Teranesia
Rücken klammern konnte. Er schien sich nichts gebrochen zu haben, aber der Kampf hätte ihn mehr geschwächt, als ihm bisher bewusst gewesen war. Sie trug ihn wie ein Kind zum Ufer und manövrierte ihn aufs trockene Land, bevor sie selbst aus dem Wasser stieg. Sie hob den schweren Ast auf, mit dem sie den Python bewusstlos geschlagen hatte, dann packte sie ihn und brachte ihn auf die Beine. »Kommen Sie. Erst einmal weg vom Wasser, dann können wir uns ausruhen. Sie wird bald wieder aufwachen.«
Prabir folgte ihr taumelnd, während er immer noch ihre Hand hielt. Er fragte sie auf Englisch: »Sie sind Biologin, nicht wahr? Sie gehören zur Expedition?«
Sie blickte ihn stirnrunzelnd an und antwortete auf Englisch. »Sie sind kein Molukke? Ich weiß, dass es hier keine Dörfer gibt, aber – sind Sie Wissenschaftler?«
Prabir lachte. »So muss es wohl sein, nicht wahr?« Weiche niemals von der Lügengeschichte ab. Dann gaben seine Beine nach.
Sie ging neben ihm in die Hocke. »Okay, wir ruhen uns ein wenig aus, dann bringe ich Sie zurück zum Basislager.«
»Was haben Sie hier gemacht?«
Sie deutete mit einem Nicken auf die Schlange, deren Kopf immer noch auf den Mangrovenwurzeln lag, wo die Frau sie attackiert hatte. Wie es schien, kam sie allmählich wieder zu sich. »Ich habe sie beobachtet. Und andere Dinge. Allerdings ziehe ich es vor, ihnen nicht so nahe zu kommen wie Sie.« Sie lächelte unsicher und fügte dann hinzu: »Sie haben Glück gehabt. Nachdem sie bereits eine Beute gepackt hatte, war ich mir nicht sicher, ob die Imitation eines Tieres in Schwierigkeiten überhaupt ihre Aufmerksamkeit erregen würde. Ich habe irgendwann einen Aufsatz gelesen, in dem es um den Antagonismus von extremen Stimuli und Hemmungssignalen ging.«
Die Schlange glitt benommen von den Mangroven; ihr Körper kam in einer horizontalen Sinuswelle an die Wasseroberfläche, als sie davonschwamm. Sie musste mindestens zwanzig Meter lang sein.
»Wovon leben sie?«, fragte Prabir fassungslos. »Hier gibt es doch gar nicht so viele Touristen.«
»Ich glaube, normalerweise fressen sie Wildschweine. Aber ich habe auch schon eine gesehen, die es mit einem Salzwasserkrokodil aufgenommen hat.«
Er sah sie blinzelnd an, dann sprang er unvermittelt auf. »Hier gibt es Krokodile? Meine Begleiterin ist hier irgendwo.« Er lief aufgeregt zum Ufer. »Martha? Martha!«
Plötzlich tauchte Grant hinter ihm aus dem Dschungel auf. Sie schien ihn scherzhaft für seine Trödelei tadeln zu wollen, bis sie seine Retterin entdeckte. Sie zögerte, als würde sie darauf warten, dass man sie miteinander bekannt machte, dann stellte sie sich selbst vor. »Ich bin Martha Grant. Ich bin mit Prabir hier, wir wurden getrennt.«
»Seli Ojany.« Sie gingen aufeinander zu und gaben sich die Hand. Grant drehte sich erwartungsvoll zu Prabir um; ihr schien klar zu sein, dass ihr etwas Bedeutendes entgangen war, aber sie wusste nicht, wie sie anfangen sollte. Wenn der Python nicht geflüchtet wäre, hätte er einfach darauf gezeigt und alles weitere mit einer flüchtigen Pantomime angedeutet.
Ojany starrte ihn ebenfalls an, aber mit einem fassungslosen Gesichtsausdruck. »Sie sind doch nicht etwa Prabir Suresh? Madhusrees Bruder?«
»Genau der.«
»Sie sind ihr von Toronto bis hierher gefolgt?«
»Ja.«
Ojany Gesicht entspannte sich zu einem entzückten Grinsen.
»Dann stecken Sie in ernsthaften Schwierigkeiten«, sagte sie.
10
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Das Schiff der Expedition war außerhalb des Riffs vor Anker gegangen. Die Biologen waren mit kleinen Booten gelandet und hatten mehrere Zelte auf einer Grasfläche nicht weit vom Strand entfernt errichtet. Es war Nachmittag, und kaum jemand hielt sich im Lager auf; fast alle waren bei der Arbeit. Doch eins der Expeditionsmitglieder hatte sich einen Tag frei genommen, eine Frau mit medizinischer Ausbildung; sie untersuchte Prabir und bestätigte, dass er keine Knochenbrüche hatte, dann gab sie ihm Glukose und ein Sedativum.
Da alle drei von oben bis unten mit Sumpfresten bedeckt waren, säuberten sie sich im Meer, während Ojany saubere Kleidung zusammensuchte. Prabir zitterte immer noch; die anderen hatten ihn ständig wie ein Kleinkind an der Hand nehmen müssen. »Na kommen Sie, mein Held«, sagte Ojany, »Sie dürfen vorübergehend mein Bett benutzen. Später werden wir Ihnen etwas für die Nacht organisieren.«
Prabir legte sich auf das Rechteck aus Schaum und starrte zum Zeltdach hinauf. Plötzlich erinnerte er
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