Teranesia
elegant«, sagte Prabir. »So sollte ein Schiff sein.«
Grant blieb unverbindlich. »Sie haben keinerlei Sehnsucht nach Segelromantik?«
»Danke. Hatten Sie jemals Sehnsucht danach, sich mitten in einem Nordseesturm mit Tauen und Segeln herumzuplagen?«
Grant lächelte. »Nein, aber…« Sie deutete auf den wolkenlosen blauen Himmel. »Als kleiner Junge müssen Sie sehr viel Zeit an Bord von prahus verbracht haben.«
Er schüttelte den Kopf. »Alles wurde mit Diesel betrieben. Wir lebten nie in den kleinen Dörfern, wo die Menschen noch ihre traditionellen Fischerboote bauten.« Das war nicht einmal gelogen, aber jedes Mal, wenn er über die Vergangenheit reden musste, spürte er, wie sich seine Gesichtsmuskeln unter der Anstrengung anspannten.
»Nun, die MHD-Technik ist dem Dieselmotor zweifellos überlegen«, räumte Grant ein. »Obwohl ich selbst nie den Begriff ›elegant‹ benutzen würde. In dieser Hinsicht übertrifft selbst ein gewöhnlicher Aal dieses Schiff um Längen.« Sie lehnte sich gegen die Sitzbank hinter der Konsole; sie wollte ihn aufziehen, aber Prabir konnte dem Köder nicht widerstehen.
»Das sind nur professionelle Vorurteile«, sagte er. »Ein Aal ist keineswegs ein optimaler Schwimmer, nur weil er in den letzten paar Millionen Jahren nichts an seinem Design verbessert hat. Er verschwendet die Hälfte seiner Energie damit, einfach nur am Leben zu bleiben, jede Zelle seines Körpers muss ernährt werden, ganz gleich, ob sie gerade etwas tut oder nicht. So ähnlich wie die Mannschaft, die Sie nicht anheuern wollten. Die Evolution hat einige Dinge recht gut gemeistert: Die Haut eines Hais minimiert Turbulenzen, die Schalen von Krustazeen sind außerordentlich fest für ihr Gewicht. Aber wir können immer etwas Besseres hervorbringen, wenn wir diese Tricks kopieren und zielstrebig verfeinern. Für ein Lebewesen sind solche Dinge immer nur Mittel zum Zweck. Zeigen Sie mir einen Aal ohne Gonaden, dann werde ich eingestehen, dass die Natur einen perfekten Schwimmer hervorgebracht hat.«
Grant lachte, aber sie musste widerstrebend zugeben: »In gewisser Weise haben Sie Recht: Es kostet uns jedes Mal sehr viel Energie, um ein neues Schiff zu bauen, aber es ist durchaus praktisch, diesen Vorgang vom sonstigen Treibstoffverbrauch zu trennen. Ich würde mich nur ungern an Bord eines schwangeren Schiffs begeben, ganz zu schweigen von solchen, die potenziellen Partnern zu imponieren versuchen, indem sie sich gegenseitig rammen. Und selbst Schiffsingenieure müssen sich nicht fortpflanzen, denn sie brauchen nur gute Baupläne, die sich memetisch verbreiten. Aber völlig lassen sich diese Vorgänge niemals von der Biologie abkoppeln. Irgendwer muss irgendwo überleben und Kinder bekommen, damit die Pläne weitervererbt und verbessert werden können und damit irgendjemand wieder ein neues Schiff bauen kann.«
»Natürlich. Ich will damit nur sagen, dass die Technik in der Lage ist, die Natur zu übertreffen, weil sie nicht ständig im Kampf um Leben und Tod steht. Wenn ein Organismus hochspezialisiert ist, um seinen Fortpflanzungserfolg zu maximieren, ist das nicht dasselbe wie die Verkörperung der idealen Lösung jedes Einzelproblems, mit dem dieser Organismus konfrontiert wird. Die Evolution kommt uns so erfindungsreich vor, weil sie sehr viel Zeit hatte, alle Möglichkeiten auszuprobieren, aber sie kann sich keine wirklichen Risiken erlauben – und schon gar keine Schrullen. Wir dagegen können über unsere wunderbaren Fehler lachen. Der Evolution bleibt keine andere Möglichkeit, als sie zu töten.«
Grant warf ihm einen verwunderten Blick zu, als würde sie sich fragen, welchen empfindlichen Nerv sie getroffen haben mochte. »Ich glaube nicht, dass wir wirklich unterschiedlicher Meinung sind«, sagte sie. »Ich denke, dass ich einfach nur bereit bin, Schönheit zu genießen, wenn ich ihr begegne. Im Vergleich zum durchschnittlichen Säugetiergenom würden sich die tintenbeklecksten Notizbücher eines syphilitischen Poeten aus dem achtzehnten Jahrhundert vergleichsweise sinnvoll und ordentlich ausnehmen – wegen all der recycelten, redundanten und duplizierten Gene, die sich divergierend entwickelt haben. Aber wenn ich mir anschaue, wie gut es funktioniert – wie all die verschlungenen Regulationsmechanismen nahtlos zusammenpassen –, dann verursacht es mir trotzdem eine Gänsehaut.«
Prabir wandte ein: »Aber wenn die Mechanismen nicht zusammenpassen würden, könnten Sie sie gar nicht
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