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Teranesia

Titel: Teranesia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Geschenk vom Himmel, und ich habe nicht einmal ein Bild gemacht.«
    Prabir gab sein Vorhaben auf zu warten, bis er gefragt wurde. »Wenn Sie einen Guide suchen«, sagte er, »würde ich den Job ohne Bezahlung übernehmen. Ich würde sogar für meine eigene Verpflegung sorgen. Der einzige Haken besteht darin, dass ich Sie vielleicht irgendwann allein lasse, um mich mit meiner Schwester zu treffen. Aber Sie haben Karten und Übersetzungssoftware. Es ist ja nicht so, dass Sie ohne mich völlig hilflos wären.« Es fiel ihm schwer, den letzten Satz mit unbewegter Miene zu sprechen, da er selbst auf Karten und Software angewiesen war. Aber schließlich nahm er kein Geld unter Vortäuschung falscher Tatsachen an und brachte auch nicht das Leben dieser Frau in Gefahr. Sie war es, deren Fähigkeiten die beste Garantie für eine sichere Reise darstellten.
    Grant betrachtete ihn mit einer Mischung aus Sympathie und Skepsis. »Wäre es nicht einfacher, wenn Sie Ihre Schwester anrufen? Ich kann nicht garantieren, dass wir auch nur in die Nähe der Expedition kommen.«
    Das war allerdings richtig. Doch auch wenn Madhusree versprochen hatte, nichts über die Arbeit ihrer Eltern zu verraten, hatte Prabir keine Zweifel, dass sie trotzdem alles versuchen würde, um die Expedition in die gewünschte Richtung zu lenken. Wenn es ihm möglich war, dasselbe zu tun, würde ihn das nicht nur zu Madhusree führen, sondern er wäre Grant obendrein von viel größerem Nutzen als der erfahrenste Reiseführer, den Ambon zu bieten hatte.
    Er hob die Schultern. »Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen. Ich meine, schließlich stehen die Aussichten noch schlechter, sie auf anderem Wege zu erreichen.«
    Grant schien immer noch irgendwelche Bedenken zu hegen. »Sie müssen sich nicht sofort entscheiden«, sagte Prabir. »Denken Sie in Ruhe nach. Schlafen Sie eine Nacht darüber.« Er griff nach seinem Notepad, um ihr seine Nummer zu geben.
    »Können Sie mir wenigstens verraten«, sagte sie, »warum Ihre Schwester nicht möchte, dass Sie sie finden?«
    Prabir blickte sie eine Weile an, während er überlegte, wie er diese Frage auffassen sollte. Haben Sie an etwas Bestimmtes gedacht, Memsahib? Glauben Sie, ich bin gekommen, um sie zu einer arrangierten Hochzeit zu schleifen? Dass ich meinen Beitrag zur internationalen Verschwörung leiste, die sich zum Ziel gesetzt hat, alle Frauen in die Purdah zu werfen? Nein, das war unfair. Grant wusste überhaupt nichts von ihm; sie musste keine Rassistin sein, wenn sie Bedenken hatte, ihm bei einer ungewollten Verfolgungsjagd behilflich zu sein.
    Er suchte nach einer Möglichkeit, wie er ihre Sorgen zerstreuen konnte. »Haben Sie Kinder?«, fragte er.
    »Ja, einen Sohn.«
    »Wie alt ist er?«
    »Vierzehn.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Zu Hause bei seinem Vater, in Cardiff.«
    »Stellen Sie sich vor, er würde mit Freunden zum Zelten aufs Land fahren. Dann sehen Sie, dass es schlechtes Wetter geben wird, aber Sie wissen genau, dass er niemals dieselbe Schlussfolgerung aus dieser Beobachtung ziehen würde. Was meinen Sie, wie er reagieren würde, wenn Sie ihn anrufen und vorschlagen, dass Sie zum Zeltplatz hinausfahren, nur um die Dinge im Auge zu behalten? Damit er von Ihrer Erfahrung profitieren kann?«
    »Okay, ich habe verstanden«, sagte Grant besänftigt. »Aber wieso glauben Sie, dass das Wetter schlechter wird? Weswegen haben Sie solche Angst um sie?«
    »Ich weiß es nicht genau«, gestand Prabir ein. »Vielleicht irre ich mich. Vielleicht mache ich einen Fehler. Aber das ändert nichts an dem, was ich fühle.«
    Grant hatte sich durch diese Antwort offensichtlich nicht völlig überzeugen lassen. Aber sie wusste auch nicht, welche Frage sie als nächste stellen sollte. So einfach ließ sich dieses Problem nicht lösen. »Also gut«, sagte sie schließlich. »Ich werde nicht tiefer bohren. Seien Sie morgen früh um acht hier, dann zeige ich Ihnen das Schiff.«

8
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    Beim Abendessen konnte Prabir Lowe und Co. aus dem Weg gehen; stattdessen landete er an einem Tisch mit Paul Sutton, einem englischen Wissenschaftsjournalisten, der hier für ein Buch über die Mutanten der Molukken recherchierte. Wie Sutton beteuerte, »waren sie ein Beweis für einen ›kosmischen Imperativ der Biodiversität, der den Gesetzen der Physik immanent‹ war und als Ausgleich für das durch menschliche Aktivitäten verursachte Aussterben vieler Spezies fungierte. Die eindeutig nicht-zufällige Natur der Mutationen zeigte,

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