Teranesia
könnte es nicht besser formulieren.«
Im ganzen Hof war es plötzlich still geworden. Prabir blickte sich neugierig um, weil er keine Ahnung hatte, was mit einem Mal die Aufmerksamkeit aller erregt hatte. Ein großer schwarzer Vogel, fünfzig oder sechzig Zentimeter lang, war auf einem der unbenutzten Tische gelandet; er hatte ihnen den Rücken zugewandt und putzte sich die Federn. Obwohl er so schwarz wie ein Rabe war, handelte es sich eindeutig um eine Kakadu-Art mit schmaler, fast fadendünner Haube. Er hatte solche Vögel gelegentlich auf der Insel gesehen, aber niemals im dicht besiedelten Herzen Ambons. Vielleicht war es ein Zeichen dafür, dass die Stadt tatsächlich Erfolge in der Bekämpfung der Umweltverschmutzung erzielt hatte.
Als der Vogel den Kopf drehte, um sich an der Schulter zu putzen, wurde eine Reihe scharfer brauner Zähne sichtbar, die in der Spitze seines Schnabels saßen.
Prabir spürte, wie ihm etwas warmer Urin über ein Bein lief. Zum Glück hatte er vor einer halben Stunde die Blase entleert, sodass kaum noch genügend vorhanden war, um seine Kleidung zu nässen. Er warf Lowe einen Seitenblick zu, der mit glasigen Augen auf das Geschöpf starrte. Niemand im ganzen Hof rührte sich oder sprach ein Wort. Der Vogel stieß einen kurzen krächzenden Laut aus, dann setzte er seine Körperpflege unter einem Flügel fort.
»Du bist ein braver Junge, nicht wahr? Du bist mein wunderbares Kind!« Eine Frau war von einem der Tische aufgestanden und näherte sich langsam dem Vogel. Sie gurrte leise und ging um ihn herum, damit sie ihn besser betrachten konnte. Prabir war zuerst entsetzt über ihr Verhalten, dann bewunderte er ihre Geistesgegenwart. Schließlich war dieses Wesen immer noch ein Kakadu und kein gefährlicher Raubvogel. Als Kind hatte er überhaupt keine Angst vor den ebenso beeindruckenden Cousins des Geschöpfes gehabt, und die Zähne konnten kaum mehr Schaden anrichten als der bloße Schnabel.
Ohne jemand Bestimmten anzusprechen, erklärte die Frau: »Ich kann kein Anzeichen einer Umkehrung der gewöhnlichen Fusion der Wirbel im Pygostylus erkennen. Keine rudimentären Krallen an den Flügelspitzen. Ich schätze, es ist naiv, nach solchen Dingen Ausschau zu halten, aber wen würde es nicht instinktiv zu einem Cherchez-la-theropode drängen?« Prabir konnte nicht genau beurteilen, ob sie schleppend sprach – sie hatte einen starken walisischen Akzent, auf den sein Ohr nicht kalibriert war –, aber ihre Bewegungen wirkten tatsächlich ein wenig unkoordiniert.
Dann griff sie nach den Beinen des Vogels. Dieser kreischte auf und sprang einen halben Meter hoch, dann landete er wieder auf dem Tisch und attackierte die Frau. Prabir stand auf, aber er war zu weit entfernt, um Hilfe zu leisten. Der Vogel schlug die Zähne in den Unterarm der Frau, zerrte mit heftigen Kopfbewegungen an der Haut, bis er den Schnabel öffnete und davonflog.
»Scheiße. Scheiße!« Die Frau starrte ihm wütend nach, dann betrachtete sie ihre Verletzung. »Bukkaie Fauna. Nahrungsreste. Speichel!« Sie warf den Kopf zurück und lachte begeistert, dann verließ sie hastig den Hof.
*
Prabir holte sie außerhalb des Hotels ein. »Entschuldigen Sie, bitte. Könnte ich kurz mit Ihnen reden?«
Die Frau bedachte ihn mit einem grimmigen Blick. »Was gibt es? Ich bin in Eile.«
»Ich verstehe. Ich will Sie nicht aufhalten; ich kann mich erklären, während ich Sie begleite.«
Sie schien nicht sehr glücklich über diesen Vorschlag, aber sie nickte widerstrebend. »In diesen Menschenmassen kann ich ohnehin nicht rennen; außerdem möchte ich vermeiden, ins Schwitzen zu kommen.« Prabir hielt es für unklug, sie darauf hinzuweisen, dass ein solches Vorhaben von vornherein zum Scheitern verurteilt war – sofern sie nicht in den nächsten dreißig Sekunden ein Taxi mit Klimaanlage herbeizaubern konnte.
»Ich versuche«, sagte er, »Kontakt zu irgendeinem Mitglied der Expedition zu bekommen. Glauben Sie, dass Sie mir eine Kopie der Reiseroute besorgen könnten?« Sie musste später in Ambon eingetroffen oder überraschend krank geworden sein, als die anderen aufgebrochen waren. Da sie noch nicht aufgegeben und die Heimreise angetreten hatte, schien sie zu beabsichtigen, irgendwann wieder zu ihren Kollegen zu stoßen. Wenn er ihr anbot, die Kosten zu teilen, wäre sie vielleicht sogar einverstanden, ihn mitzunehmen.
Sie benötigte einige Sekunden, um seine Frage zu verstehen. »Sie meinen die Biologen von der
Weitere Kostenlose Bücher