engen Nische hinter mehreren Schränken. »Ich fürchte, Sie werden nicht viel Privatsphäre haben. Vielleicht verstehen Sie jetzt, warum ich keine sechs Matrosen und einen Koch mitnehmen wollte.«
»Ja. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, unter so luxuriösen Bedingungen zu reisen. Das hier ist weitaus mehr, als ich jemals zu hoffen wagte.« Er kehrte seinem »Quartier« den Rücken zu und betrachtete ein Regal voller Spektrometer und Chromatographen; auf einem halben Dutzend Chips war hier ein komplettes chemisches Analyselabor untergebracht. »Ich habe keine Ahnung, was ein selbständiger Biologe treibt, aber die Arbeit scheint Ihnen ein gutes Einkommen zu sichern.«
Grant gluckste amüsiert. »All diese schönen Sachen gehören mir gar nicht; sie wurden mir lediglich von meinem Sponsor zur Verfügung gestellt.«
»Darf ich fragen, um wen es sich handelt?«
»Eine pharmazeutische Firma.«
»Und was verspricht man sich von solcher Großzügigkeit?«
»Das muss sich erst noch zeigen. Aber in der Molekularbiologie gibt es keine nutzlosen Entdeckungen. Im schlimmsten Fall können sie es immer noch mit dem Patenthandel versuchen, sodass ein anderer mit den Kosten dasitzt, wenn sich schließlich herausstellt, dass die Sache keinerlei kommerziellen Wert hat.«
Sie setzten sich auf das Deck und unterhielten sich eine Weile, während sie auf den Hafen hinausblickten. Die Luft war feucht, aber immer noch recht kühl. Die Fischerboote waren schon längst unterwegs, sodass es am Kai verhältnismäßig ruhig zuging. Als Grant ihn nach seiner Kindheit fragte, erzählte Prabir von den seltenen Ausflügen seiner Familie nach Ambon und versuchte den Eindruck zu erwecken – ohne tatsächlich zu lügen –, dass sie die gesamte Umgebung bereist hatten. Doch als sie sich unumwunden nach der Tätigkeit seiner Eltern erkundigte, sagte er, dass sie ihren Lebensunterhalt mit dem Export von Meeresfrüchten verdient hatten.
»Also haben sie ein Vermögen erwirtschaftet und sich in Toronto zur Ruhe gesetzt?«
»Nein. Beide sind hier gestorben.«
»Das tut mir Leid.« Schnell wechselte sie das Thema. »Möchten Sie mir ein paar Fragen stellen? Um sich zu überzeugen, dass ich mit dem Schiff nicht gegen das nächste Riff fahre.«
Prabir zögerte, weil er sie nicht unabsichtlich verletzen wollte. »Benutzen Sie viel Alkohol?«
Grant reagierte entrüstet. »Doch nicht auf See!«
Prabir lächelte. »Nein, natürlich nicht. Wie konnte ich nur die altehrwürdige Seemannstradition der Nüchternheit vergessen.«
»Die gibt es tatsächlich. Sie geht zurück auf das nautische Arbeitsschutzgesetz aus dem Jahre neunzehnhundert… irgendwas.« Sie behandelte es wie einen Scherz, aber sie schien wirklich etwas verletzt zu sein. »War ich gestern so stark betrunken?«
Prabir erwiderte diplomatisch: »Zumindest hatten sie einen klareren Kopf als alle anderen Gäste in der Bar.«
Grant stand unvermittelt auf und streckte
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